Hallo
Es ist etwas schreckliches passiert, aber zum Glück hat uns ganz schnell ein französischer Staatsanwalt berichten können, dass es die Absicht des Co-Piloten war.
Den Namen hat man auch gleich mit veröffentlicht, es gibt Fotos, Interviews mit irgendwelchen Spaziergängern bei der Segelflugschule und natürlich ist auch unsere Kanzlerin zum Unfallort geflogen anstatt einer trauernden Schule in NRW einen Kondolenzbesuch abzustatten.
Ich empfinde große Scham, nicht nur beim Blick in dieses immer mehr an Niveau verlierende "Luftfahrtforum", nein, die ganze Medienlandschaft, scheint so etwas wie Ethik nicht mehr zu kennen. Wenn selbst die TAZ schreibt "Der Copilot hat Flug 4U 9525 absichtlich abstürzen lassen.", dann läuft ganz gehörig etwas schief. Sollte jemand ein Medium kennen, welches kritisch reflektiert, bevor es sämtliche Schnellschüsse rausposaunt, ich wäre dankbar für die Adresse.
Ich schäme mich auch für meine Industrie, deren Produkte und Komplexität mich immer noch begeistern, in der aber seit ca. 20 Jahren eine Denkweise immer mehr an Einfluss gewinnt, die mit der ursprünglichen Faszination und ja, Ehrfurcht, nichts mehr zu tun hat.
Ein Voice Recorder wurde ausgewertet und nun ist alles geklärt? Das kann doch nicht euer Ernst sein, die Ihr meint, etwas von der Materie zu verstehen.
Wenn hier im Forum spekuliert wird, ist das eine Sache, aber jeder, der das Geschäft auch nur halbwegs kennt, hätte einem Reporter zu verstehen gegeben, das man vor der Auswertung sämtlicher Daten bzw. vor Veröffentlichung des preliminary reports der Untersuchungsbehörde noch gar nichts sagen kann. Die Medien brauchen aber diese geltungssüchtigen Scharlatane, schließlich will etwas geschrieben werden, um Leser- und Klickzahlen hochzuhalten.
Dabei erübrigt sich das Warten sowieso, denn wenn das Bureau d’Enquetes et d’Analyses (BEA) einen Unfall mit einem französischen Produkt untersucht, ist es sowieso ein Pilotenfehler, da kann man sich viel Aufwand und Zeit sparen. Ausnahme: Wenn eine Concorde für Alle sichtbar und gefilmt als brennende Fackel über Paris fliegt, dann ist das mit dem Pilotenfehler natürlich nicht so einfach hinzukriegen.
Es geht nicht darum, Verschwörungstheorien zu entwickeln, aber es sollte die Heuchelei der Politiker ebenso enttarnt werden, wie die Sensationsgier der Medien und das französische Gemauschel, wenn es gilt, die heimische Industrie zu schützen und das erwarte ich nicht zuletzt von einer Fachzeitschrift wie dieser und der sich schriftlich äußernden Leserschaft.
Warum haben wir in Europa eigentlich keine Behörde wie das NTSB? Immer, wenn es um Unfalluntersuchungen geht, ziehen unsere nationalen Behörden ins Feld. Meine Hoffnung, tatsächliche Klarheit zu erfahren, liegt in den US Behörden bzw. den amerikanischen Anwälten, denn schließlich sind 3 Amerikaner ums Leben gekommen. Die EASA hat sich schon längst dem Schutz der europäischen Luftfahrtindustrie verpflichtet und welche Nationalität besitzt der Executive Director? Es muss doch mal klingeln!
