Regierung erwartet Grounding
Älter als 7 Tage

Lufthansa nimmt Abstand von Niki-Übernahme

Flyniki Airbus A321
Flyniki Airbus A321, © Ingo Lang

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FRANKFURT - Der Lufthansa-Konzern hat sein Übernahmeangebot für die Air-Berlin-Tochter Niki zurückgezogen. Als Grund gab die Fluggesellschaft am Mittwoch an, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Niki schwebt jetzt in akuter Groundingefahr.

Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden, teilte Lufthansa mit. An dem Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter solle hingegen festgehalten werden. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtliochen Zustimmung der EU-Kommission.

Der Kaufpreis von 18 Millionen Euro für die LGW sei noch Gegenstand erneuter Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der KfW an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden. Die Bundesregierung hatte für die 150 Millionen Euro eine Bürgschaft übernommen. Für Niki und LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die Air-Berlin-Teilübernahme zerstreuen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen "Plan B" angekündigt.

Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Größenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft wachsen zu lassen.

"Die Air-Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die Niki Luftfahrtgesellschaft GmbH", betonte Air Berlin nach dem Rückzieher der Lufthansa in einer Pflichtmitteilung für die Börse.

Lufthansa stellt Zahlungen an Niki ein

Air Berlins Generalbevollmächtiger Frank Kebekus hatte noch am Dienstag mitgeteilt, Lufthansa sei der einzig zuverlässige Kaufinteressent für Niki. Interesse an einem Kauf hatten in den vergangenen Monaten auch Thomas Cook (Condor) und der British-Airways-Mutterkonzern IAG gezeigt, IAG sprang laut Kebekus inzwischen aber ab.

Lufthansa hielt Niki nach eigenen Angaben zuletzt mit Zuschüssen von zehn Millionen Euro pro Woche in der Luft.

"Von dem ursprünglich vereinbarten Kaufpreis für Niki wurde dem Unternehmen bereits ein Teil als Brückenfinanzierung zur Verfügung gestellt", teilte Lufthansa mit. Die verbleibende Summe werde jetzt in einen "Kapazitätsaufbau in den Märkten von Niki" umgeleitet.

Kebekus sieht Niki in akuter Insolvenzgefahr - in diesem Fall würden "kurz vor Weihnachten 1.000 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, Zehntausende Passagiere stranden und hunderttausende Tickets ihre Gültigkeit verlieren."

Bundesregierung rechnet mit Grounding

Die deutsche Bundesregierung rechnet bereits mit einer Insolvenz und Einstellung des Flugbetriebs bei Niki. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch. "Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Marvin Mutz | 13.12.2017 14:53

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Beitrag vom 14.12.2017 - 11:32 Uhr

Ja, aber (glücklicherweise) gibt es doch noch Instanzen, die sich solche "Deals" genau anschauen und überprüfen. Und nun sind LH/EW + Verbündete (Regierung, Insoverwalter etc.) gestoppt worden. Wobei: die Entscheidung war doch noch gar nicht gefallen. Wieso zieht die LH / EW bereits jetzt "den Stecker" . Angst das ev. noch was rauskommt oder hat man bereits einen "noch besseren (aus Sicht LH / EW) in der Tasche? Und dann trifft Ihre Satz: "was interessiert mich mein Geschwätz (Vertrag) von gestern." in ziemlicher perfider Form zu.


Ich glaube ganz so einfach ist es nicht denn die LH hat pro Woche 10 Mio im Hinblick auf eine Übernahme bzw den Kauf zahlt um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten bis der Kauf genehmigt ist. Warum soll sie weiter zahlen und das Geschäft noch ein oder zwei Wochen sichern wenn sie dann doch nicht zum Zuge kommt.

