Town Meetings hielt auch Pichlers Förderer in Lufthansa-Tagen gerne ab. Jürgen Weber traf sich regelmäßig mit Mitarbeitern aller Ebenen, um in den Kranich hineinzuhorchen. Von Weber ist der Ausspruch überliefert, er werde die Hälfte seiner Arbeitszeit auf den Dialog mit Mitarbeitern und Kunden verwenden.
Eine Kultur der Barrierefreiheit will Pichler jetzt bei Air Berlin herstellen und findet dabei ähnlich prekäre Voraussetzungen wie einst Weber bei Lufthansa vor. 1991, das Jahr in dem Weber Vorstandsvorsitzender wurde, schloss Lufthansa mit einem Verlust von 444 Millionen D-Mark ab.
"Der Schlüssel sind nicht irgendwelche Zahlenspiele", sagte Pichler, wohl wissend, dass er Anlegern im März eine vermutlich miserable Bilanz 2014 erklären wird. "Es ist der Schlüssel, die Herzen und das Engagement der Mitarbeiter zu gewinnen und eine Aufbruchstimmung zu erzeugen."
In Düsseldorf bot er seiner Belegschaft dafür das "Du" an. Die meisten seien zwar doch lieber beim "Sie" geblieben, dennoch habe Pichler am DUS einen guten Eindruck hinterlassen, sagte ein Teilnehmer, der ungenannt bleiben möchte. "Obwohl er eigentlich nicht verraten hat, wohin die Reise jetzt geht."
Das will Pichler Anfang März auf der ITB nachholen. Es wird Änderungen im Netz geben, womöglich auch eine nochmalige Verkleinerung der Flotte. Die Zahl von 100 Flugzeugen als optimale Größe stand schon vor Pichlers Antritt im Raum.
Vierter Boss seit August 2011
Im Vertrieb hat Pichler offenbar bereits Potenziale erkannt. Nur 0,x Prozent der Buchungen gingen bei Air Berlin über Smartphones ein, zitiert "RP Online" Pichler. Bei seinem früheren Arbeitgeber Jazeera Airways habe der mobile Vertriebsweg für 14 Prozent der Ticketverkäufe gesorgt.
Dass er bei Air Berlin bereits der vierte Vorstandschef in nur dreieinhalb Jahren ist, findet Pichler übrigens selber "sch...".
© aero.de | Abb.: Air Berlin | 11.02.2015 16:34
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