Dubai Airshow 2013
Älter als 7 Tage

Arabische Airlines mischen den Himmel auf

Bregier
Airbus-Chef Fabrice Bregier neben Scheich Ahmed Bin Saeed Al-Maktoum auf der Dubai Airshow 2013, © Airbus S.A.S.

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DUBAI - Lange 14 Stunden dauert der Direktflug von Seattle nach Dubai. Von Toulouse aus braucht ein Flugzeug immerhin noch geschätzte 7 Stunden. Und doch hat sich die Reise für die Manager von Boeing und Airbus in die Vereinigten Arabischen Emirate mehr als gelohnt. Sie sammelten auf der dortigen Luftfahrtmesse Dubai Airshow so viele Aufträge ein, dass die Produktion auf Jahre hinaus ausgelastet ist.

Emirates, Etihad und Qatar Airways heißen die großen Spieler in der Golfregion, die seit Jahren wachsen - bislang ungebremst. Sie haben vor allem die lukrative Langstrecke im Angebot und versprechen überdurchschnittlichen Service zu konkurrenzfähigen Preisen. Im Gegensatz dazu fahren etablierte europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air-France/KLM ein Sparprogramm nach dem anderen; in den USA flüchten die chronisch schlecht verdienenden Airlines in Fusionen wie gerade bei American Airlines und US Airways.

Nichts weniger als die größte Flugzeugbestellung der Geschichte konnte Boeing in Dubai einheimsen. Als Erstkunde bestellte Emirates auf einen Schlag 150 der neuen Langstreckenflieger 777X mit bis zu 400 Sitzen. Gesamtpreis laut Liste: 76 Milliarden Dollar.

"Während früher Lufthansa, Singapore Airlines oder auch Swissair die großen Startkunden für die Flugzeugbauer waren, geben die Golf-Airlines inzwischen den Ton an", sagt Luftfahrtexperte Peter Pletschacher vom Aviatic Verlag.

Emirates bestellte gleich auch noch 50 weitere doppelstöckige Airbus A380 mit mehr als 500 Sitzen. Das sichert Airbus zufolge auch 11.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Emirates kommt mit der jüngsten Order auf stolze 140 Stück. Zum Vergleich: Die Lufthansa will ihre A380-Flotte inzwischen nur noch auf 14 Maschinen ausbauen.

Die arabischen Airlines können auf die gut gefüllten Geldschatullen der Herrscherfamilien zurückgreifen. Vor allem Scheich Muhammed Ahmed bin Saeed Al-Maktoum aus Dubai treibt seit Jahren mit ungebremsten Elan seine Pläne voran, Emirates zur führenden Airline und Dubai zum Weltumsteige-Flughafen zwischen Europa und Asien zu machen. Praktisch für den Scheich: Als Chef des Flughafens, Präsident der Luftfahrtbehörde und der Emirates Airlines hat er das uneingeschränkte Sagen.

"Der Nahe Osten wächst schneller als der weltweite Luftfahrt-Markt", erklärte Boeings-Verkaufschef für die Region, Marty Bentrott, schon vor Beginn der Messe. "Und dieser Trend dürfte anhalten."

Beispiel Etihad Airways, Großaktionär bei Air Berlin: Die Gesellschaft ist gerade mal zehn Jahre alt und verfügt nach eigenen Angaben über eine Flotte von 72 Maschinen, die meisten davon teure Großraumflieger. Auf der Messe orderte die Airline bei Airbus weitere 87 Maschinen und bei Boeing 55 Jets. Die Scheichs greifen mit der fünf Jahre jungen flydubai überdies im Markt der Billigflieger an. Boeing hat hier eine Bestellung über 111 Mittelstreckenjets in Aussicht.

Lufthansa: EU-Drehkreuze verlieren zunehmend an Bedeutung


Speziell für europäische Passagiere könnte sich dadurch in Zukunft einiges ändern. "London, Paris und Frankfurt könnten als zentrale Drehschreiben weiter verlieren", sagt Luftfahrt-Experte Pletschacher.

Diese Meinung teilt man auch bei Lufthansa. "Die Staatsairlines aus der Golf-Region wie Emirates, Etihad oder Qatar wachsen aggressiv und überproportional und haben schon über 85 Prozent Marktanteil zwischen der Golf Region und der EU", kommentierte Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner gegenüber aero.de das Geschehen in Dubai. "Als Folge dieser Entwicklung verlieren die EU-Drehkreuze zunehmend an Bedeutung als große interkontinentale Hubs."

Europäische Airlines würden sich in einem "völlig aus den Fugen geratenen Wettbewerb mit den Staatsairlines aus der Golfregion" wiederfinden, formuliert Schneckenleitner die Situation aus Sicht der Lufthansa. "Wichtig sind faire globale Rahmenbedingungen und Chancengleichheit insbesondere gegenüber staatlich unterstützter Fluglinien, vor allem aus den Golfstaaten."

Dies habe die Europäische Union erkannt, auch die neue Bundesregierung sollte diese Forderung selbstbewusst und mit Nachdruck unterstützen, meint man in Frankfurt. Lufthansa warnt vor negativen Folgen für die Volkswirtschaft, wenn bereits jetzt "äußerst großzügige Verkehrsrechte" für Golfairlines noch erweitert würden.

Emirate mischen jetzt auch im Flugzeugbau mit

Emirates steuert schon heute München, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf an und verbindet die Städte mit seinem Heimatdrehkreuz. In Berlin landet Emirates bislang nicht, würde aber gerne. Wettbewerber Etihad versucht, über die Beteiligung an Air Berlin dort einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Beide Airlines erhöhen im nächsten Jahr ihr Flugangebot in Deutschland deutlich.

Die Herrscher in den Golf-Staaten geben sich allerdings längst nicht mehr nur mit dem Betrieb von Flugzeugen zufrieden. Sie wollen daran mitbauen. So haben sich Tochtergesellschaften der staatlich kontrollierten Investmentgesellschaft Mubadala aus Abu Dhabi Milliardenaufträge für Boeings Prestigejets 777X und 787 "Dreamliner" gesichert. Das ausgegebene Ziel: Die Emirate wollen zu einem bedeutenden Zulieferer aufsteigen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 18.11.2013 17:34

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Beitrag vom 19.11.2013 - 01:01 Uhr
Der Erstkunde ist glaube ich der, der als erstes eine Maschine erhält, nicht der Erstbesteller.
An der A380 ist das schön zu sehen, es gab mehrere Airlines die vor Singapore Airlines bestellt haben. Trotzdem hat SIA die erste Maschine erhalten und wird als Erstkunde geführt.
Und hier wird scheinbar Lufthansa nicht die erste Maschine übernehmen.
Beitrag vom 19.11.2013 - 00:41 Uhr
Ich dachte Lufthansa hat schon vor ein paar Wochen als Erstkunde die
B777X bestellt.
 http://www.aero.de/news-18200/Kreise-Lufthansa-wird-Erstkunde-der-Boeing-777X.html

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Beitrag vom 18.11.2013 - 20:20 Uhr
Hoffen wir mal für alle Beschäftigten in der Hersteller- und Zulieferbranche hier in Deutschland, das dass Ganze keine Seifenblase wird ...



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