Eurowings
Älter als 7 Tage

Zahlreiche Baustellen für Thorsten Dirks

Thorsten Dirks
Thorsten Dirks, © Telefónica Deutschland

Verwandte Themen

FRANKFURT - Lufthansa hat die Latte für sein neues Vorstandsmitglied Thorsten Dirks ordentlich hoch gelegt. Der frühere Chef der Telekommunikationsanbieter E-Plus und O2 muss ab Mai das Billigkonzept Eurowings zum Erfolg führen, nicht weniger erwarten Aufsichtsrat und Konzernchef Carsten Spohr von dem 53-Jährigen.

Neben seiner Rolle als Ideengeber für neue Digitalstrategien muss der frühere Luftwaffen-Pilot handfeste Airline-Probleme lösen, denn die aktuell in der Verlustzone operierende Eurowings ist kompliziert aufgebaut und teurer als die Konkurrenz.

Komplizierte Integration

Die Billig-Plattform Eurowings soll eigentlich auch externen Fluggesellschaften offenstehen. Bislang sind aber nur Gesellschaften der Lufthansa-Familie unter Wings-Flagge unterwegs: Eurowings, Germanwings, die Wiener Eurowings Europe und SunExpress.

2017 kommen die kürzlich komplett übernommene Brussels Airlines und bis zu 35 Jets der Air Berlin dazu, die im so genannten "Wet Lease" zugemietet werden sollen - die niedrigste vorgesehene Kooperationsstufe mit einem Externen.

Lufthansa hat ein detailliertes Regelwerk für die neu zu gewinnenden Partner aufgestellt. "Alles, womit der Kunde in Berührung kommt, soll gleich sein", sagt der scheidende Vorstand Karl Ulrich Garnadt. Bei der Integration könnten Dirks Erfahrungen aus der Fusion der Mobilfunker E-Plus und O2 sehr nützlich sein.

Wackelkandidat Air Berlin

Wenn alles klappt, gehen die 35 Jets der Air Berlin samt Personal ab Ende März 2017 für Eurowings an den Start. Der mehrjährige Mietvertrag gehört zum Rettungspaket, das AB-Großaktionär Etihad für seine deutsche Beteiligung geschnürt hat, die aber erst einmal über den einnahmeschwachen Winter gebracht werden muss. Helfen soll dabei die 300-Millionen-Euro-Spritze, die Etihad offiziell für den Verkauf der AB-Tochter Niki lockergemacht hat.

Doch auch damit ist Air Berlin nicht aus dem Schneider. Dem Vernehmen nach zahlt Eurowings für die Flieger so wenig Miete, dass Air Berlin auch 2017 Geld drauflegt. Seit Jahren hält sich die Gesellschaft nur dank der arabischen Finanzspritzen in der Luft. Ein Aus würde künftig auch Eurowings treffen. Lufthansa-Insider behaupten aber, das Problem einer möglichen Insolvenz im Griff zu haben und den Flugbetrieb auch in diesem Fall schnell weiterführen zu können.

Kein Frieden mit den Gewerkschaften

In den zersplitterten Fluggesellschaften, die Flüge der Marke Eurowings anbieten, haben unterschiedliche Gewerkschaften das Sagen, die zudem nach Berufsgruppen aufgeteilt sind. Die Piloten der Vereinigung Cockpit bekämpfen das Wings-Konzept ohnehin nach Kräften, legten in der Vergangenheit auch immer wieder die größte Teilgesellschaft Germanwings lahm.

Beim Kabinenpersonal der kleineren Eurowings GmbH bekämpfen sich die Gewerkschaften Verdi und Ufo mit wechselnden Streikszenarien, wobei eine Klarstellung durch das Tarifeinheitsgesetz noch in weiter Ferne liegt. Bei den Passagieren kann sich der Eindruck festsetzen, dass bei Eurowings und Lufthansa immer irgendwo gestreikt werde.

Kaum noch Nischen

Lufthansa bietet im Eurowings-Plattformkonzept auch Fernflüge an. In den wenigen, ebenfalls geleasten Langstreckenjets sitzen Piloten der deutsch-türkischen SunExpress.

Lowcost rechnet sich auf lange Entfernungen aber deutlich schlechter, weil Crews übernachten müssen und komplizierte Umläufe entstehen. Technische Probleme können schnell zu massiven Verspätungen führen, wie die Lufthansa-Tochter bereits mehrfach schmerzhaft erfahren hat.

Außerdem drängen andere Gesellschaften wie Norwegian und WOW Air (über Island) in das Nordatlantikgeschäft. Aus den asiatischen Massenmärkten will unter anderem der malayische Billigriese Air Asia künftig nach Europa und zurück fliegen.