Dieses unfassbare Ausbleiben jeglichen Hinterfragens ist einfach nicht länger auszuhalten. Als kürzlich dem Finanzvorstand von Airbus rausrutschte, dass man ja über ein Ende der A380 nachdachte und der Aktienkurs daraufhin absackte, worüber wurde denn da gesprochen? Hält man den Herrn tatsächlich für so verblödet, dass ihm so etwas aus Versehen rausrutscht? Braucht Airbus einen hohen Aktienkurs? Nein, man braucht nämlich kein Kapital vom Kapitalmarkt, wenn man kein großes Projekt plant. Kann man als Insider mit einem sinkenden Aktienkurs Geld verdienen? Sehr wohl! Haben unsere Medien diese Frage gestellt? Nein!
Haben unsere Airlines nach dem "Selbstmord" in Namibia Konsequenzen gezogen? Nein! Ziehen sie jetzt welche? Ja! Sind afrikanische Piloten generell psychisch labiler als europäische und war es deshalb damals nicht nötig, bei uns Konsequenzen zu ziehen? Äh….
Schlechte Luft kann eine Menge mit dem menschlichen Verstand anstellen, was, wenn dadurch der Co-Pilot einfach von Sinnen war? Müsste man dann nicht endlich mal etwas gegen dieses jahrzehntelang bekannte Problem unternehmen? Welche Kosten wären denn damit verbunden, welche Baumuster wären theoretisch davon betroffen und welche Dringlichkeit hätte eine solche AD, wenn das Problem nun mindestens 150 Menschen das Leben gekostet hat? Außer der 787 dürfte wohl kein Flugzeug mehr abheben, wir sprechen hier über mehr als eine Billion Euro am Boden! Ich sage nicht, dass dieser Fall eingetreten ist, aber wenn es so war, werden wir es mit unseren zahnlosen Medienvertretern auch nicht erfahren (ja, hier kann sich die AERO Redaktion gerne angesprochen fühlen).
Viele andere Szenarien sind denkbar, aber lasst uns lieber bei der SelbstmordTHEORIE (denn bewiesen ist nichts) bleiben. Damit fliegen wir alle an besten. Niemand muss große Schadenswiedergutmachung leisten, keine technischen Veränderungen sind notwendig (na gut, schreiben wir halt ins Cabin Crew Operation Maunal, dass bei der Pipi-Pause eines Piloten der zweite Sitz besetzt werden soll) und hier im Forum kann man weiter in Sandkastenmanier streiten ob Boeing oder Airbus besser ist und wer wohl als nächstes eine A380 bestellt, abbestellt oder nicht bezahlen kann. Da schmeckt auch der Tomatensaft wieder!
Es geht mir nicht darum, gegen Frankreich zu wettern, ich habe sehr schöne Zeiten in Toulouse erlebt und weiß, dass die französischen Kollegen genauso unzufrieden mit der Entwicklung eines ehemals stolzen Unternehmens sind wie die deutschen, spanischen und englischen Freunde. Ein Grund mehr, möglichst viel Arbeit nach Indien zu verlegen und Kasachen, Rumänen und Mexikaner zu beschäftigen. Die sind nicht nur billig, die wissen auch nicht, welches fantastische Unternehmen hier in aller Öffentlichkeit zu einem Zerrbild seiner eigenen Tradition demontiert wird.
Nun bin ich wohl ein bisschen abgeschweift, aber da alle den Angehörigen der Opfer so viel Beileid bekunden, möchte ich hier der Familie von A. ganz viel Kraft wünschen, denn Sie sind doppelt gestraft. Einen Sohn zu verlieren und dann auch noch an den öffentlichen Pranger gestellt zu werden, ich wüsste nicht, wie ich man sowas aushalten soll. Ein Mensch ist solange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist! Dieses Dogma ist den "Machern" unserer Luftfahrtindustrie genauso wenig wert, wie Tradition, Verantwortung und die europäische Idee, die lange Zeit in dem Unternehmen Airbus sein Beispiel fand:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2354514/Airbus-Arbeitsplaetze-in-Gefahr%253F?setTime=2.104#/beitrag/video/2354514/Airbus-Arbeitsplaetze-in-Gefahr%3F
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