Verwandte Themen
Doch mit Außenminister Boris Johnson ist eines der prominentesten Kabinettsmitglieder dagegen - ebenso Erziehungsministerin Justin Greening. Johnson meinte, das Projekt Heathrow sei schlichtweg undurchführbar. "Ich glaube, es ist sehr wahrscheinlich, dass es gestoppt wird."
Ein prominenter Parlamentarier droht gar mit Rückgabe seines Mandats - und Greenpeace spricht von einer "Vergeudung von Zeit, Geld und Menschenleben".
Die neue Premierministerin Theresa May hat bereits mit dem Thema Brexit einen schweren Brocken zu bewältigen - jetzt dürfte auch das Thema Heathrow für unruhige Zeiten sorgen. Eine endgültige Entscheidung des Parlaments soll es erst im Winter 2017/18 geben. Mit einem Baubeginn wird nicht vor 2021 gerechnet - 2025 könnten dann die ersten Jets von der neuen Bahn abheben.
"Das ist eine wirklich große Entscheidung für unser Land", sagte Grayling. Er machte klar, dass die Entscheidung auch mit dem Brexit zu tun hat. "Es ist die klarste Entscheidung seit dem Referendum, dass Großbritannien offen für Geschäfte ist".
Der Ausbau Heathrow ist seit Jahren heftig umstritten. Der Airport ist zu 99 Prozent ausgelastet. Auf 23,6 Milliarden Pfund (26,4 Milliarden Euro) werden die Kosten inclusive einer besseren Verkehrsanbindung veranschlagt. Laut Regierung soll der Ausbau bis zu 77 000 neue Jobs in den nächsten 14 Jahren schaffen. Über die nächsten 60 Jahre nach dem Ausbau dürfte die britische Wirtschaft von der dritten Startbahn mit einem Plus von 147 Milliarden Pfund profitieren, rechnete BBC am Dienstag.
Die Alternative heißt eine zweite Runway für Gatwick, hier werden die Kosten auf alles in allem lediglich knapp acht Milliarden Pfund veranschlagt - ein Drittel der Kosten für Heathrow. Zudem müssten in Gatwick weniger Häuser abgerissen werden, dürfte es weniger Proteste geben. Auch Bürgermeister Sadiq Khan ist für Gatwick - doch die britische Wirtschaft und die großen Airlines sind für Heathrow. Heathrow ist näher zu London, Gatwick liegt schon auf halben Wege nach Brighton - Heathrow ist schlichtweg der "Airport Number One".
Um den Streit zu entschärfen, hatte sich May zu einem eher ungewöhnlichen Schritt entschieden: Sie gibt ihren Widersachern praktisch freie Bahn. Diese hätten "außergewöhnliche und begrenzte" Freiheiten, ihre Empfehlung zu kritisieren, meinte May kürzlich - nur eine Kampagne gegen sie führen dürfen die Startbahn-Gegner nicht. Das erinnert ein wenig an die Freiheiten, die Mays Vorgänger, David Cameron, seinen Ministern in Sachen Brexit zugestanden hatte - am Ende gewannen die EU-Gegner die Schlacht.
© dpa-AFX | 25.10.2016 13:43
Kommentare (3) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Heathrow ist von den Gebühren her bereits heute ein teurer Airport. Die neue Bahn wird zu Gebührenerhöhungen führen. IAG hat bereits angekündigt, in dem Fall Heathrow den Rücken zuzukehren. Anders als viele andere Airlines hat IAG mit Madrid und Dublin bereits 2. weitere Hubs im Ausland und nutzt auch in London noch 3 weitere Flughäfen. Insofern dürfte die IAG-Aussage mehr als eine substanzfreie Drohung sein.
Wenn IAG als mit riesigem Abstand größer Kunde signifikant Verkehr in Heathrow abzieht, wäre es ein finanzielles Desaster für den Flughafenbetreiber und man bräuchte die 3. Bahn auf Jahrzehnte gar nicht mehr. Wenn IAG bleibt und man keine signifikante Gebührenerhöhung durch bekommt, wird es auch ein finanzielles Desaster.
Aber gut: Irrationale Entscheidungen und absurde Verhandlungsstrategien zeichnen die Briten im Moment ja aus. #Brexit
Was ich so aus Pilotenkreisen höre ist das immer kurz vor knapp vor der Schwelle, bis die Landefreigabe kommt. Will gar nicht wissen, wie unangenehm das als ATC da ist.
Und am Flugverkehr ändert auch der Brexit nichts - zumindest nicht solange die IAG ihre Flüge verramscht.