Vereinigung Cockpit
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Piloten und Lufthansa steuern auf heißen Herbst zu

Flughafen Frankfurt
Gewitterwolken über dem Frankfurter Flughafen, © Björn Schmitt / world-of-aviation.de

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FRANKFURT - Bei der Lufthansa stehen möglicherweise bald wieder Streiks ins Haus. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Tarifgespräche mit dem Unternehmen am Mittwoch erneut für gescheitert erklärt. In den Mittelpunkt rücken die Ambitionen der Lufthansa im Günstigflugsektor.

In einem Spitzengespräch mit dem Vorstandschef Carsten Spohr habe Lufthansa auf den Plänen beharrt, Flugzeuge ins Ausland auszuflaggen und damit Arbeitsplätze aus Deutschland zu verlagern, spielt die VC auf die in Österreich angemeldete Günstigtochter Eurowings Europe an.

Daher seien nun Streiks der Piloten wieder jederzeit möglich. Die Lufthansa-Aktie büßte am Morgen einen Teil ihrer Gewinne ein.

Die VC hatte dem Unternehmen zuletzt nach eigenen Angaben Einsparmöglichkeiten in einem Volumen von rund 500 Millionen Euro angeboten. Unter anderem sollte innerhalb des Konzerntarifvertrags eine Tarifgruppe für eine Billigfluglinie eingeführt werden.

"Ausflaggen ist das genaue Gegenteil eines Bündnisses für Wachstum und Beschäftigung", sagte VC-Sprecher Markus Wahl. "Es wird offensichtlich, dass dieser Konzernvorstand keine gemeinsamen Lösungen anstrebt." Bereits im Juli sei der Versuch einer Gesamtschlichtung zu allen strittigen Tarifthemen an der Verweigerungshaltung der Lufthansa gescheitert.

Anfang August sah es dann kurzzeitig so aus, als könnten sich beide Seiten doch noch einigen. Vor allem bei Konzernchef Spohr wuchs die Hoffnung, den lästigen und teuren Dauer-Tarifstreit endlich beilegen zu können. Allerdings war auch Spohr klar, dass es noch Hindernisse gibt. "Ich freue mich, dass wir wieder reden", sagte der Manager. Die Freude hielt nur kurz.

Piloten: Günstigflüge ja, aber nur unter deutscher Flagge

Die Gewerkschaft hatte zuvor nach zwölf Streikrunden im Juli angeboten, innerhalb des Lufthansa-Tarifvertrags niedrigere Gehaltstarife für Piloten der geplanten Billig-Plattform Eurowings zu akzeptieren.

Lufthansa müsse dafür aber die geplante Ausflaggung von Jets an ausländische Gesellschaften aufgeben. Auch sollten die Lufthansa-Piloten dem VC-Angebot zufolge zwei Jahre später als bislang in den Vorruhestand gehen.

Spohr will weite Teile ihres Europa-Flugbetriebs schrittweise in den Günstigsektor zu Eurowings Europe überführen.

Lufthansa: Allein die Wettbewerber dürften sich freuen

Lufthansa bedauert die erneute Streikdrohung der Piloten. Das Unternehmen widersprach am Mittwoch der Darstellung, dass es das Angebot der VC abgelehnt habe. Vielmehr sollten die einzelnen Themen in Arbeitsgruppen besprochen werden, zu denen man Terminvorschläge gemacht habe, teilte eine Sprecherin am Mittwoch mit.

Lufthansa appellierte an die Gewerkschaft, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. "Potenzielle Arbeitsniederlegungen der Piloten schaden nur den eigenen Kunden, dem Unternehmen und all seinen Mitarbeitern. Allein die Wettbewerber dürften sich darüber freuen", erklärte die Airline.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 02.09.2015 09:50

