Farnborough Airshow
Älter als 7 Tage

Airbus hängt Boeing bei Bestellungen ab

Qatar Airways Boeing 777X und 777F
Qatar Airways Boeing 777X und 777F, © The Boeing Company

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FARNBOROUGH - Die Luftfahrtmesse in Farnborough hat dem Flugzeugbauer Airbus nach der jüngsten Stornierungswelle wieder kräftigen Rückenwind verschafft. Vor allem die Neuauflagen der Mittel- und Langstreckenjets A320 und A330 mit dem Beinamen "neo" fanden reißenden Absatz.

Airbus sammelte Fest- und Vorverträge für 500 Maschinen mit einem Listenpreis-Wert von 75 Milliarden US-Dollar (55 Mrd Euro) ein. US-Rivale Boeing kam nur auf gut 200 Flugzeuge für 40 Milliarden Dollar. Wegen der vielen Abbestellungen bei Airbus liegen die Amerikaner bei der Auftragsbilanz in diesem Jahr jedoch weiter vorn.

Von der erst am Montag vorgestellten A330neo wurden die Europäer binnen vier Tagen 121 Exemplare los. Mit moderneren Triebwerken und veränderten Tragflächen soll der Jet 14 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als der 20 Jahre alte Vorgängertyp A330. Airbus will damit Boeings komplett neu entwickeltem Langstreckenjet 787 "Dreamliner" Paroli bieten. Von der Entscheidung will auch der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce profitieren: Er baut den einzigen Antriebstyp für die A330neo.

Als Erstkunden unterzeichneten die malaysische Billigfluglinie AirAsia, die russische Transaero Airlines sowie drei Flugzeugfinanzierer Vorverträge für den Flieger, der Ende 2017 erstmals ausgeliefert werden soll. Im Gegenzug zur Neuauflage streicht Airbus die ähnlich große Kurzversion seines Großraumjets A350 aus dem Programm. Für die anderen Varianten der A350 fand sich mit Air Mauritius nur ein Neukunde, der vier Maschinen bestellen will.

Boeing konnte von seinem jüngsten Modell "Dreamliner" dagegen 18 Maschinen losschlagen. Zudem zurrte der US-Konzern einen Großauftrag von Qatar Airways für 50 Exemplare des modernisierten Langstreckenjets 777-9X im Wert von knapp 19 Milliarden Dollar fest. Die ganz großen Flugzeugtypen warteten hingegen vergeblich auf Käufer: Weder für Boeings Jumbo 747-8 noch Airbus' doppelstöckiges Flaggschiff A380 wurden auf der Messe Verträge abgeschlossen.

Der Löwenanteil der Vor- und Festbestellungen entfällt bei beiden Herstellern auf die Mittelstreckenjets. Die spritsparende Neuauflage von Airbus' Verkaufsschlagers A320, die A320neo, knackte auf der Messe die Marke von 3000 Festbestellungen seit ihrer Vorstellung vor dreieinhalb Jahren. Boeings Konkurrenzflieger, die 737-MAX, kommt inzwischen auf mehr als 2000 Exemplare.

Airbus-Chef Fabrice Brégier sprach angesichts der Auftragsbilanz von "der besten Farnborough Airshow in der Geschichte" des Flugzeugbauers. Allerdings war der europäische Flugzeugbauer im ersten Halbjahr wegen mehr als 200 Abbestellungen deutlich hinter Boeing zurückgefallen. Im Juni hatte die arabische Fluglinie Emirates ihre Bestellung für 70 Exemplare des neuen Airbus-Großraumjets A350 gestrichen. Auch bei den Mittelstreckenjets aus der A320-Familie musste Airbus bereits verbuchte Aufträge wieder hergeben.

Einschließlich der verbindlichen Messeaufträge hat Airbus seit Jahresbeginn nun Festbestellungen für 873 Maschinen eingesammelt - 64 mehr als Boeing. Nach Abzug der Stornierungen bleiben bei den Europäern allerdings nur 648 übrig. Boeing liegt hier netto mit 755 Maschinen vorn.
© dpa-AFX | 18.07.2014 07:26

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Beitrag vom 20.07.2014 - 15:20 Uhr
Mit dem unglaublichen Hochfahren der Produktion wollten A&B kosten reduzieren, um höhere Rabatte zu gewähren. Mit den höheren Rabatten haben die beiden jetzt ihre ganzen Flieger verkauft. Bei einer Drosselung der Produktion dürften die Kalkulation von beiden nicht mehr aufgehen. Statt Gewinne werden dann mit allen Modellen Verluste eingefahren.

Der ganze Boom wird auch durch die Finanzmärkte befeuert. Die Zentralbanken sorgen dafür dass die Zinsen niedrig sind, und das auch schwache Airlines sich finanzieren können. Diese Strategie der Zentralbanken wird irgendwann zu einer sehr großen Ausfallwelle von Krediten führen, und danach werden die Zinsen für schlechte Schuldner steigen. Damit dürfte der Boom von beiden schnell enden.
Beitrag vom 20.07.2014 - 09:15 Uhr
@savage70
Das ist eine durchaus zutreffende Schilderung der Situation. Der Boom nährt den Boom. Sowohl bei B787 als auch bei A350 hat es deshalb auch Stornos gegeben als sich die Situation etwas klarer darstellte.

Das ist aber ein Problem das grundsätzlich bei jeder Firma täglich auftritt. Wie schätze ich den Auftragsbestand und den künftigen Auftragseingang ein. Wer das lange macht entwickelt mit der Zeit nahezu einen 7. Sinn dafür.

Den haben die zuständigen Leute bei Airbus und Boeing garantiert auch. Zudem haben sie noch den Vorteil das die Vergabe der Slots wegen der langen Fertigungszeiten ja lange vor Ablieferung erfolgt. Das erlaubt sicher ein rechtzeitiges zurückfahren der Fertigung. Bei ca. 4400 Aufträgen der A320er-Serie sind auch größere Stornomengen sicher kein Problem.

Aber völlig richtig, nicht jeder notierte Auftrag kann auch als sichere Bank gelten zudem die Aufträge von Leasingfirmen ja immer eine ungewisse Abnahmefolge beinhalten.

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2014 09:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 19.07.2014 - 21:39 Uhr
Ich habe ja immer mehr den Eindruck, dass die Bestellungen nicht mehr von der Nachfrage abhängen, sondern von den Produktionskapazitäten der Hersteller.

Sobald etwas Neues springen alle Fluggesellschaften darauf, weil sie einerseits befürchten wenn sie nicht direkt bestellen einen Produktionsslot im nächsten Jahrhundert zu bekommen und weil sie andererseite wissen, dass sie anscheinend jederzeit ohne große Konsequenzen von der Bestellung zurücktreten können. Das ist auch der Grund für die vielen Stornierungen.

Im Ergebnis führt das dazu, dass die Hersteller ihre Planungssicherheit verlieren und die Kennzahl "bestellte Flugzeuge" immer mehr an Bedeutung verliert.

Die Frage ist jetzt, ob die Hersteller das so wollen oder ob der Markt sie dazu zwingt?


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