Stockende Tarifverhandlungen
Älter als 7 Tage

Sicherheitspersonal streikt an mehreren deutschen Flughäfen

Vorfeldkontrollstelle
Vorfeldkontrollstelle am Flughafen Frankfurt, © Fraport AG

Verwandte Themen

BERLIN - Warnstreiks des privaten Sicherheitspersonals haben am Montagmorgen an mehreren deutschen Flughäfen zu Verspätungen geführt. Die Gewerkschaft Verdi hatte in der Nacht überraschend zu den Aktionen aufgerufen. Mehrere hundert Mitarbeiter legten vorübergehend ihre Arbeit nieder. Hintergrund der Aktion sind stockende Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag. Im Laufe des Tages entspannte sich die Lage an den Airports.

Insgesamt hatten die Gewerkschafter etwa 1000 streikende Mitarbeiter in Deutschland erwartet. Zum Sicherheitspersonal zählen unter anderem die Mitarbeiter bei den Gepäck- und Personenkontrollen.

Die Arbeitgeber-Seite reagierte empört über die kurzfristig angekündigten Arbeitsniederlegungen. Damit werde das Verhandlungsklima deutlich belastet, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok, in einer Mitteilung. Die Verhandlungen über den Manteltarifvertrag waren Mitte November unterbrochen worden und sollen im Januar fortgesetzt werden. "Wir hatten bereits ein Angebot abgegeben, das sich deutlich an die Forderungen der Gewerkschaft anlehnt", sagte Olschok.

Die Auswirkungen der Warnstreiks auf die Flughäfen waren höchst unterschiedlich: Am größten deutschen Airport in Frankfurt gab es kaum Probleme. Etwa 30 Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma legten am Morgen die Arbeit nieder. Zu Verspätungen und Flugausfällen kam es deswegen aber nicht. "Der Betrieb läuft hier", sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Auch in München waren kaum Auswirkungen zu spüren. Bis zum Mittag sei nur ein Flug aus Hamburg gestrichen worden, sagte ein Sprecher.

Auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld beteiligten sich jeweils etwa 100 Mitarbeiter an der zweistündigen Aktion, sagte Verdi-Sprecher Jürgen Stahl. In Tegel fielen wegen des Warnstreiks 42 Flüge aus, wie ein Flughafensprecher sagte. Es gab auf beiden Flughäfen Verspätungen von bis zu zwei Stunden, die im Laufe des Tages aufgeholt wurden. "Es ist nachvollziehbar, dass Passagiere über den Warnstreik von Verdi verärgert sind", sagte der Sprecher.

In Hamburg gab es lange Schlangen, die Terminals waren voll. Während des zweistündigen Ausstands waren nur 4 von 20 Kontrollstellen geöffnet, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen berichtete. 32 Mitarbeiter statt der üblicherweise rund 120 wickelten nach seinen Angaben die Sicherheitschecks ab. Es kam zu Verspätungen, die sich aber am Nachmittag und frühen Abend in Grenzen hielten, wie eine Sprecherin erläuterte. Mehrere Maschinen starteten oder landeten ein- bis eineinhalb Stunden später als geplant. Andere Flieger seien während des Ausstands trotzdem in die Luft gegangen, teils mit kaum Gästen an Bord, sagte eine Flughafensprecherin.

Auch an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen mussten Passagiere längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Am Düsseldorfer Flughafen starteten auch am frühen Abend noch vereinzelt Flugzeuge verspätet. Weitgehend habe sich die Situation aber am Nachmittag entspannt, sagte eine Flughafensprecherin. Die Fluggastkontrollen waren den Angaben zufolge zwischen 4.00 Uhr und 10.00 Uhr nur eingeschränkt möglich gewesen. Die Abflugzeiten verzögerten sich um bis zu drei Stunden. Elf Flüge fielen aus.

Am Flughafen Köln/Bonn starteten auch mehrere Stunden nach Streikende um 7.00 Uhr fast alle Flugzeuge verspätet. Bis zum Mittag habe sich die Lage aber entspannt, nachmittags sei es nur noch vereinzelt zu Verspätungen gekommen. Zwei Flüge wurden gestrichen. Während der Streikaktion war in Köln/Bonn nur eine Kontrollstelle geöffnet.

Bundesweit vertritt Verdi im Sicherheitsbereich 15 000 Beschäftigte. In den Verhandlungen macht sich die Gewerkschaft unter anderem für geregelte Dienstpläne, unbefristete Arbeitsplätze und gerechte Löhne stark. "Die Kolleginnen und Kollegen haben ein Anrecht auf Planbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit - das ist jedoch ohne geregelte Dienstpläne und Schichtsysteme nicht möglich", kritisierte Verdi-Verhandlungsführer Andreas Sander in einer Mitteilung.
© dpa-AFX | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 10.12.2012 07:11

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 11.12.2012 - 06:56 Uhr
es ist überhaupt nur ein Thema weil die Sicherheitskontrollen outgesourced wurden. Wären sie das nicht, würden sie nach dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst bezahlt und hätten 1. mehr Geld auf dem Konto, 2. einen gültigen Tarifvertrag und deshalb 3. keine Tarifverhandlungen ergo auch keinen Streik.
Soviel zu Ursache und Wirkung.
Beitrag vom 10.12.2012 - 22:43 Uhr
Sorry, aber wenn man keine Ahnung hat...

1. flexible Arbeitszeiten? Darum geht es hier nicht, es geht um verlässliche Dienstpläne, und nicht um Pläne, die das Papier nicht wert sind, auf das sie gedruckt wurden. Es ist im Sicherheitsbereich leider so, dass die Monats-Dienstpläne bis zu 10x im Monat geändert werden. Sowas wie Bereitschaft oder Standby gibt es aus Kostengründen nicht, wenn jemand ausfällt, hat das meist weitrechende Änderungen für alle anderen Kollegen.

2. kein Mitarbeiter wird zum Streik gezwungen. Wer streikt, der arbeitet nicht. Ergo keine Entlohnung. Üblicherweise gibt es aber Streikgeld von der Gewerkschaft, wer kein Mitglied ist bekommt auch nichts.

Sorry, aber die Jungs bei den Sicherheitskontrollen haben teilweise genauso tolle Arbeitszeiten wie Flugbegleiter und Piloten. Und toll bezahlt werden sie auch nicht gerade.

Viele Grüe, t-c
Beitrag vom 10.12.2012 - 16:40 Uhr
Alle reden von flexibler Arbeitszeit, nur Verdi ist 20 Jahre hinterher.
Na und wer muss wieder leiden, die Mitarbeiter die ja den Warnstreick nicht bezahlt bekommen, und die Passagiere.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden