Dreitägiger Ausstand
Älter als 7 Tage

Lufthansa rüstet sich für Streik – Keine Einigung in Sicht

Cockpit-Demo im Terminal
Cockpit-Demo im Terminal, © Pilotenvereinigung Cockpit, Archiv

Verwandte Themen

Weiterführende Links

FRANKFURT - Die Lufthansa rüstet sich für einen der größten Streiks ihrer Geschichte. Als Reaktion auf die Arbeitskampfdrohung von rund 5400 Flugzeugführern hat das Unternehmen von Mittwoch bis Freitag insgesamt 3800 Verbindungen gestrichen. Aus Sicht der Lufthansa ist der Streik nicht mehr in letzter Minute abzuwenden.

"Ich glaub' nicht, dass wir jetzt vor dem Streik noch eine Einigung finden werden", sagte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin.

Ohnehin sei der Schaden für das Unternehmen bereits eingetreten. Ein so kompliziertes Netzwerk mit so vielen Flügen könne man nicht innerhalb eines Tages "hoch- und runterfahren", sagte Schädler.

Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, bekräftigte am Dienstagmorgen im rbb Inforadio, dass auf weitere Streiks bei der Lufthansa in den nahenden Osterferien verzichtet werden solle: "Wir werden aus Rücksicht auf die Passagiere die Osterferien aussparen." In vielen Bundesländern beginnen die Osterferien am 14. April und dauern zwei Wochen. Danach könnten die Piloten im Falle einer harten Position der Lufthansa weiter "Druck machen".

Der Ausstand soll an diesem Mittwoch (2.4.) um 00.00 Uhr beginnen und am Freitag (4.4.) um 23.59 Uhr enden. Der Arbeitskampf trifft damit zumindest die Osterferien in Niedersachsen und Bremen, die dort bereits am Donnerstag anfangen. Nach früheren VC-Angaben sollen weitere Streiks bis zum Ende der Osterferien dann ausgeschlossen sein. Die letzten Osterferien enden in diesem Jahr am 2. Mai in Thüringen und Schleswig-Holstein.

Handwerg verteidigte das Ausmaß der Arbeitsniederlegung: "Nein, ein Streiktag hätte unserer Ansicht nach nicht gereicht." Streikanlass sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die VC ein Plus von knapp 10 Prozent verlangt. Am Montagabend bezifferte Handwerg in der ZDF-Sendung "WISO" den Streitwert zwischen Piloten und Lufthansa mit einer Milliarde Euro.

Der Pilotenstreik zeigt schon an diesem Dienstag (1. April) Wirkung. Laut einer Streichliste auf der Lufthansa-Internet-Seite fallen bereits rund 40 Flüge aus. Meist handelt es sich um Fernverbindungen, die am Mittwochmorgen in Frankfurt oder München landen sollten. Diese Maschinen würden Passagiere auf einen bestreikten Umsteigeflughafen bringen, von dem sie nicht weiterkommen, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Von daher verzichte man auf diese Flüge.

Lediglich rund 500 Flüge können zwischen Mittwoch und Freitag mit Jets der Konzerngesellschaften Eurowings, Lufthansa CityLine und Air Dolomiti angeboten werden, hatte Lufthansa am Montag in Frankfurt mitgeteilt. Bei diesen Gesellschaften streiken die Piloten nicht. Die Absagen der Lufthansa-Flüge reichen bis zum Samstag.

Betroffen sind laut Lufthansa rund 425 000 Fluggäste, denen umfangreiche Umbuchungsmöglichkeiten angeboten werden sollten. Europas größte Fluggesellschaft rechnet mit einem Ergebnisschaden in zweistelliger Millionenhöhe. Auch 23 von 31 geplanten Frachtflügen der Lufthansa Cargo seien bereits abgesagt. 2010 hatten die Piloten schon einmal mit einem vier Tage langen Streik gedroht, diesen aber nach einem Tag abgebrochen.

Die ausländischen Konzernmarken Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines sollen mit größeren Jets nach Deutschland fliegen, sofern sie zur Verfügung stehen. Für innerdeutsche Verbindungen werden die Fluggäste auf die Bahn verwiesen.

Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens bezeichnete es als schwer nachvollziehbar, dass die Vereinigung Cockpit (VC) beim gegenwärtigen Verhandlungsstand zu einem dreitägigen Vollstreik aufrufe. "Wir haben sowohl für eine verbesserte Vergütung als auch für eine künftige Regelung zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Flugdienst gute Angebote gemacht", sagte Volkens laut einer Mitteilung.
© dpa | 01.04.2014 08:04

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 02.04.2014 - 12:13 Uhr
Wie ich letzte Woche bereits geschrieben habe: Deutschland steht mit den geltenden Gesetzen am Abgrund. Für alle die nun schreiben: gehen Sie doch in ein anderen Land. Ähäm... ich lebe und arbeite bereits mein ganzes Leben im südlichen Nachbarn. So viel zu diesem Thema.

Die Befürworter der Streiks mögen mir bitte eine Frage beantworten:
warum soll ich überhaupt noch mit Lufthansa fliegen? Warum soll ich überhaupt noch deutsche Flughäfen in meinen Itinerarys haben? Es gibt genügend Alternativen: AMS, LHR, ja sogar die französischen und italienischen Flughäfen sind deutlich zuverlässiger als die deutschen.

Die Streiks werden Lufthansa umbringen - früher oder später. Die Forderungen sind meiner persönlichen Meinung nach völlig überrissen. Wem es nicht passt, soll doch einfach den Job wechseln statt ewig dem Arbeitgeber zu schaden. Oder wo liegt das Problem? Gibt es in der globalisierten Welt nicht genügend Airlines wo man arbeiten könnte? Oder beklagen sich die Gewerkschaften und deren Mitglieder einfach bereits auf dem höchsten Niveau in der Branche und wollen die schon ausgepresste Zitrone noch mehr auspressen? Siehe auch:
 http://www.nzz.ch/meinung/uebersicht/keine-lust-auf-lufthansa-1.18275030

Letzte Woche der Streik der Flughäfen, diese Woche der Streik der Piloten, übernächste Woche dann der Streik des Sicherheitspersonals, dann kommen wieder einmal diejenigen von der deutschen Bahn dran. Die Gewerkschaften demontieren Deutschland - und merken es nicht einmal.

Die Politik demontiert Deutschland, wie der Flughafen Berlin-Brandenburg und Stuttgart 21 deutlich zeigen!

Relativ "dünne" Aussage aus meiner Sicht. Sicherlich könnte die Politik vernünftigere Rahmenbedingungen schaffen, allerdings tragen die Gewerkschaften mit Streiks wie diesem auch nicht unbedingt zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes bei.
Beitrag vom 02.04.2014 - 08:38 Uhr
für all diejenigen, die den Streik befürworten: wenn ich über eine andere Airline buche, muss ich nicht zwangsläufig in Deutschland umsteigen...

Kann mir bitte jemand von Ihnen aufzeigen, welchen Mehrwert ich habe, wenn ich bei Lufthansa ein Ticket buche? Grundsätzlich bezahle ich mehr, als bei anderen Airlines. Warum? Der Service on board ist leider nicht besser. Was ist es dann?
Beitrag vom 02.04.2014 - 08:15 Uhr
Finde den Streik richtig und auch wichtig. Die drei Piloten, die für längere Arbeitzeit geklagt haben, waren wahrscheinlich im Management bzw. haben sich sehr wenig Gedanken über die Auswirkungen des Urteils gemacht. Gewöhnliche LOL Versicherungen gehen bis 50 max 55 Jahre, was dann?


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden