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Lufthansa baut Verkehr über Berlin deutlich aus

Lufthansa A319
Lufthansa Airbus A319, © Deutsche Lufthansa AG

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BERLIN - Mit neuen Zielen im Flugplan und einem Billigtarif kämpft die Lufthansa um mehr Marktanteile in Berlin. Der deutsche Marktführer kündigte am Mittwoch einen deutlichen Ausbau seines Angebots am Hauptstadtflughafen an, der im Juni 2012 als drittgrößter deutscher Airport in Betrieb geht. Die Airline mit dem Kranich wird künftig von Berlin aus zu 38 Zielen aufbrechen - statt bisher zu 8. Mit einem Einstiegspreis von 49 Euro für einen einfachen Flug in Europa nimmt Lufthansa Ryanair und Easyjet ins Visier.

"Wir brauchen uns hier nicht mehr zu verstecken", sagte Vorstand Carsten Spohr in Berlin. Zusammen mit Konzernmarken wie Germanwings und den Partnern aus der Star Alliance betrage das Angebot aus Berlin künftig 49 Ziele. 35 Flugzeuge der Lufthansa-Gruppe flögen dann nur für Berlin, 15 Lufthansa-Maschinen würden fest am neuen Großflughafen in Schönefeld stationiert. Bislang sind es in Berlin neun.

Lufthansa bezifferte die Berlin-Investition auf 60 Millionen Euro. 200 neue Flugbegleiter werden von Dezember an gesucht, hinzu kommen 120 Piloten. Die Zahl der Arbeitsplätze in Berlin und Brandenburg soll insgesamt von 3.500 auf 4.000 steigen.

Der Konzern will besonders vom stark wachsenden Berlin-Tourismus profitieren. Neu im Streckennetz sind etwa Barcelona, Birmingham und Istanbul. Stockholm, London und Paris sollen zweimal am Tag erreichbar sein. Die Flugzeuge der Tochter Germanwings tragen künftig den Markenzusatz "Lufthansa Group", wie Spohr ankündigte.

Durch einen hohen Anteil an Pendelflügen hofft die Lufthansa, die Kosten um ein Drittel zu senken. Beitragen soll auch das Berliner Kabinenpersonal: Es kommt von einem Germanwings-Partnerunternehmen und kostet 20 Prozent weniger als etwa in Frankfurt oder München, wie der Leiter des Lufthansa-Projekts "Zukunft Berlin", Josef Bogdanski, sagte. Auch die Kosten für die Berlin-Piloten hat die Lufthansa demnach um 20 Prozent gedrückt.

"Dieser Markt ist noch preisgetriebener als der deutsche Durchschnitt", sagte Bogdanski. Die Fluggesellschaft bietet schon jetzt innerdeutsche Flüge ab 59 Euro an. Einzelne Ziele wie Paris und London können die Berliner schon ab 99 Euro hin und zurück erreichen.

Anders als die deutsche Nummer Zwei, der Berliner Flughafengroßkunde Air Berlin, will die Lufthansa aber zunächst keine Langstreckenflüge von Berlin aus anbieten. Erst solle der Markt das nun angekündigte Angebot annehmen, sagte Spohr. Er könne sich Langstrecken aber ein Jahr nach Eröffnung des Flughafens vorstellen, etwa in die USA.

Ein weiteres deutsches Drehkreuz für Umsteigeverkehr will die Lufthansa neben Frankfurt und München in Berlin nicht aufbauen. In den ersten Jahren rechne das Unternehmen mit 10 bis 15 Prozent Umsteigern. Für ein Drehkreuz seien mindestens 30 Prozent notwendig. An die Adresse des Rivalen Air Berlin, der in Berlin sein Drehkreuz aufbaut, sagte Spohr: "Die Konkurrenz geht mit dem Begriff Drehkreuz etwas liberaler um. Die haben aber auch nicht so viel Erfahrung damit."

Als Geste an die Hauptstadt wird Lufthansa ihrer neunten A380 den Taufnamen "Berlin" geben. Die D-AIMI soll im April 2012 an Lufthansa geliefert werden und zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens nach Berlin reisen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 09.11.2011 11:17

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Beitrag vom 10.11.2011 - 20:55 Uhr

Und das ohne Not - LH hat 2010 1,1 Mrd Euro Gewinn ausgewiesen.

Wenn ich sowas schon immer lesen muss. Was glaubst Du denn warum LH den Gewinn ausgewiesen hat? Sicher nicht weil man dort das Geschäft Larifari-mäßig betreibt, sondern weil man permanent alles auf den Prüfstand stellt und optimiert. Nur so kann man in der Luftfahrt überhaupt Geld verdienen, und genau das tut Lufthansa hier.
Im Berlin-Markt gibt es aufgrund der vielen low-coster keine Alternative zum Kostensenken - Punkt.
Wie schon von anderen ausgeführt sind die Personalkosten eine der wenigen größeren Stellschrauben für Airlines.

Wenn LH dort in der Markt geht und mit frankfurter Kosten im Wettbewerb bestehen wollte, könnte sie gleich einpacken.

