Steuern und Regulierung
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Fluggesellschaften gehen hart mit der Politik ins Gericht

Lufthansa München
Lufthansa in München, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Trotz Konkurrenz aus der Golfregion und drohender neuer Nachtflugverbote trifft die deutschen Fluggesellschaften laut ihrem Verbandspräsidenten nichts so sehr ins Mark wie die neue Ticketsteuer. "So viel Schmerz kann man mit einer Nachtflugregelung gar nicht anrichten", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), Ralf Teckentrup, am Dienstagabend beim Luftfahrt-Presse-Club in Frankfurt.

In der Branche feilsche man normalerweise "um einzelne Euro". Die Ticketsteuer schlägt hingegen mit bis zu 45 Euro zu Buche. Angesichts der geringen Gewinnspannen der Branche warnte der Verbandschef vor dem Kauf von Luftfahrt-Aktien: "Man sollte sich sehr gut überlegen, in welche der Gesellschaften man investiert."

Teckentrup, im Hauptberuf Chef der deutschen Thomas-Cook-Tochter Condor, fürchtet trotz der düsteren Schilderungen nicht um das Wachstum an sich. Zwar erwartet der BDF, dass die Ticketsteuer in diesem und den kommenden Jahren fünf Millionen Menschen in Deutschland vom Fliegen abhalten wird.

Dennoch will die Branche hierzulande 2011 erstmals die Marke von 200 Millionen Passagieren knacken - ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2020 sollen es bereits 300 Millionen sein. Zwei von drei Fluggästen sollen auch dann noch in Maschinen deutscher Gesellschaften steigen.

Von der Politik sieht der BDF die Branche höchst unfair behandelt. Während die Regierungen in der Wirtschaftskrise Milliarden in Autoindustrie und Banken gesteckt hätten, sollten dies nun andere bezahlen - etwa die Fluggesellschaften und ihre Kunden, sagte Teckentrup. "Es wird mehr und mehr Hobby von Politikern, eine Industrie mit Strafsteuern zu belegen, wenn sie zu erfolgreich wird."

Eine Milliarde Euro will der Bund pro Jahr durch die Ticketsteuer einnehmen. Der BDF schätzt, dass die Regierung damit die Schaffung von 15.000 Arbeitsplätzen verhindert: So viele neue Stellen würden bei fünf Millionen zusätzlichen Fluggästen sonst entstehen, folgt aus einer Faustformel des Verbandes.

BDF: Emissionshandel und Nachtflugverbote verzerren Wettbewerb

Unterdessen stellen auch geplante Nachtflugverbote und die Einbeziehung in den Emissionsrechts-Handel die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Fluggesellschaften auf die Probe. Wenn etwa Fluggesellschaften aus den USA und den Golfstaaten bei den Emissionsrechten außen vor blieben, bekämen diese gegenüber den Europäern einen weiteren Kostenvorteil, sagte Teckentrup.

Weitere Nachtflugverbote verzerrten zudem den Wettbewerb in Europa. Bei einem Nachtflugverbot in Frankfurt schaffe es eine Condor-Maschine etwa nur einmal am Tag nach Gran Canaria und zurück - bisher ist dies zweimal zu schaffen. Eine spanische Fluglinie könne ihre Maschinen hingegen nachts auf den Kanaren parken und - da dort kein Nachtflugverbot gilt - zweimal pro Tag hin und her fliegen.

Eine Verlagerung von Unternehmensteilen ins Ausland sieht Teckentrup dennoch nicht als gangbaren Weg an. So müsse jede Fluggesellschaft ihre Kunden dort abholen, wo diese sich befänden. Zudem gälten jeweils die Regeln der Länder, in denen die Maschine starte und lande. Das Bekenntnis zu Deutschland gelte auch für Condor. "Condor ist ein deutsches Unternehmen und soll ein deutsches Unternehmen bleiben", sagte der Manager.

© dpa-AFX | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 16.02.2011 09:22


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