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Schockmoment für Boeing: Schon wieder brennt es beim "Dreamliner"

Ethiopian Airlines Boeing 787-8
Ethiopian Airlines Boeing 787-8, © The Boeing Company

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LONDON / NEW YORK - Diese Nachricht dürfte im Hauptquartier von Boeing eingeschlagen haben wie eine Bombe: Auf dem Londoner Flughafen Heathrow brennt ein "Dreamliner". Nicht schon wieder, mag so mancher Manager und Ingenieur gedacht haben. Denn eigentlich hatten sie beim Airbus-Rivalen gerade erst das Desaster um die feuergefährlichen Batterien verdaut.

Die Angst vor neuerlichen schwerwiegenden Macken bei dem hochmodernen Flugzeug sitzt tief. Kaum war die Nachricht in der Welt, rauschte die Boeing-Aktie am Freitag an der Wall Street um bis zu 7 Prozent in die Tiefe. Zum Börsenschluss in New York stand das Papier noch annähernd 5 Prozent im Minus. Milliarden an Börsenwert verpufften.

Dabei war über die Gründe für das Feuer in London zunächst nichts bekannt. Die Untersuchungen liefen, erklärte die betroffene Fluggesellschaft Ethiopian Airlines. Boeing teilte mit, ein Team auf den Weg zu schicken, und auch die US-Sicherheitsbehörde NTSB wollte einen Vertreter entsenden.

Immerhin kam niemand zu Schaden - der Flieger war leer. Er parkte nach Angaben von Ethiopian Airlines schon mehr als acht Stunden auf dem Flughafen, als Rauch entdeckt wurde.

Auf Fernsehbildern waren dunkle Flecken auf dem Dach des "Dreamliners" zu sehen, oberhalb der hinteren Türen. Das könnte darauf hindeuten, dass das Feuer nicht von den Batterien ausging. Denn die befinden sich in der Nähe des Cockpits und unterhalb der Passagierkabine auf Höhe der Flügel.

Nun wird es darauf ankommen, was das Feuer auslöste. Vielleicht auch nur eine Unachtsamkeit, ein menschlicher Fehler? Einen neuen Rückschlag bei dem Prestige-Modell kann sich Boeing kaum leisten. Zuerst musste die Auslieferung wegen Problemen bei Entwicklung und Produktion um mehr als drei Jahre verschoben werden. Dann führten die feuergefährlichen Batterien Anfang diesen Jahres zu einem Startverbot für die gesamte "Dreamliner"-Flotte.

Daneben sorgten kleinere und größere Pannen wie austretender Sprit oder eine verrücktspielende Bremsanzeige immer wieder für Flugverspätungen, Flugausfälle und Flugabbrüche. Etwa zeitgleich zum Brand auf dem Flughafen Heathrow musste eine Maschine von Thomson Airways zum Flughafen Manchester zurückkehren - "wegen eines technischen Problems", wie die Tui-Tochtergesellschaft erklärte.

Für Boeing geht es um den Ruf und letztlich um viel Geld. In den Auftragsbüchern stehen 930 "Dreamliner", Stückpreis nach Liste bis zu 244 Millionen Dollar (187 Mio Euro). 66 der Langstrecken-Jets wurden bis zur Jahresmitte an Fluggesellschaften übergeben.

Mit seiner neuartigen Konstruktion aus leichten Carbonfasern statt Alu ist der "Dreamliner" ein technischer Vorreiter. Der Jet sollte Boeing die Vormachtstellung am Himmel sichern. Doch nun spielt jede schlechte Nachricht dem Rivalen Airbus mit dem Konkurrenzmodell A350 in die Hände. Dieser Jet ist noch gar nicht draußen. Die Europäer können also aus jedem Fehler der Amerikaner nur lernen.
© Daniel Schnettler, dpa | 13.07.2013 06:40


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