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Megafusion von EADS und BAE Systems scheitert an der Politik

Airbus in Farnborough
Airbus in Farnborough, © Airbus S.A.S.

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MÜNCHEN - Die Megafusion von EADS und BAE Systems zu einem neuen Luftfahrt- und Rüstungskonzern ist Insidern zufolge am politischen Widerstand gescheitert. Das erfuhr die dpa am Dienstag aus Kreisen, die in die Gespräche eingebunden sind. Danach konnten sich Frankreich und Großbritannien nicht über die Modalitäten einigen. Beide Unternehmen bestätigten ein Ende der Fusionspläne nicht, das weitere Vorgehen blieb zunächst noch offen.

Die Fusion gilt wegen des sensiblen Rüstungsgeschäfts als höchst komplex, da sich die beteiligten Regierungen auf eine gemeinsame Linie einigen müssen. Hauptstreitpunkt war der staatliche Einfluss, den sich Deutschland und Frankreich sichern wollten. Außerdem reden Großbritannien, die USA und die EU-Kommission mit. EADS-Chef Tom Enders und BAE-Boss Ian King hatten auch öffentlich mit aller Kraft für die Schaffung eines Rüstungsriesen geworben.

"Wir sind überrascht über die Berichte aus Berlin", sagte ein EADS-Sprecher am Dienstag in München. Erst am Vormittag sei man darüber unterrichtet worden, dass die Gespräche zwischen Großbritannien und Frankreich über den geplanten Zusammenschluss deutlich Fortschritte gemacht habe. Beide Unternehmen würden im Laufe des Nachmittags die Lage beraten und dann gemeinsam eine Entscheidung über mögliche weitere Schritte treffen.

Die Aktien der betroffenen Unternehmen reagierten gegensätzlich auf die Nachrichten. Die EADS-Titel gewannen am Nachmittag an der Pariser Börse kurzzeitig mehr als zwei Prozent und lagen zuletzt noch mit 0,34 Prozent im Plus. BAE-Papiere verloren in London hingegen 0,40 Prozent ihres Werts. "Viele Anleger haben angesichts des geplanten Umtauschverhältnisses EADS-Aktien verkauft und stattdessen BAE Systems gekauft - diese Positionen könnten nun wieder aufgelöst werden", analysierte ein Händler an der Börse die Kursentwicklung.

Bisher verfügen Deutschland und Frankreich direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler wahr. Bei BAE Systems sind keine Staaten direkt oder indirekt Großaktionäre. Kritik an der geplanten Rüstungsehe war zuletzt aber auch vom BAE-Großaktionär Invesco Perpetual gekommen.

Zugleich tickt für die Fusion die Uhr, denn an diesem Mittwoch endet um 17.00 Uhr Londoner Zeit (18.00 Uhr MESZ) eine Frist, bis zu der nach britischem Recht ein Zwischenergebnis der bisherigen Gespräche vorliegen muss. Allerdings können die Unternehmen auch beantragen, die Frist zu verlängern.

Sensible Branche

Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond hatte in Brüssel gesagt, es sei "Sache des Unternehmens" zu entscheiden, ob es bei der Londoner Börse eine Verlängerung der Frist für eine Aussage über die Fusion beantragen wolle.

Das Rüstungsgeschäft gilt als politisch sensibel. Staaten wollen die für die Landesverteidigung wichtigen Industriebereiche nicht zum Spielball ausländischer Investoren oder anderer Regierungen werden lassen. Auch Standorte und Jobs gelten als Knackpunkte. EADS ist bisher vor allem mit Airbus in der zivilen Luftfahrt stark, BAE gilt als Rüstungsspezialist.
© dpa-AFX | Abb.: EADS | 09.10.2012 13:44


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