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Konkret geht es um finanzielle Starthilfe von 600 Millionen Euro von der KfW. Seit Monaten feilschen EADS und Wirtschaftsministerium um diesen Kredit. "Wenn wir dazu bereit wären, alle Wünsche der Regierung zu erfüllen, könnten wir die 600 Millionen morgen auf dem Konto haben", sagte Enders dem "Wall Street Journal" (Donnerstag). "Das Unternehmen kann aber auch ohne (den Kredit, Red.) leben."
Noch vor wenigen Jahren wäre einem EADS-Vorstand nach derart selbstbewussten Äußerungen in Richtung Berliner Politik wohl der Rücktritt nahegelegt worden.
Aus den Kreditverhandlungen zwischen Regierung und EADS ist bislang wenig nach Außen gedrungen. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass man sich in der Regierung mittlerweile um deutsche Produktionsanteile bei neuen Airbus-Programmen sorgt. Dem Vernehmen nach will das Wirtschaftsministerium EADS im Gegenzug für den Kredit Standortzusagen und eine A350-Endmontagelinie in Hamburg abringen.
Enders soll aber schon im Oktober klargestellt haben, dass er zu einem solchen Handel nicht bereit ist. Seither hält Berlin die Mittel zurück.
Nachdem Enders im vergangenen Sommer den EADS-Chefposten von Louis Gallois übernahm weht ohnehin ein anderer Wind zwischen Konzern und Politik. Der Deutsche nutzt jede Gelegenheit, die sich ihm bietet, um EADS aus den Klammern industriepolitischer Einflussnahme zu lösen.
Die bislang auf München und Toulouse verteilte Konzernführung zieht Enders dafür - gegen den Willen der bayerischen Staats- und deutschen Bundesregierung - am französischen Hauptsitz zusammen. Die geplante Fusion des Rüstungsgeschäfts mit der britischen BAE Systems konnte Enders allerdings nicht durchsetzen. Berlin stellte sich, auch aus Angst um deutsche Arbeitsplätze, quer.
Gestärkt durch eine neue Aktionärsstruktur setzt Enders darauf, bei Konzernfragen weniger Rücksicht auf die europäische Politik zu nehmen. Zwar erhöhen Deutschland und Frankreich ihre EADS-Anteile nun auf jeweils 12 Prozent. Der Anteil der Aktien in Streubesitz wird aber ebenfalls steigen: von 49 auf 70 Prozent. Direkte Einflussnahme großer Aktionäre auf EADS wird damit schwieriger.
Durch die Hintertür der Anschubkredite versucht die Regierung Merkel, ihre Pfründe bei EADS zu erhalten. Die Aussicht auf günstiges Geld lässt Enders in diesen Tagen allerdings offenbar weitgehend kalt.
Der auf Eis liegende 600 Millionen Euro-Kredit von der KfW würde ohnehin nur gut fünf Prozent der Entwicklungskosten des neuen Langstreckenprogramms finanzieren. Etwa 3,5 Milliarden Euro wollte sich EADS für die A350 ursprünglich von den Airbus-Ländern vorstrecken lassen. Aus Finanzierungszusagen der Regierungen aus den Jahren 2009 und 2010 hat EADS davon bereits gute zwei Drittel sicher.
© aero.de | Abb.: Airbus S.A.S. | 01.03.2013 10:14
Kommentare (2) Zur Startseite
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Wenn wir das alle so machen, dann ist Deutschland nicht nur sozial, sondern auch dumm.
Und eine zweite Fertigungsstraße für A350 in HH halte ich für Schwachsinn !
Hamburg soll sich mal auf die A320NEO und den Nachfolger A3X konzentrieren....den letzteren würde ich dann komplett in HH und USA bauen.
Dieser Beitrag wurde am 01.03.2013 14:35 Uhr bearbeitet.