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Swiss setzt Boeing 777-300ER als Druckmittel ein

Swiss Boeing 777-300ER
Swiss Boeing 777-300ER (Simulation), © Boeing

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ZÜRICH - Sperrt Swiss ihre Mainline-Piloten aus den Cockpits der Boeing 777-300ER aus? "Die Geschäftsleitung der Swiss und allen voran CEO Harry Hohmeister plant die Auslagerung der Boeing 777 ins Regionalsegment", erregt sich die Pilotenvertretung Aeropers und unterstellt Swiss "die Arbeitsbedingungen der Airbus-Piloten zu unterwandern".

Aeropers vertritt die Interessen der Airbus-Piloten bei Swiss International. Ab 2016 wird Swiss sechs 777-300ER zur Modernisierung ihrer Langstreckenflotte erhalten. Nach aktuell gültigem Tarifvertrag GAV11 müssen diese Flugzeuge "von den Piloten der Aeropers geflogen werden", argumentiert Aeropers.

Bei Swiss gibt es seit 2005 allerdings noch eine zweite Pilotengruppe - die Avro-Piloten der Swiss European Air Lines. Diese "andere Firma" versuche das Swiss-Management über die Verteilung der neuen Flotten zu stärken, wittert Aeropers. "Neben der Auslagerung der Boeing 777 sehen die Pläne der Swiss den Abbau von zahlreichen Airbus A319/A320 vor, ohne diese zu ersetzen."

Die Avro-Piloten der Schweizer Lufthansa-Tochter werden von der Gewerkschaft IPG vertreten, die gerade über einen neuen Tarifvertrag verhandelt. Swiss hätte diese Gelegenheit gerne genutzt, ihre zwei Pilotengruppen künftig unter gleichen Tarifbedingungen zu beschäftigen.

Die Mitglieder der Aeropers lehnten das vorgeschlagene einheitliche Tarifwerk allerdings mit 71,6 Prozent ab. Nach Angaben von Aeropers hätte eine Annahme längere Arbeitszeiten und Einschnitte bei den Pensionen bedeutet. Die Piloten der Swiss European Airlines hatten zuvor mit 97,9 Prozent für den einheitlichen Vertrag gestimmt.

Aeropers: Wir sollen abgestraft werden

"Unser Unternehmen wird nun die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Ertragskraft zu sichern und die neuen Flugzeugtypen in unsere Flotte zu integrieren", reagierte das Management in einer Mitteilung an die Belegschaft, die aero.de vorliegt. Diese Aufgaben würden durch das Nein der Aeropers-Piloten aber "nicht einfacher".

"Es scheint, als sollte die Aeropers und ihre Mitglieder dafür abgestraft werden, dass der GAV14 aufgrund der überrissenen Forderungen der Geschäftsleitung abgelehnt wurde", äußerte sich Aeropers Geschäftsführer Henning Hoffmann mit Blick auf die 777. Aeropers werde sich davon aber nicht einschüchtern lassen.

"Die aus Deutschland stammende Strategie der Führung durch Druck und Angst greift in der Schweiz nicht", sagte Aeropers-Sprecher Kilian Kraus. "Gegen Entscheidungen des CEO, welche uns in unserer beruflichen Existenz bedrohen, werden wir uns mit aller Härte wehren."
© aero.de | Abb.: Boeing | 17.04.2014 09:33

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Beitrag vom 19.04.2014 - 12:16 Uhr
Ich habe mich nicht auf einen bestimmten Beitrag bezogen, sondern auf die generelle Stimmung.

Bei der GAV-Abstimmung ging es ja definitiv nicht um mehr Lohn, d.h. die Piloten haben gar keine Forderungen gestellt. Im Gegenteil hat die Geschäftsleitung Forderungen gestellt in Richtung weniger Lohn, wobei der Lohn nicht betroffen gewesen wäre, aber eine höhere Produktivität und tiefere Pensionsleistungen verlangt worden sind.

Leider kann ich Ihnen die Auswertung der Umfrage nicht schicken, da sie vertraulich ist und nur mit Login einsehbar ist. Aber 85% ist die korrekte Zahl derjenigen, die sich auf die konkrete Frage ob es Sinn macht die Verbände zu vereinen, JA gesagt haben.

Natürlich wird man als Pilot nicht zum Sozialfall. Ob diese Entlöhnung gerechtfertigt ist wäre an einer anderen Stelle zu diskutieren, wobei eine solche Diskussion nichts bringt. Wichtig scheint mir einfach, dass die Löhne bei der SWISS im Branchendurchschnitt liegen und somit absolut konkurrenzfähig sind. Es ist anzumerken, dass die Löhne bei der SWISS vom Dienstalter abhängig sind und nicht von Kurz- oder Langstrecke. Durch die massive Verjüngung des Korps in diesen Jahren sind die Cockpit-Kosten mittlerweile auch im Kurzstreckensegment absolut konkurrenzfähig - und damit meine ich nicht mit Lufthansa, sondern mit Easy Jet.

