Air Berlin für Eurowings
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Spohr: Frankfurt spielt mit seiner Drehkreuzfunktion

Carsten Spohr
Carsten Spohr, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - In der kriselnden Partnerschaft zwischen Lufthansa und dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport deutet sich keine Entspannung an. Nun kritisierte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" (Di.) die vor gut einer Woche genehmigte Kapazitätserweiterung.

"Der aktuelle offensichtliche Strategieschwenk der Fraport zeigt, dass der Flughafen noch unabhängiger von Lufthansa werden will", sagte der Manager und sieht in der Fraport-Planung für den Frankfurter Flughafen "in der Tat ein Problem".

Fraport und Lufthansa hätten sich in den vergangenen Jahren eher auseinandergelebt als zusammengefunden.

"Wir reden zwar viel miteinander, aber anscheinend nicht über die richtigen Themen", stellte Spohr selbstkritisch fest. "Das beunruhigt mich, denn es gefährdet unser gemeinsames Geschäftsmodell.

Lufthansa habe in Frankfurt in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich Marktanteile gewonnen. "Wir standen mal für die Hälfte aller Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen, heute sind es knapp zwei Drittel." Aber früher seien zwei Drittel der LH-Maschinen in Frankfurt stationiert gewesen, aktuell sei es nur noch ein Drittel.

Vor allem die Praxis von Fraport, mit Rabatten neue Kunden aus dem Billigfliegerbereich - wie Ryanair - nach Frankfurt zu locken, nervt Spohr.

Der Manager sieht die Drehkreuzfunktion von Frankfurt mit dem Hineinquetschen von Billig-Airlines und dadurch noch schlechterer Pünktlichkeitsquote gefährdet und bekräftigt, "dass wir Wachstum zu anderen Drehkreuzen umsteuern müssen. Dabei werden wir natürlich trotzdem hier keine Slots aufgeben."

Spohr setzt auf Einsicht bei Fraport und auf die Hilfe der hessischen Landespolitik, "die nach Kräften unterstützt, dass die aktuellen Differenzen überwunden werden können".

Interesse an Air Berlin

Der Lufthansa-Chef bekräftigte das grundsätzliche Interesse an einer Übernahme des angeschlagenen Wettbewerbers Air Berlin. Allerdings müssten die Kosten bei Air Berlin runter, die Schulden müsse der Großaktionär Etihad übernehmen, und die Kartellbehörden müssten zustimmen.

"Es bleibt (...) bei den genannten drei Bedingungen, und es reicht nicht aus, nur für eine oder zwei Fragen Lösungen zu finden."

Für Lufthansa sei auch noch nicht entschieden, ob der eigene Low-Cost-Ableger Eurowings tatsächlich, wie bisher für das nächste Jahr erwartet, nach Frankfurt komme. "Denn auch eine Eurowings könnte genauso wie Ryanair dafür sorgen, dass eine Zubringerstrecke für die Lufthansa Passage nicht mehr profitabel ist."

Eurowings 2018 profitabel


Von dem eigenen Low-Cost-Konzept ist Spohr überzeugt: "Wenn man sich anschaut, wie weit wir mit Eurowings in unter drei Jahren gekommen sind, dann sind meine Erwartungen übertroffen." In Europa habe Eurowings in dem Segment bereits Rang 3 erreicht, "und wir werden mit Eurowings ab 2018 schwarze Zahlen schreiben".

Eurowings werde perspektivisch die zweitgrößte Airline im Konzern sein. Nach Umsatz sei Eurowings schon größer als AUA und betreibe mehr Flugzeuge als Swiss.

Für das Premiumprodukt Lufthansa zahlten sich die hohen Investitionen in einer deutlichen Besserung bei der Kundenzufriedenheit und Auslastung aus. Auch die Tarifeinigungen mit allen drei Berufsgruppen im Konzern hülfen. "Deswegen bin ich viel optimistischer als noch vor einigen Jahren, dass wir auch in unserem Kerngeschäft wieder wachsen können", so Spohr.
© dpa-AFX | Abb.: Michael Lassbacher | 23.05.2017 06:22

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Beitrag vom 24.05.2017 - 23:17 Uhr
@NCC1701
Na klar ist es auch ein Schuss gegen FR. Man ist nicht so naiv zu glauben man könnten den ULCC aus dem Weg gehen. Es sollten nur die gleichen Bedingungen herrschen. Dem anderen Knüppel zwischen die Beine zu werfen gehört zum Geschäft.

Soweit ich das verstanden habe war der Sloteckwert 100/Std und der war ausgeschöpft. Jetzt kommt FR und der Eckeert wird genau um die 4 Slots erhöht (ohne das man was verändert hat) die FR braucht und sie bekommen auch noch einen Sonderpreis. Die Strecke nach AGP ist nicht neu, aber Discount gibt's trotzdem. Da ist das Establishment sauer. Das die Discountregel jetzt gleiche,aßen für alle gilt und klarer definiert ist kam wohl erst nach LH und DE Intervention. Aber ich habe das nicht im Detail verfolgt, vielleicht weiß das jemand genauer.

Dieser Beitrag wurde am 25.05.2017 07:12 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 24.05.2017 - 19:16 Uhr
@Kranich
Ich habe "einen grossen Teil ihres Verkehrs..." geschrieben und nicht alles.
Das lokal Aufkommen (so wie du es schreibst) wird niemals reichen um auch nur einen großen Teil des Langstreckenangebotes in FRA so halten zu können. Aus den LH Politspiegel ging mal hervor, was LH alles an Zubringer benötigt um einen Langstreckenflieger zu füllen. Lokal Aufkommen reicht da an keinem Hub der LH aus (ohne Zugringer aus D und vor allem von EN, würde das Langstreckenangebot in MUC auch nicht so möglich sein ).

@gpower:
Naja, meiner Meinung nach ist es indirekt schon ein Schuss gegen FR (welcher andere Gesellschaft hat den noch in FRA aufgeschlagen mit soviel tamtam). Und mir fehlen bis heute Nachweise, welche ausplanmässigen Sonderbehandlung FR in FRA erhält, die nicht jeder andere neue auch erhalten würde, wenn er eine Home-Base und vollkommen neue Strecken einrichtet.

@Avokus
Ist es überhaupt der Anspruch von EW sich gegen FR zu messen, d.h. auch von der Kostenbasis? Seit einiger Zeit liest man "Low Cost", womit man auch EW in Verbindung bringen soll und "Ultra Low Cost" wo man FR sehen soll. Hat man damit nicht eine "zwischen" Segment geschaffen um zu zeigen, wie erfolgreich EW doch ist?`



Ich bin mal gespannt, wie die ersten Statistiken zum Thema Pünktlichkeit von FR in FRA aussehen werden. Das wird sicher eine spannende Diskussion.


...NCC1701



Beitrag vom 24.05.2017 - 10:21 Uhr
@Avokus
Alle Ihre Argumente zu EW sieht CS komplett anders. Ich empfehle den gesamten Bericht und das Interview in der Börsenzeitung. Der Artikel hier gibt nur einen Teil wieder.

Added Value kostet Geld, einer muss dafür bezahlen. Synergien ja, aber das Einer für den Anderen zahlt um das Ganze schön zu rechnen wird komplett ausgeschlossen.

Ihrem ersten Absatz stimme ich zu.


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