Lufthansa ist angewiesen auf das Geld von Investoren, und die kommen nunmal nicht, wenn man permanent Verlust macht (siehe zum Vergleich die absonderlichen Zinsen die AB aktuell für Anleihen zahlt).
Nur wenn man wie Lufthansa wenigstens in guten Zeiten Gewinne verbuchen kann, sind Leute überhaupt bereit in diesen Niedrigrenditesektor zu investieren.
Der einzige Bereich in der Luftfahrt in dem man als Anleger quasi sicher viel Geld verdienen kann sind Flugzeugfonds.
Beitrag vom 10.11.2011 - 18:57 Uhr
@FlyingT:

Zunächst mal: Eine gute Analyse. Auch wenn sich meine Stirn hier und da etwas in Falten legte, z.B. als Du doch tatsächlich das Wort "Sozialneid" bemühtest. Ich möchte mal die sehen, die sich da beneidet wähnen, wenn sie selbst für 1.400 oder 800 Euro arbeiten müßten. Aber gut, darum geht es ja nicht.

Die von mir in den Ring geworfenen 3% kannst Du natürlich nicht ansetzen; ich habe das Beispiel nur gebracht, um zu zeigen, daß selbst extreme Lohnkürzungen zu vergleichsweise geringen Unterschieden bei den Kosten führen.

Hier geht es ja nicht darum, allen 117.000 MA 20% wegzunehmen, sondern nur bei einem kleinen Teil einer der vier großen Gruppen Kabine, Cockpit, Boden und Verwaltung soll eingespart werden - klar, bei denen, die am wenigsten haben, nämlich Neueingestellte in der Kabine. Bereits eingestellte Kollegen werden nicht angetastet - das dürfte sich bei den Gesamtkosten erst weit hinter dem Komma widerspiegeln. Und das ohne Not - LH hat 2010 1,1 Mrd Euro Gewinn ausgewiesen.

Du hast vollkommen recht, daß die Luftfahrt ein schwieriges, anfälliges Geschäft mit bescheidenen Margen ist (Richard Branson hat mal auf die Frage, wie man Millionär wird, geantwortet, man muß Milliardär sein, und eine Fluggesellschaft kaufen...). Du darfst aber jetzt auch nicht Rendite und EK-Rendite zusammenwerfen, und solltest auch nicht übertreiben - LH hatte 2010 eine EK-Rendite von 13,56% (1.131/8.340). (Quelle: LH.com via Google)

Außerdem läßt Du außer Acht, daß die beschriebenen 3% nicht voll auf die GuV durchschlagen - auf diesen Ertrag werden ja auch Steuern fällig, so daß das Konzernergebnis bei diesen 3% geringeren Kosten entsprechend geringer steigt. Vielleicht um 1,5-2 Prozentpunkte.

@Runway:

Nein, die Aussicht ist nicht das Vielfache von 1.400 Euro. Ich habe jetzt den LH-Tarifvertrag nicht vorliegen, aber IMHO ist bei 2.000-2.500 Schluß - aber erst nach sehr vielen Jahren. Das Vielfache bekommen nur Kollegen mit Altverträgen. Gibt Airlines, da verdienen Purser mit Uraltverträgen mehr als ein junger Kapitän.

(Bearbeitung wegen veränderter Gliederung)

Dieser Beitrag wurde am 10.11.2011 19:15 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 10.11.2011 - 10:27 Uhr
weil es nach kurzer Zeit die Gewerkschaften LH dazu zwingen würden bei z.B. Easyjet den Haustarif durzusetzen, wodurch sich die Kosten dort erhöhen und sie im ende auch nicht viel biliger dann sind.
Ich kann mich noch um den Streitpunkt LH Italia erinnern, wo befürchtet wurde, dass hier innerhalb des Konzerns eine Zweiklassengesellschaft geschaffen wird und die Stammcrew durch die billige Tochter ersetzt würde.

Nicht unbedingt. Swiss und Austria fliegen ja auch mit eignen Tarifverträgen.

Aber nicht auf dem Easyjet-Niveau. Man kann LH verstehen das sie nicht von Grund an mit Kostennachteilen gegen die LCC in Berlin antreten will. Andererseits ist auch verständlich das LH-Mitarbeiter den Anfängen wehren will. Es ist wirklich ein heikles Thema wenn Sozialstandards gesenkt werden und ganz schwierig von außen zu beurteilen.

Eines ist aber auch klar. Es geht hier nicht um ein Niveau das in Deutschland wirklich ein Problem darstellt. 1,4 K Netto Anfangsgehalt mit der Aussicht später ein Vielfaches davon zu verdienen ist nicht wirklich toll aber auch keine Katastrophe. Da haben Leute die mit Stundenlöhnen von unter 8,- Euro ganz andere Probleme. Zumal dann wenn sie noch in teuren Großstädten wohnen.

Hier hat der Gesetzgeber mit den Niedriglohnsektor grundsätzlich etwas richtiges gemacht aber ist dabei weit übers Ziel hinaus geschossen. Hier wäre eine (Teil-) Umkehr angebracht. Wenn Metzger in einem Schlachthof als (Schein-) Selbständige gelten und mit Niedrigstbezahlung abgespeist werden können ist etwas falsch in Deutschland. dadurchr wird mit Hilfe der Politik Altersarmut produziert. Aber das wird erst in etlichen Jahren Realität und ist damit außerhalb der Betrachtung der Tagespolitik.


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