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Beitrag vom 03.09.2015 - 14:01 Uhr
Mir erschließt sich bei dieser Diskussion einfach nicht, warum das Angebot der VC von der Geschäftsführung ausgeschlagen worden ist. Wenn man das Kostenniveau der Piloten bei Eurowings per Benchmark auf das der Konkurrenz - auf der Kurzstrecke war EasyJet und auf der Langstrecke Condor veranschlagt - gesenkt hätte, hätte man hier keinen Kostennachteil mehr gehabt. Die "gefürchtete" Konkurrenz ist mit eben diesen Kostenstrukturen derzeit absolut erfolgreich! Warum erachtet es die Konzernleitung also als absolut essentiell, diese Arbeitsplätze dennoch auszulagern? Welcher Vorteil entsteht dadurch? Und was viel wichtiger ist: welche Nachteile entstehen dadurch? Anhaltende Streiks inklusive Imageschaden und Streikkosten, unzufriedene Mitarbeiter, unzufriedene Ausbildende und schlussendlich unzufriedene Kunden.
>

Das lässt sich aber nicht so einfach vergleichen. Kurzstrecke Point to Point hat eine etwa 20% höhere Aircraftutilisation als Netzwerk. Außerdem Kosten für Umsteigergepäck usw. Der Anteil der Pilotenkosten (ohne SIM und Schulung) bei LH ist etwa 6%, nur mit einer Einsparung bei Cockpit kommen sie da nicht in die Nähe der Kostenstrucktur von Easy. Aber es hilft natürlich.

Beitrag vom 03.09.2015 - 10:57 Uhr
Mir erschließt sich bei dieser Diskussion einfach nicht, warum das Angebot der VC von der Geschäftsführung ausgeschlagen worden ist. Wenn man das Kostenniveau der Piloten bei Eurowings per Benchmark auf das der Konkurrenz - auf der Kurzstrecke war EasyJet und auf der Langstrecke Condor veranschlagt - gesenkt hätte, hätte man hier keinen Kostennachteil mehr gehabt. Die "gefürchtete" Konkurrenz ist mit eben diesen Kostenstrukturen derzeit absolut erfolgreich! Warum erachtet es die Konzernleitung also als absolut essentiell, diese Arbeitsplätze dennoch auszulagern? Welcher Vorteil entsteht dadurch? Und was viel wichtiger ist: welche Nachteile entstehen dadurch? Anhaltende Streiks inklusive Imageschaden und Streikkosten, unzufriedene Mitarbeiter, unzufriedene Ausbildende und schlussendlich unzufriedene Kunden.
Beitrag vom 03.09.2015 - 10:41 Uhr

Zum Ergebnis LH in 2014 ist noch anzumerken, dass durch fuel hedging der Preisverfall NICHT mitgenommen wurde. Verspekuliert, trotz 1 zer Examen. So kann das gehen das mit der Spekulation in die Zukunft. Hat ErikM bereits oben richtig geschrieben:

"Allerdings sind die Aufwendungen für Betriebsstoffe der LH in 2014 sogar gestiegen...
2015 könnte das anders aussehen aber 2014 hat das nicht positiv auf die Bilanz gewirkt."


Wenn man rein auf den besten Preis spekulieren würde, hätten Sie Recht. Allerdings ist das nicht Ziel des Hedgings. In erster Linie geht es darum Stabilität in die Ausgaben zu bekommen und somit eine bessere Planbarkeit auf der Einnahmen- und Ausgabenseite. Ohne diese Planbarkeit würde Ihnen keiner Geld geben um z. B. eine Milliarden-Flugzeugbestellung zu finanzieren. Eine kleine Krise und der Ölpreis geht durch die Decke und Ihre ganze Kalkulation zum Teufel. Dieses Risiko würden Sie mit einem heftigen Premiumzins bezahlen. Was Sie also durch eine verpaßte Chance gespart hätten legen Sie woanders wieder drauf. Das Ganze ist hochkomplex und nicht mit ein paar Bierdeckelargumenten getan. Haben Sie denn schon ihr Heizöl für die nächsten 10 Jahre gehedged ;-) Wenn nicht jetzt, wann dann? Oder haben Sie eine Kristallkugel und wissen mehr?

Mehr Interesse? Hier mal reinschauen  https://www.kellogg.northwestern.edu/research/fimrc/papers/jet_fuel.pdf


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