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Verunsicherung bei TuiFly-Belegschaft – Droht Stellenabbau?

TUIfly Boeing 737-800
TUIfly Boeing 737-800, © The Boeing Company

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HANNOVER - Der Beifall ist verklungen, der Alltag ist in die Tui-Zentrale in Hannover eingezogen. Am kommenden Dienstag stellt sich der Reisegigant nach der erfolgreichen Komplettfusion mit seiner britischen Tochter zum Weltmarktführer erstmals seinen Aktionären.

Doch die Hauptversammlung ist schon jetzt überschattet von handfesten Mitarbeitersorgen. Vor allem am Konzernsitz in Hannover reißen die Schlagzeilen über die Ängste der Belegschaft bei der Tochter TuiFly nicht ab. Verunsicherung macht sich breit bei den Mitarbeitern des Ferienfliegers, bei dem ein Abbau von mehreren hundert Stellen befürchtet wird. Drohen der Fusion jetzt die Nachwehen?

Der Tui-Aufsichtsratschef und frühere Daimler-Manager Klaus Mangold kennt solche Probleme noch aus einer Zeit, als sein früherer Arbeitgeber mit dem US-Unternehmen Chrysler eine Fusion eintütete. Er weiß daher um die Sprengkraft interkultureller Missverständnisse. Es geht um Befindlichkeiten, die Verunsicherungen aller Art Tür und Tor öffnen können. "Wenn hier Briten mit selbstbewusstem Auftreten nach Hannover kommen, Werkbänke fotografieren oder Anweisungen geben - dann schafft das schon Verunsicherung", so ein Arbeitnehmervertreter. Dabei ist beim Ferienflieger TuiFly noch gar nichts entschieden.

Mangold hat daher schon früh versucht, den Betriebsrat ins Boot zu holen und an den Integrationsplänen zu beteiligen. Auch der von den Aktionären gefeierte Tui-Chef Friedrich Joussen hat eine emsige Reisetätigkeit zwischen den diversen Standorten des Tui-Imperiums entwickelt, um Mitarbeitern im In- und Ausland die Fusion nahe zu bringen. Es geht um nichts Geringeres als darum, maximale Effizienz zu erzielen und gleichzeitig die Mitarbeiter zu motivieren, das Projekt engagiert mitzutragen. Ziel ist ein Zusammenschluss auf Augenhöhe.

Der Konzernbetriebsratschef Frank Jakobi sieht das Projekt bisher auf Kurs. "Der Prozess steht ja erst am Anfang, aber bisher sind die Grundlagen hervorragend", sagt er und betont: "Da ist bisher eigentlich alles offen und fair gelaufen." Joussen habe auch die Ängste der TuiFly-Mitarbeiter ernst genommen und das Thema nun zur Chefsache erklärt. Jakobi: "Es sind alles Signale, wo ich denke: Die haben es verstanden." Auch bei den britischen Mitarbeitern gebe es Aufbruchstimmung, nachdem die Fusion im zweiten Anlauf geklappt hat.

Doch nach der Kür der Fusion steht nun die Pflicht: Die Aktionäre erwarten Einsparungen. Über Kräftebündelung, Sparchancen und sinkende Steuerlasten will der im Londoner Leitindex FTSE gehandelte neue Konzern ein jährliches Gewinnplus von rund 100 Millionen Euro verdienen. Daher steht erst einmal die interne Neuordnung des Konzerns an. Sich überlappende Doppelstrukturen sollen abgebaut werden. "Wir wollen schnelle Entscheidungswege: Ich bin ein Freund von flachen Hierarchien", hatte Joussen vor der Fusion betont, aber auch betont, dass keine Entlassungswelle anstehe: "In Summe brauchen sich die Leute keine Sorgen machen: Das wird kein Kahlschlag werden."

Zentralfunktionen sollen aber gestrafft werden. Etwa bei der IT-Abteilung, wo aus 30 Standorten zwei werden sollen. Die gesamten Kosten der Fusion hatte Joussen auf 45 Millionen Euro veranschlagt. Die Aktionäre schätzten seinen Kurs: Die Tui-Aktie ist von unter vier Euro Anfang 2012 auf 15,43 Euro gestiegen. Duch die Fusion ist der Reisekonzern aus Hannover zu einem Weltmarktführer aufgestiegen, der sechs Airlines mit 140 Maschinen, weltweit hunderten Hotels mit gut 200 000 Betten sowie ein Dutzend Kreuzfahrtschiffen kontrolliert.
© Von Ralf E. Krüger, dpa | 09.02.2015 06:34

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Beitrag vom 11.02.2015 - 12:30 Uhr
Dass der AB Vertrag aufgelöst wird, ist natürlich ein mögliches Szenario. Ich denke allerdings nicht, dass es dazu kommen wird. Vorausgesetzt dass die AB noch so einige Jahre künstlich am Leben gehalten wird, hat die TUI ja kein Interesse daran den Vertrag aufzulösen. Da der Vertrag aber nur unter Einverständnis beider Seiten zum Jahr 2019 endet, denke ich das die TUI auf eine automatische Vertragsverlängerung setzen wird um weiterhin von diesem Abkommen zu profitieren.
Beitrag vom 10.02.2015 - 12:37 Uhr
@flugzeugschrauber
korrekt, es sind 14. Der Vertrag ist von 2009 und läuft bis 2019 - wenn AB solange noch fliegt. Ansonsten wäre die Tuifly - wie ich schon geschrieben habe - arg getroffen. Da ein solcher Vertrag (Übernahme von mehr als 100 Strecken aus dem "Erbe" der HLX) die AB nicht mehr schliessen wird, ist es jetzt an der Zeit, Kapazitätsanpassungen durch Nichtverlängerung von Leasingverträgen im Tuikonzern insgesamt vorzunehmen.Bei der Bereinigung der 757 Bestände hilft das allerdings nicht.
Beitrag vom 10.02.2015 - 11:47 Uhr
Na jetzt wundert mich bei PFUIFLY garnichts mehr. Die sparen ja nun nicht nur bei der Belegschaft sondern auch massiv beim Service für Ihre Gäste. Essen und Trinken nur noch gegen Bares. Wo ist da noch ein Unterschied zu RYANAIR?

eine Entwicklung die wir bei manch einem anderen Mitbewerber auch noch zu sehen bekommen. Dennoch wird TUIfly Personal abbauen müssen. Dass die bald nicht mehr für AB fliegen ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Bezogen auf AB ist die Frage, entlässt die TUI Air Berlin aus dem Vertrag und wenn ja was muss dafür gezahlt werden?

Wird der Vertrag vorzeitig aufgelöst, gibt es ja nicht nur einen Überhang an Fliegern im TUI Konzern, sondern auch an Besatzungen. Da TUIfly meines Wissens 14 Flieger für AB betreibt, würde das unter dem Strich bedeuten ca. 140 Piloten wären über. Gerechnet mit 5 Besatzungen pro Flugzeug. Dazu Cabin Crew sowie technisches Personal.



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