Neuer Flughafen
Älter als 7 Tage

Touristik peilt Naturjuwel Saint Helena im Südatlantik an

ST.HELENA - Rund 60.000 Pfund pro Saint (Einwohner im Inseljargon) ließ sich Großbritannien einen in bergigen Fels gehauenen Flughafen auf Napoleons Verbannungsinsel kosten, mitten im Südatlantik. Künftig soll hochpreisige Touristik den 4.200 Inselbewohnern wirtschaftlich auf die Sprünge helfen.

Die britische, über 2.000 Kilometer vom afrikanischen Festland und rund 1.200 Kilometer vom nächsten Flughafen (Ascension Island) entfernte Insel ist derzeit nur per Schiff erreichbar. Alle drei Wochen verkehrt das Postschiff "St.Helena" zwischen der "Insel-Hauptstadt" Jamestown und Kapstadt in Südafrika, mehrmals jährlich auch nach Cardiff (UK) und Teneriffa auf den Kanaren. Letztes Jahr besuchten gerade einmal 2.800 Touristen die wahrscheinlich entlegendste Insel der Welt - und ihre botanischen, zoologischen und maritimen Besonderheiten. Für 2020 erwartet St.Helena rund 10.000 Besucher

St.Helena
St.Helena Sandy-Bay, © St.Helena Tourism

Nach der ursprünglich für 21. Mai geplanten Eröffnung des Flughafens soll eine Zwei Klassen-Boeing 737-800 des südafrikanischen BA-Partners Comair die Insel im regulärem Liniendienst zunächst einmal wöchentlich (am Samstag) mit Johannisburg verbinden. Damit verkürzt sich die Reisezeit von und zum Festland von fünf Tagen auf fünf Stunden. Darüberhinaus steht der Airport auch für Privatflieger offen. Wegen Problemen mit dem Instrumenten-Landesystem musste der Eröffnungstermin inzwischen allerdings verschoben werden. Aktuell ist HLE für den Regelbetrieb noch nicht zertifiziert.

Der Flug in die atlantische Abgeschiedenheit hat auch seinen Preis. Ein Retourticket nach Johannisburg ist mit rund 600 Euro zu veranschlagen, nach Europa im günstigsten Fall mit 1.300 Euro. Auf der Insel stehen für Gäste derzeit fünf Lodges bereit, sowie diverse Privatquartiere.

Erstlandung einer Comair Boeing 737-800 am Airport HLE , © St Helena Gov -South Atlantik Media Service

Der Bau eines Flughafens auf der gebirgigen, ökologisch hochsensiblen Vulkaninsel war nicht nur für Flughafenbauer und Geologen eine enorme Herausforderung, schwierige Windverhältnisse und das Terrain stellen auch hohe Ansprüche an Piloten und Leittechnik. Dazu erlauben die kurze Bahn (1.650 Meter) und das Fehlen nahegelegener Ausweichflugplätze bei der geplanten Boeing 737-800 nur eine begrenzte Nutzlast. Größeres Gerät wie die Boeing 757-200 sowie Direktflüge aus Europa sind derzeit nicht möglich.

Massentourismus dürfte dem Naturjuwel St.Helena demnach erspart bleiben. Dennoch soll die subsidiär von Großbritannien gestützte Wirtschaft durch die Entwicklung eines sanften Qualitätstourismus langfristig vom Mutterland unabhängig werden. Vorerst wird die Insel nur von wenigen, auf Individual-Reisen spezialisierten Veranstaltern angeboten.

Neben Tourismus und Versorgung der Inselbewohner hat der Flughafen auch eine strategische Bedeutung: HLE ist "nur" 3.700 Meilen oder sieben Flugstunden von den britschen Falkland-Inseln entfernt. Die Inselgruppe wird auch von Argentinien beansprucht.
© Bob Gedat, aero.at | Abb.: St.Helena Tourism | 29.04.2016 19:54

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Beitrag vom 30.04.2016 - 17:33 Uhr
Täusche ich mich oder gibt da ein deutschsprachiger Towercontroller in herrlich Deutsch klingendem Englisch Taxianweisungen?
Beitrag vom 29.04.2016 - 22:40 Uhr
Comair ist nur BA-Franchiser, keine Tochter, sondern ein eigenständiges Unternehmen, das Flüge im Auftrag und Franchise von BA fliegt ...


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