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UPS will mit TNT-Übernahme in Europa expandieren

TNT Boeing 747 in Frankfurt
TNT Boeing 747 in Frankfurt, © world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography

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BONN - Die Karten auf dem europäischen Milliardenmarkt für Pakete und eilige Sendungen werden neu gemischt. Der US-Paketriese UPS, bisher bereits ein gewichtiger Player, will den alten Kontinent erobern. Dazu soll die Übernahme des niederländischen Rivalen TNT Express für gut fünf Milliarden Euro dienen. Das kann die Deutsche Post mit ihrer Paket- und Expressmarke DHL, neben TNT der Marktführer in Europa, nicht kalt lassen.

UPS (United Parcel Service) probt den Großangriff auf ihr Geschäft in Europa. Es ist ein Angriff direkt vor der eigenen Haustür. Mit einem Schlag kann ein bisher schon reger Konkurrent zum Hauptplayer aufsteigen.

Gleichwohl geben sich die Manager im Bonner Post-Tower unaufgeregt. Post-Vorstandschef Frank Appel sagte vor kurzem, als sich der Übernahmedeal bereits abzeichnete: "Wir sehen das gelassen." Die Post stärkt derzeit ihrerseits ihre Aktivitäten für das internationale Expressgeschäft aus und nach den USA.

Wichtig für den Verbraucher in Deutschland: Es geht bei dem Deal nicht um klassische Paketsendungen, etwa von Versandhändlern zu Privatkunden. Als Endkunde und Empfänger solcher Lieferungen ist er kaum betroffen - ebenso wenig Paketauslieferer in diesem Segment wie die Otto-Tochter Hermes. TNT Express ist hier nicht tätig.

Das Geschäftsfeld heißt Expressangebote und umfasst vor allem eilige Sendungen unter Geschäftskunden. Die Bezeichnung Pakete ist deshalb auch nur bedingt zutreffend. Bei der Deutschen Post läuft das zur Logistik zählende Geschäftsfeld komplett unter "Express".

Und hier ist TNT Express mit seinen rund 77.000 Beschäftigten stark unterwegs, vor allem in Europa. Das niederländische Unternehmen verfügt über ein boden- und luftgestütztes Netzwerk, das heißt, es hat eine große Fahrzeugflotte und auch Flugzeuge. Das will UPS nutzen.

Horst Manner-Romberg, Experte für den internationalen Expressmarkt von der Hamburger Unternehmensberatung MRU, sieht die Übernahme für UPS als "eindeutig strategisch motivierte und strategisch sinnvolle Akquisition". Die US-Firma wolle weiter wachsen und sehe dafür auch in Europa Potenzial. Die Übernahme zu stemmen, sei nach wiederholten Milliardengewinnen kein größeres Problem: "UPS hat die Taschen voller Geld."

Seit vielen Jahren ist UPS mit Hauptsitz in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) eines der weltweit führenden Logistikunternehmen und auch auf dem deutschen und europäischen Markt ein Hauptkonkurrent des Bonner Konzerns - auf den Straßen unverkennbar unterwegs mit dunkelbraunen Kastenfahrzeugen. Auf dem Flughafen Köln/Bonn verfügt UPS über ein europäisches Luft-Drehkreuz. Es wird derzeit mit einer Investition von rund 200 Millionen US-Dollar ausgebaut. Mit rund 2.300 Mitarbeitern ist UPS dort auch der größte Arbeitgeber.

Europa ist ein Riesenmarkt. Der Umsatz für Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) belief sich nach einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearny im Jahr 2010 auf rund 42 Milliarden Euro. Zu Marktanteilen liegen nur nicht-aktuelle Schätzungen vor, die aber auch unklar sind, weil die Grenzen zwischen Paket- und Express unklar sind und zunehmend verschwimmen.

Mit dem Deal hat UPS nicht zuletzt das globale Geschäft im Auge, den grenzüberschreitenden Transport von Sendungen aus und nach Europa. In diesem Geschäftsbereich war DHL im Jahr 2010 nach Post-Angaben mit einem Anteil von 38 Prozent Marktführer, es folgten UPS mit 23 Prozent, TNT mit 16 Prozent und das US-Unternehmen FedEx mit 11 Prozent. Insgesamt kam die Deutsche Post beim globalen Expressgeschäft in 2011 auf einen Umsatz von knapp 11,8 Milliarden Euro.

Die Übernahme muss noch von den TNT-Aktionären akzeptiert und auch noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Danach wartet die Integration. Eine solche große Übernahme dürfte ein schwieriges Unterfangen werden, prognostizierte Appel. Für UPS seien "erhebliche Umstellungen" notwendig, sagt auch Manner-Romberg. Vor allem die Integration des Bodennetzwerks mit den Fahrzeugen von TNT werde kompliziert. "Außerdem wird es dann TNT als Marke nicht mehr geben, das wird sich auch auf der Kundenseite auswirken."
© dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 19.03.2012 15:18


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