Aus dem Geschäftsbericht der Lufthansa, 2013:
Operativer Cashflow: 3.2 Mrd. EUR (dieser kommt aus dem Fluggeschäft!)
Investitionen: 2.5 Mrd. EUR
Sprich: Geld ist vorhanden... ;-)
Beitrag vom 18.04.2014 - 14:53 Uhr
@Mathias Bänziger
Ich nehme mal an sie Beziehen sich auf Meinen beitrag :-)

- Ich spreche nicht von überrissenen Forderungen, jedoch ist Vernunft momentan nicht gerade eine Stärke der Piloten (ist auch Verständlich und menschlich, es ist nicht so das ich das nicht verstehen würde). Mittel und Langfristig stellt sich einfach die Frage was Sie möchten. Sichere Arbeitsplätze oder kurzfristig mehr Lohn. Das Swiss heute profitabel ist, ist keine Garantie für die Zukunft.

- Bei den 85% enthalte ich mich einer Aussage, da ich keine genauen Infos habe.

- Als Langstreckenpilot werden bei Swiss immer noch gute Löhne bezahlt. Wenn man dann auch noch die nicht Geldwerten Leistungen dazurechnet kann man gut davon leben. Auch auf der Mittel- oder Kurzstrecke wird man nicht gerade zum Sozialfall auch das ist Fakt!

- Ich gebe Ihnen in zwei Punkte recht. Was mit der 777 wird bleibt abzuwarten. Zweitens haben sie sogar mit dem Cash Flow recht...na ja fast zu mindest.

- Sie müssen allerdings die CF-Rechnung auch richtig lesen. Aus den reinen Flugleistungen wird im LH-Konzern leider kein Cash verdient. Der CF kommt aus anderen Bereichen. Wissen Sie noch wie sich Swissair vor der Kriese Quersubventioniert hat? Okay jetzt könnte man sagen (und das stimmt wahrscheinlich auch) bei Swiss verdienen wir Geld mit dem Fliegen. Tja und jetzt die Frage, wie hoch denn der CF bei Swiss ist....Wir wissen es schlicht nicht, also bleibt der Reingewinn die einzige einigermassen verlässliche Grösse.
Beitrag vom 18.04.2014 - 14:09 Uhr
Leute Leute, hier wird relativ viel vermischt!

- Die AEROPERS hat keine überrissenen Forderungen gestellt, stattdessen hat sie bei laufendem GAV eine Verschlechterung abgelehnt. Das ist meines Erachtens ein grosser Unterschied. Als halbwegs Direktbeteiligter kann ich versichern, dass es dabei nicht um persönliche Abgneigung ging, sondern schlicht und einfach gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. In einer internen Befragung der AEROPERS sind 85% FÜR einen Zusammenschluss mit den Piloten der Swiss European (somit, @amikino, liegen Sie falsch).
- Die AEROPERS-Piloten sind verglichen mit den Piloten der Lufthansa deutlich günstiger und etwa auf dem Niveau der Piloten von Austrian Airlines. Grandiose Löhne werden schon lange nicht mehr bezahlt, insbesondere nicht für junge Piloten. (Deshalb sind etwa 3/4 der neuen Piloten Deutsche, da für diese das Lohnniveau noch halbwegs attraktiv ist im Gegensatz zu Schweizern, die an Schweizer Lebenskosten ausrichten müssen).
- Die SWISS ist die profitabelste Airline im Lufthansa-Konzern, EBIT-Marge 2013 bei 5.1%.

Fakt: Die Piloten der AEROPERS haben sich bei ohnehin schon konkurrenzfähigen Arbeitsbedingungen und einer äusserst profitablen Airline gewehrt, grundlos schlechtere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. Irgendwie logisch, das hat gar nichts mit 'überrissenen Forderungen' zu tun!

Was jetzt mit der 777 passiert ist abzuwarten. Es sei jedoch erwähnt, dass das Kabinen- und das Bodenpersonal neue, schlechtere Verträge ebenfalls haushoch abgelehnt haben. Das Management sollte sich durchaus fragen, ob die Art der Mitarbeiterführung (mit Drohungen) angemessen ist. Schlussendlich ist in einer Dienstleistungsbranche der Mitarbeiter das wichtigste Kapital!

@amikino: Sie liegen in einem weiteren Bereich nicht ganz richtig. Für Investitionen ist der Cash Flow, der Mittelzufluss entscheidend, nicht der Gewinn (der in der Vergangenheit im LH-Konzern durch überhöhte Abschreibungen massiv gesenkt wurde). Und jetzt schauen sie doch mal die Mittelflussrechnung im LH-Konzern an (keine Daten für Swiss einzeln verfügbar), sie werden staunen!


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