Luftverkehrsabkommen mit VAE
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Asienanbindung von BBI legt kontroverse Interessenlage offen

BBI
Bauarbeiten am Hauptstadtflughafen BBI, ©  Marion Schmieding / Alexander Obst, Berliner Flughäfen

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BERLIN - Eine umfassende Anbindung des 2011 eröffnenden Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) an Asien steht weiter unter Vorbehalten. Die Deutsche Lufthansa gibt gegenwärtig kein Bekenntnis zur Aufnahme von Asienverbindungen über BBI ab. "Im Moment planen wir keine Strecken über BBI nach Asien", sagte Thomas Kropp, Leiter Konzernpolitik der Deutschen Lufthansa, gegenüber aero.de.

"Allerdings können wir in diesem Zusammenhang noch nicht über den Winterflugplan 2011/2012 sprechen", schränkte Kropp ein. "In der aktuellen Wirtschaftskrise fliegen wir zunächst auf Sicht". Lufthansa schließe daher den Aufbau eines Asienverkehrs über BBI für die Zukunft nicht per se aus. In Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung "könnten die Karten noch einmal neu gemischt werden".

Der Flughafenbetreiber Berliner Flughäfen rechnet fest mit einem weitreichenden Asienangebot zur Aufnahme des BBI-Betriebs 2011. "Wir gehen davon aus, dass wir mit der BBI-Eröffnung den Verkehr in den Mittleren und Fernen Osten stärken werden, spekulieren aber nicht darüber, welche Airlines zusätzlich fliegen werden", erklärte Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughäfen, in einer E-Mail an unsere Redaktion.

Interesse, vakante Asienanbindungen des künftigen Hauptstadtflughafens auszufüllen, wird Emirates zugeschrieben. Die Fluggesellschaft hat mehrfach ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Verbindungen zwischen Berlin und Dubai erklärt. Über Dubai könnten Passagiere im Emirates-Netzwerk weiter nach Asien reisen.

Verkehrskontingent ausgeschöpft

Allerdings hat Emirates das ihr im Zuge des bilateralen Luftverkehrsabkommens zwischen Deutschland und den VAE hierzulande zugebilligte Flughafenkontingent bereits ausgeschöpft. Emirates ist es gegenwärtig gestattet, in Deutschland vier Flughäfen anzufliegen. Neben Frankfurt und München stehen Düsseldorf und Hamburg in den Flugplänen der Gesellschaft.

Will Emirates keinen dieser Flughäfen zu Gunsten eines BBI-Verkehrs aufgeben, müsste das Abkommen für Berlin folglich nochmals erweitert werden. Eine heikle politische Frage, in der es letztlich auch darum geht, wie viel deutschen und europäischen Hubverkehr die Bundesregierung aufzugeben bereit ist.

Die Berliner Flughäfen stehen der Emirates-Option offen gegenüber. "Wenn Emirates fliegen dürfte, würden sie es tun", sagte Kunkel. "Wir rechnen damit, dass das Thema Emirates 2010 wieder auf die Agenda kommt. Vor diesem Hintergrund sehen wir der weiteren Entwicklung gelassen entgegen und verstärken derzeit unsere Marketingaktivitäten im asiatischen und arabischen Raum."

"Als Hauptstadt benötigt Berlin Langstreckenverbindungen", erklärte Kunkel. Ob sich die Berliner Flughäfen in der Debatte für eine Erweiterung des Luftverkehrsabkommens zwischen Deutschland und den VAE aussprechen werden, ließ Kunkel offen. Der Flughafenbetreiber werde die Entwicklung aber "aufmerksam verfolgen".

Setzen sich die Berliner Flughäfen zu späterem Zeitpunkt tatsächlich für die Freigabe eines zusätzlichen Flughafen- und Verkehrskontingents an Emirates ein, dürfte dies vor allem bei Lufthansa für Unmut sorgen. Lufthansa steht einer zusätzlichen Ausweitung des Luftverkehrsabkommens zwischen Deutschland und den VAE in ablehnender Haltung gegenüber.

Lufthansa: Emirates könnte sofort nach Berlin fliegen


"Kein anderes Land in Europa unterhält mit Dubai ein liberaleres Luftverkehrsabkommen als Deutschland", erklärte Kropp. "Andere Industriestaaten sind in diesen Fragen sehr viel restriktiver." Lufthansa fliegt von Frankfurt und München insgesamt 14 Mal in der Woche nach Dubai.

"Unsere Verbindungen stellen fast ausschließlichen Nachbarschaftsverkehr dar", sagte Kropp. Demgegenüber würden Fluggesellschaften aus den Emiraten 90 wöchentliche Verbindungen zu Zielen in Deutschland unterhalten. Lufthansa schätzt, dass mehr als 80 Prozent dieses Aufkommens auf Anschlussverkehr entfällt.

"Hier besteht ein massives Ungleichgewicht", kritisierte Kropp. "Schließlich geht auch darum, Umsteigeverkehr und Arbeitsplätze in Deutschland zu halten. Dies ist eine Problematik, der sich die deutsche Politik zuwenden muss."

Lufthansa sei gleichwohl bereit, sich in Berlin dem Wettbewerb mit Emirates zu stellen. "Insoweit ist es auch unrichtig, dass Emirates nicht nach Berlin fliegen darf", ergänzte Kropp. "Wenn Emirates wollte, könnte sie jeden Tag anfangen, Berlin anzufliegen - allerdings im Rahmen der bereits jetzt sehr liberalen Regelungen."
© aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa | 04.11.2009 09:24

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Beitrag vom 09.11.2009 - 12:04 Uhr
Ich schätze dass in Berlin und im Umfeld von ca. 150km ca. 5 Mio.Menschen leben. Das dürfte mehr sein als im direkten Vergleich zu München. Wahrscheinlich ist die tatsächliche Nutzung im Osten Deutschlands geringer als in München, dennoch glaube ich macht es Sinn, einige Langstreckenverbindungen anzubieten.
Ob dass in das Flottenkonzept der LH passt wage ich zu bezweifeln. Immerhin versucht man doch jetzt schon in FRA jede 747 oder zukünftig jede A380 maximal auszulasten.
Mit anderen Worten müsste die LH von Berlin aus mit mehr kleineren Maschinen fliegen, welche eine größere Reichweite besitzen (A350).
Aber solange man mit dem Transfer nach FRA oder MUC Geld verdienen kann, dadurch großen Maschinen besser auslastet und der Druck von anderen Airlines nicht zu groß wird, glaube ich nicht, dass LH mehr Langstreckenflüge anbieten wird als das bisher der Fall war.
Beitrag vom 08.11.2009 - 22:30 Uhr

In welchem Punkt wir uns völlig einig sind: LH ist in BER sehr schwach aufgestellt und setzt Prios woanders. Dann darf man sich aber nicht wundern, dass evtl. andere Airlines in die kleineren Nischen springen und u.U. dem Hubverkehr via FRA/MUC etwas wegnehmen. That´s Life! Willkommen in der globalisierten Welt! Die LH greift auch "fremde" Lokalmärkte ab, so bspw. mit Verbindungen aus Indien oder Israel nach Nordamerika. Diese Lokalmärkte dominiert LH- nicht Air India oder El Al!

Beste Grüße und Gute Nacht
332


Das ist genau richtig!
Wenn die Lufthansa (Star Allience) kein optimiertes Angebot machen, kommen andere, die in diese Lücke springen.
In Hamburg ist es Emirates, KLM/Air France, BA oder Finnair, die eine Menge Hubverkehr abziehen. Es ist für den Fluggast ja relativ egal, wo er umsteigt, ob in Frankfurt, London, Amsterdam, Dubai oder Helsinki.
Die richtige Antwort wären eigentlich Direktverbindungen in die Hubs der Partener-Airlines.
Bangkok, Singapur, Chicago, Miami, Tokio oder Schanghai um nur einige zu nennen.
Potenzial dafür ist genug vorhanden, sowohl in Düsseldorf, Hamburg oder Berlin!
Beitrag vom 05.11.2009 - 18:36 Uhr
@332
Das ich eine subjektive Abneigung den Berliner Flughäfen gegenüber habe stimmt. Spätestens durch deren Rolle beim politsch gewollten "dichtmachen" von Tempelhof wurden da sämtliche Symphatien bei mir und bestimmt auch bei vielen anderen verspielt. Ich traue denen einfach alles zu, nur nichts gutes... ;-)
Das ist bei mir aber nur Teilweise meinungsbildend (hoffe ich).


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