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GdF droht mit schärferen Streiks nächste Woche

Singapore Airlines
Boeing 747-412 der Singapore Airlines in Frankfurt, © world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography

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FRANKFURT - Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) will den Streik auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens in der nächsten Woche verschärfen, wenn der Betreiber Fraport nicht einlenkt. "Wir werden nicht zurückstecken", erklärte Tarifvorstand Markus Siebers am Freitagmorgen. Bei einem Stillstand der Gespräche werde "definitiv" wieder gestreikt und erneut 24 Stunden vorher gewarnt. Am Wochenende werde es voraussichtlich keinen Ausstand geben.

Ein Sprecher der Fraport forderte die GdF erneut auf, kompromissbereit an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Zweiter Streiktag in Folge

Am zweiten Tag in Folge drohen Reisenden am Frankfurter Flughafen erhebliche Behinderungen. Die Mitarbeiter auf dem Vorfeld des Airports wollen am heutigen Freitag erneut die Arbeit niederlegen, diesmal noch länger als am Donnerstag. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hat einen Streik der rund 200 Vorfeldlotsen, Einweiser und Verkehrsplaner von 8.00 Uhr bis 22.00 Uhr angekündigt. Der Arbeitskampf hatte bereits am Donnerstag von 15.00 Uhr bis 22.00 Uhr angedauert.

Am Donnerstag fielen in diesem Zeitraum 172 der 526 ursprünglich vorgesehenen Flüge aus. Am Freitag sollten in der streikbedrohten Zeit von 8.00 bis 22.00 Uhr sogar 1082 Maschinen starten oder landen. 268 Flüge waren bereits am Donnerstagabend für den nächsten Tag gestrichen, wie ein Fraport-Sprecher sagte. Unabhängig vom Streik gilt für den Flughafen derzeit außerdem ein gerichtlich verhängtes Nachtflugverbot zwischen 23.00 und 5.00 Uhr.

Der Flughafenbetreiber Fraport und die Fluggesellschaft Lufthansa hatten den Streik kritisiert. "Wir fühlen uns erpresst", hieß es bei der Fraport. Auch andere Gewerkschaften und Verbände verurteilten das Vorgehen der GdF als unsolidarisch und egoistisch.

Hintergrund des Streiks ist ein Tarifkonflikt zwischen Gewerkschaft und Fraport. Der Flughafenbetreiber hatte zuletzt einen Schlichterspruch des früheren Hamburger Ersten Bürgermeisters Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Frist der Gewerkschaft verstreichen lassen. Man wolle lediglich auf der Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, erklärte Personalchef Herbert Mai. Die GdF will den Spruch nach eigenen Angaben umsetzen. Mai bezifferte die verlangten Steigerungen auf 64 bis 73 Prozent im Vergleich zum bisherigen Stand.

Scharfe Kritik an Streik

Die DGB-Gewerkschaft Verdi verlangte vom Fraport-Vorstand die Rücknahme des ihrer Meinung nach bereits weit überhöhten Angebots. Angeführt von der GdF versuche eine kleine Minderheit von 200 Beschäftigten, sich auf Kosten anderer zu bereichern. "Der Betriebsfrieden ist nachhaltig gestört", sagte Verdi-Sekretär Gerold Schaub am Flughafen.

Dass 200 von 20.000 Mitarbeitern versuchten, den Betrieb lahmzulegen, sei nicht akzeptabel und führe das Streikrecht ad absurdum, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch. "Diese Minigruppe nimmt Zehntausende Fluggäste für ihre Tarifforderungen in eine Art Geiselhaft."

Fraport-Arbeitsdirektor Mai verlangte gesetzlichen Schutz vor dem Einfluss der Spartengewerkschaften. "Zwei Prozent der Beschäftigten dürfen einfach nicht ein Unternehmen erpressen", sagte der frühere ÖTV-Chef. Das Gesetz müsse geändert werden, um wieder zu dem Grundsatz "ein Betrieb, ein Tarifvertrag" zurückzukehren.

Die Arbeitgeber sahen sich in ihrer Forderung nach einer gesetzlich geregelten Tarifeinheit bestätigt. Kleinere Branchengewerkschaften könnten an solch kritischen Punkten großen gesellschaftlichen Schaden anrichten, kritisierte Arbeitgeberchef Dieter Hundt in Berlin. Er bedauere es sehr, dass sich die Bundesregierung bislang nicht zu einer Regelung der Tarifeinheit habe durchringen können.
© dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography | 17.02.2012 07:36

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Beitrag vom 22.02.2012 - 20:44 Uhr
Das erinnert mich an die Bremser auf den Zügen in GB. Nur die wurden irgenwann überflüssig...
Die Flughäfen sind aber auch selbst in Schuld. So wie die Abflugdaten per Funk übertragen werden, könnte es auch mit den Rollanweisungen passieren - dann ab ins Navi und der Flieger rollt zum Gate oder zur Vorfeldparkposition.
Die Vorfeldkontrolle überprüft dann nur, ob die ramp manager kein Chaos auf den Parkpositionen hinterlassen....
Beitrag vom 22.02.2012 - 18:43 Uhr
Hier der Link zu einem sehr neutral gehaltenen Artikel, der sich mit der Frage beschäftigt:

Dürfen Kleinstgewerkschaften das Land lahmlegen?
[Url=Link:] 

Dieser Beitrag wurde am 22.02.2012 18:44 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.02.2012 - 13:02 Uhr
Stell dir vor, es wird gestreikt und keiner merkt es....
Offensichtlich bekommen die Verantwortlichen am Flughafen die Situation immer besser in den Griff, immer weniger Flüge fallen aus, und es sollte mich nicht wundern, wenn zum Ende der Woche der komplette Flugplan auch ohne die GdF-Mitglieder normal abgewickelt werden kann. Die Aufforderung von GdF-Sprecher Maas an die Fraport, nun endlich den Schlichterspruch zu unterschreiben sowie die Kritik an der kurzen Einarbeitungszeit der Mitarbeiter, welche jetzt die Aufgaben der GdF-Mitglieder übernommen haben, hört sich für mich nach einem verzweifelten Aufschrei einer Gruppe an, die anscheinend ihre Felle davonschwimmen sieht...


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