Brexit macht billige Konkurrenz noch aggressiver

Eigentlich könnte der Brexit der Lufthansa fast schnuppe sein. Das Großbritannien-Geschäft ist für den Konzern nicht bedeutend, und das billige britische Pfund lockt zusätzliche Urlauber auf die Insel. Doch der erwartete EU-Austritt des Landes treibt Europas größten Billigflieger Ryanair aus Irland noch stärker auf den Kontinent.

Ryanair-Chef Michael O'Leary will seine für das nächste Geschäftsjahr erwarteten 50 neuen Flugzeuge nur außerhalb Großbritanniens einsetzen. Die britische Rivalin Easyjet fürchtet um ihre Verkehrsrechte - und plant den Aufbau eines Flugbetriebs innerhalb der Europäischen Union.

Für Lufthansa und ihre Tochter Eurowings droht der Wettbewerb noch härter zu werden, weil sie trotz aller Anstrengungen das Kostenniveau der Herausforderer nicht erreicht. Schon heute macht der Ansturm der Konkurrenz dem Konzern an vielen deutschen Flughäfen zu schaffen. Ab März landet Ryanair auch am größten Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt.
© Christian Ebner, dpa | Abb.: Eurowings | 09.12.2016 06:35

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 14.12.2016 - 13:27 Uhr
Das Ideal-Hochglanz-Szenario oben funzt nur dann wenn:
- Sie primär Android nutzen
- und Sie Ihren Kalender im Handy nutzen
- und diesen Kalender mit Google Calendar syncen
- und Sie nur über Google suchen
- und Sie idealerweise auch noch zum Einkaufen/Buchen ausschließlich Apps oder Shops nutzen, die serverseitig Ihre Buchungsdaten an Google weitergeben.

Sind Sie aber eher Apple Anhänger (iPhone, MacOS, Safari, ...) oder arbeiten Sie primär auf Windows mit Win Mobile, IE/Edge und Bing, weiß Google nichts mehr über Sie und Ihr Einkaufsverhalten.

Ca. 70% der Erwachsenen haben schon heute ein Smartphone, davon in Deutschland ca. 85% ein Android-Gerät. D.h. Google erreicht schon mehr als die Hälfte. Und natürlich wird Apple so etwas auch anbieten. Und Facebook auch. Und Microsoft auch. Und weitere auch. Weil es technisch geht. Weil es für Anwender sinnvoll ist. Weil es für Anbieter lukrativ ist.

Diese genannten Anbieter (OS/HW/Massen-Applikation) hatten wir weiter oben schon.
Die verfügen zumindest über Daten zu einigen Teilaspekten der User, aber wo sehen Sie da Flugesellschaften?


Das das an mangelnder Marktdurchsetzung scheitert, ist eine völlig realitätsfremde Annahme. Was Sie offensichtlich nicht begreifen: Das was ich beschrieben habe, ist heute schon machbar. Das geht mit heutiger Technologie und muss nur noch ausprogrammiert und ausgerollt werden.

"Nur noch" programmiert und ausgerollt :-) Sprach der BWLer bzw Jurist.
Die mit diesem "nur" verbundenen Probleme sollte man nicht unterschätzen...

"Google Trips" und andere Features gehen schon in die Richtung. Das alles beinhaltet noch nicht mal zukünftige Möglichkeiten. Was meinen Sie, was in 10 Jahren noch alles machbar ist!

Oder was dann aufgrund anderer Datenschutzbestimmungen nicht mehr geht.
Das müssen wir abwarten.

Der von gpower verlinkte neue neue CAPA-Artikel unter Link2 sagt genau das, was ich auch sage. Aber die bei CAPA haben im Gegensatz zu Ihnen halt auch keine Ahnung... Die gesamte Lufthansa-Gruppe mit Lufthansa, Austrian, Swiss, Germanwings, Eurowings, Lufthansa Technik, Sky Chiefs, 50%Sunexpress, 50%Brussels usw. ist ca. 5,8 Millarden wert. Facebook ist 370 Milliarden wert. Und dabei hat die Lufthansagruppe insgesamt ca. 70 Milliarden in Flugzeuge investiert, während Facebook nur wenige Milliarden in Rechenzentren und Code investiert hat. Warum ist das so? Weil die daten von facebook tatsächlich so einen hohen Wert haben.

Aktuell machen sie etwa 8 Mrd Gewinn - durch mobile Werbung - pro Jahr.
Der Börsenwert entspricht damit etwa 50 Jahren Gewinn.
D.h viele, wie Sie ja auch, glauben, diese Daten hätten noch einen andderen, höheren Wert. Ob dieser potentielle Wert von Facebook jemals realisiert werden kann ist eine ganz andere Frage.
Ich halte diese Daten-basierten Bewertungen aktuell für eine Blase wie den "neuen Markt" und erwarte eine Korrektur des Facebook Firmenwerts auf deutlich weniger als 100 Mrd in den nächsten 2 Jahren.

