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Airbus verzeichnet Gewinneinbruch zum Jahresstart

TOULOUSE - Neue Probleme beim Militärtransporter A400M drohen für Airbus teuer zu werden. "Es ist sehr frustrierend, aber wir müssen das mit unseren Triebwerks-Partnern abarbeiten", sagte Airbus-Konzernchef Tom Enders bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag in Toulouse.

Die Kosten ließen sich noch nicht abschätzen, sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Sie könnten aber "signifikant" werden. Beim modernisierten Mittelstreckenjet A320neo bremsen Probleme bei der Triebwerkskühlung die Produktion, Probleme in der Lieferkette gibt es auch beim neuen Großraumjet A350.

Die Airbus-Aktie reagierte mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsstart an der Pariser Börse verloren die Papiere mehr als vier Prozent an Wert.

Airbus-Sorgenkinder A380 und A400M
Airbus-Sorgenkinder A380 und A400M, © Airbus

Im ersten Quartal brockte die Modellumstellung bei wichtigen Flugzeugtypen dem Konzern einen Gewinneinbruch ein. Während der Umsatz um ein Prozent auf 12,2 Milliarden Euro wuchs, sackte der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn um 23 Prozent auf 501 Millionen Euro ab. Unter dem Strich brach der Überschuss sogar um die Hälfte auf 399 Millionen Euro ein.

Allerdings hatte Airbus im Vorjahreszeitraum kräftig vom Verkauf von Anteilen am Luftfahrtkonzern Dassault profitiert. Nun schnitt Airbus immer noch besser ab als von Analysten erwartet.

Für den Vorstand ist der Gewinnrückgang kein Grund, von seinen Plänen für 2016 abzurücken. Der Großteil der Flugzeug-Auslieferungen, Umsatz und Gewinn werde auf die zweite Jahreshälfte entfallen, machte Enders deutlich. Ab dem Sommer will der Konzern die Auslieferungen der A320neo nach oben treiben.

Der Triebwerksbauer Pratt & Whitney, der den bisher einzigen verfügbaren Antriebstyp für den Flieger liefert, habe versprochen, dass Probleme mit der Kühlung bis Jahresmitte gelöst seien, sagte Wilhelm.

Der Mittelstreckenjet A320neo ist der größte Verkaufsschlager im Airbus-Programm. Die Neuauflage der herkömmlichen A320 wurde bisher rund 4500 Mal bestellt. Die erste Maschine wurde im Januar an die Lufthansa ausgeliefert, nachdem die eigentliche Erstkundin Qatar Airways die Abnahme wegen der technischen Probleme abgelehnt hatte.

Die Triebwerke müssen zwischen Start und Landung mehrere Minuten gekühlt werden, was die Fluggesellschaften wertvolle Zeit kostet.

Die Umstellung von der A320 auf die "neo" und der gleichzeitige Hochlauf der A350-Produktion setzten Airbus und die Zulieferer unter Stress, sagte Finanzchef Wilhelm. Es gebe allerdings weiterhin Engpässe in der Lieferkette, hieß es. Zulieferer Zodiac kann derzeit nicht genügend Sitze liefern.

Im laufenden Jahr will Airbus seine Auslieferungen weiterhin von 635 auf mehr als 650 Verkehrsflugzeuge steigern. Im ersten Quartal waren es nur 125 Stück, neun weniger als ein Jahr zuvor. Das lag auch an der vorläufig gebremsten Produktion des Langstreckenjets A330.

Trüb sieht es weiter mit Aufträgen für den weltgrößten Passagierjet A380 aus. Im laufenden Jahr dürften laut Wilhelm ähnlich viele Flieger des Typs den Weg zu den Kunden finden wie im Vorjahr. Airbus werden Pläne nachgesagt, die A380-Linie ab 2017 von aktuell etwas über 2 auf 1,7 Flugzeuge pro Monat zu drosseln.

A400M ist "ernste Herausforderung"


Der neue Ärger beim Militärtransporter A400M dreht sich um das Propeller-Getriebe. "Wir prüfen die technischen Fragen und überlegen, wie wir mit den bereits ausgelieferten Flugzeugen umgehen", sagte Wilhelm. Anfang April hatte Airbus grundsätzlich Probleme mit hohem Materialverschleiß und mangelnder Hitzebeständigkeit im Getriebe bestätigt.

Enders sprach nun von einer "ernsten Herausforderung für die Produktion und die Auslieferung an die Kunden".

Jüngst hatte Airbus bereits Materialprobleme einräumen müssen. Das Magazin "Der Spiegel" hatte von Rissen im Mittelrumpf von Maschinen der französischen Streitkräfte berichtet. Eigentlich wollte Airbus in diesem Jahr 20 Maschinen ausliefern. Bereits die Entwicklung des Fliegers hatte sich immens verzögert und verteuert.

Nach jahrelanger Verzögerung stellte die französische Luftwaffe erst 2013 das erste Serienmodell in Dienst, die Bundeswehr bekam Ende 2014 ihre erste Maschine. Wegen Problemen am Triebwerk war eine A400M im Mai 2015 bei einem Testflug in Spanien abgestürzt, vier Insassen kamen dabei ums Leben.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 28.04.2016 08:20

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Beitrag vom 30.04.2016 - 13:06 Uhr
Boeing hat ja gemessen an den Zusatzkosten von 787, 747-8 und KC-46 immer noch einen relativ stattlichen Gewinn (überraschenderweise).

Boeing verschiebt fast 30 Mrd. an Kosten in die Zukunft und hat dann überraschenderweise(?) stattliche Gewinne?

Tun sie das?
Beitrag vom 30.04.2016 - 13:06 Uhr

Das Airbus trotz Auslagerung an externe Zulieferer, letztendlich immer noch das "Sagen" hat, wissen die Wenigsten.

Beim Triebwerkshersteller kann man das durchaus so sehen. Zumal es recht merkwürdig erscheint, das bei dem Geared Turbofan dessen verlängerte Operationszeiten am Boden verursacht durch thermische Probleme so spät bekannt geworden und angegangen wird - zumindestens von außen betrachtet.

Den Sitzhersteller wählen aber letztendlich die Airlines selbst aus - vor allem die großen Netzwerkcarrier, die jetzt auf den A350 warten müssen.
Beitrag vom 29.04.2016 - 08:15 Uhr
Boeing hat ja gemessen an den Zusatzkosten von 787, 747-8 und KC-46 immer noch einen relativ stattlichen Gewinn (überraschenderweise).

Boeing verschiebt fast 30 Mrd. an Kosten in die Zukunft und hat dann überraschenderweise(?) stattliche Gewinne?


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