Zu den Mitarbeitern, und Paxe kommen noch 800.000 verkaufte Tickets die jetzt nichts mehr Wert sind. Der Schaden ist schon recht groß der sich nun ergibt. Nicki Lauda wird da sicher keine Großzügigkeit zeigen.
Beitrag vom 13.12.2017 - 22:46 Uhr
Mir tun die Mitarbeiter auch leid, aber die Entscheidung ist aus Wettbewerbssicht richtig. die Waagschale "1000 Mitarbeiter in Lohn und Brot" steht ziemlich in der Höhe im Vergleich zu der Waagschale "Mehrbelastung von Millionen durch höhere Flugpreise" - zumindest aus Sicht der EU. Wie ich finde, durchaus nachvollziehbar.

Und was passiert jetzt? Wo und wie schnell sich eine Ryanair auf die vielen freien Slots in Berlin "müht" zeigt doch, dass hier von diesen Anbietern nur wenig Konkurrenz zu erwarten ist. Und die Geschäftsmodelle sind einfach zu verschieden um hier von ernsthafter Konkurrenz zu sprechen.

Ein gewachsene dominierende Stellung und eine durch Übernahme eines Konkurrenten sind aber zwei verschiedene Parr Schuhe. MAn geht davon aus, dass aber einer PAssagierzahl von 200-250 k pro Jahr auf einer Strecke "Platz" für mehr als eine FLuglinie ist (ich hoffe, ich habe die Zahl noch richtig im Kopf). MUC-TXL hat ausreichend für mehr als eine FLuglinie, von Memmingen aus nicht. Würde LH Ryanair übernehmen, wären die Verbindungen ab Memmingen - auch wenn dann alleine geflogen - kein kartellrechtliches Problem.

Nun gibt es zwei Haken bei dieser Argumentation:
1.) geht es nicht um die Übernahme eines Konkurrenten, sondern um die Übernahme von Teilen der Insolvenzmasse.
2.) Davon abgesehen, dass ich diese Zahl nicht verstehe ... was ist, wenn keine Konkurrenz möchte? Siehe Frankfurt-Hamburg - hier hat es AB sogar gemerkt, dass kein Brot zu verdienen ist. Andere Strecken wie Wien-Frankfurt müssen künstlich mit Adria Airways beredert werden, damit die Wettbewerbshüter zufrieden sind.

Sind wir mal ehrlich - bei den Entfernungen hier in Europa und den gut ausgebauten Straßen- und Bahn-Netzen, ist die Luftfahrt nicht konkurrenzlos.
Beitrag vom 13.12.2017 - 21:57 Uhr
Die Frage ist immer noch was eine Marktbeherschende Stellung den sein soll, besonders in der Luftfahrt.
Das niemand mehr MUC-TXL fliegt ausser LH,tja, das ist halt so.
Auf Memmmingen in die Welt hat wohl Ryanair auch ein monopol, und richtung osten hat das Wizz.

Mit IAG, AF-KLM, FR, Easyjet, Wizz, Alitalia (noch) und XY anderen Airlines kann man in Europa wohl nicht von einem monopol reden....
v.a. wenn man mit den USA vergleicht: Die 3 verbliebenen Legacy carrier + Southwest + Alaska/Frontier.
Also max. 5 eher 4,5.....in einem Land ohne jede Alternative zum Flieger (Greyhound gibts noch, Zug ist schwer)

Flixbus hat jedenfalls mehr Marktanteil als LH....
Mit der Argumentation hat es auch LH versucht :-)

Ein gewachsene dominierende Stellung und eine durch Übernahme eines Konkurrenten sind aber zwei verschiedene Parr Schuhe. MAn geht davon aus, dass aber einer PAssagierzahl von 200-250 k pro Jahr auf einer Strecke "Platz" für mehr als eine FLuglinie ist (ich hoffe, ich habe die Zahl noch richtig im Kopf). MUC-TXL hat ausreichend für mehr als eine FLuglinie, von Memmingen aus nicht. Würde LH Ryanair übernehmen, wären die Verbindungen ab Memmingen - auch wenn dann alleine geflogen - kein kartellrechtliches Problem.


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