Mischen Sie Mobile- OS- und Such- Anbieter ( Windows Phone, Google Suche, MacOS ) kann Ihnen nicht mal ein Anbieter helfen, selbst wenn Sie das wünschen.

Das ist alles Unsinn. Die Google-App auf einem beliebigen Smartphone hat in der Regel Zugriff auf Kalender, Location etc. Das Sie den Wert, die Macht und die Möglichkeiten von Software und Daten nicht begreifen, wird aus Ihren Postings aber hinreichend deutlich.

Sagen wir ich schätze ihn niedriger ein, weil ich erwarte, dass die Möglichkeiten personenbezogenen Daten so ungestört wie heute zentral zusammenzuführen, mittel- und langfristig beschränkt werden wird.

Wir werden in den nächsten 10 Jahren gravierende Umwälzungen in der Wirtschaft und der Arbeitswelt erleben.

Das fraglos.

Die meisten haben noch keine Vorstellung davon und leider versäumen es Politik und Gesellschaft, jetzt die Weichen dafür zu stellen (Bedingungsloses Grundeinkommen!). Anders als bisher wird das nicht nur die Geringqualifizierten betreffen sondern auch viele, die jetzt noch als hochqualifizierte Experten gelten.

Ja, das wird vermutlich passieren.

Ich baue mit einer großen Kanzleikette z.B. gerade an Tools, die ca. 10% der Anwaltsjobs in Deutschland kosten werden, weil man die entsprechende Beratungsleistung durch intelligente Software ersetzen kann.

Ich bin mal gespannt um der aktuelle Hype um "Expertensysteme" bzw. KI länger anhält als der Mitte der 90er.

Ich weiß nicht, ob sich unser System am Markt durchsetzen wird, aber das solche Systeme mittelfristig einen Teil der Anwaltjobs kosten werden, das weiß ich ganz sicher.

Es gibt heute viele Arbeitsplätze, die weder kreativ sind noch echte Entscheidungen oder persönlichen Kontakt erfordern. Die o.g. 10% gehören vermutlich dazu. Der typische Sachbearbeiter in der Verwaltung mit heute schon gescripteten oder potentiell scriptbaren Vorgaben ist besonders gefährdet.
Dieser Prozess läuft aber schon seit Jahren. Die Komplexitätsschwelle, ab der es sich nicht mehr lohnt eine Aufgabe zu automatisieren, verschiebt sich in Richtung der Maschinen.
Ja, diese Jobs werden massiv abnehmen und sich strukturell stark ändern.

Und zurück zum Thema:
Den Sinn einer "Digitalstrategie" für die EW sehe ich immer noch nicht. "Digitales" Marketing gehört zum Geschäft sicher dazu - aber sonst? Störungsfreie OPS und Integration der Brocken, die aktuell die EW bilden, scheinen mir vordringliche Aufgaben zu sein.

Um mal den Spruch von Herrn Dirks leicht abzuwandeln:
Wenn Sie eine Scheiß-OPS haben und das digitalisieren, dann haben Sie eine scheißdigitale OPS. Die Probleme von EW liegen heute nicht in mangelnder Digitalisierung begründet.

Dieser Beitrag wurde am 14.12.2016 13:41 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 13.12.2016 - 17:20 Uhr
Ich denke, es bleibt immer noch spannend.

Ob Herr Dirks wirklich neuen Wind hinein bringt oder nur Befehlsempfänger sein wird, wird die Zukunft zeigen.

Die Grundrichtung wurde in "offen gesagt" wieder bestätigt.

Keine EW im KTV!
Das Management glaubt, ebenso von der VC "betrogen" worden zu sein, wie umgekehrt. Das wurde dort sehr deutlich;-(
Wie man das wieder kitten soll, keine Ahnung!
Bislang haben die Schlichter das übernommen, aber ob man nach Jahren, bzw. Jahrzehnten dieser Reibereien noch jemanden findet, der eine solche Lösung findet, sodass in weiteren 10 Jahren sich alle wieder "lieb" haben. Das halte leider für unwahrscheinlich....

Aber das wird Herr Dirks weder versuchen, noch wird es sein Arbeitsauftrag sein.

Ich wünsche Ihm auf jeden Fall erst einmal viel Erfolg!

Dieser Beitrag wurde am 13.12.2016 17:21 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 13.12.2016 - 10:46 Uhr
Nachdem ich mir "offen gesagt" angesehen habe bin ich mehr denn je sicher, als Mitarbeiter der LH-group in den richtigen Händen zu sein.
Mir wird als Cityliner sicher nicht alles gefallen- aber das ist auch nicht CSs Job.

.

Wer glaubt, dass bei "offen gesagt" etwas offen gesagt wird, der hat noch immer nicht begriffen, dass die LH eine der professionellsten PR Maschinen ist, die es in D gibt...

Jaja.....


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden