Subventionsdebatte
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Emirates: Passagiere sind kein Eigentum bestimmter Airlines

WASHINGTON - Emirates hat sich nach der vereinten Subventions-Attacke ihrer Konkurrenten Delta, American Airlines und United sortiert. Deren Positionspapier sei nichts weiter als eine Nebelkerze, legt sich Emirates-Chef Tim Clark fest. Emirates werde alle in dem Papier erhobenen Subventionsvorwürfe widerlegen.

"Die ganze Debatte darum, was als Subvention gilt, und was gerechter oder ungerechter Wettbewerb nach wessen Gesetz darstellt, lenkt letztendlich vom eigentlichen entscheidenden Thema ab", reagierte Clark in Washington auf die Anfang März veröffentlichte Studie.

Delta, American und United würden mit ihren Partnern und unter dem Schutz kartellrechtlicher Immunität "zwei Drittel der internationalen Flüge aus den USA kontrollieren" und "möchten das Angebot (...) für die US-amerikanischen Verbraucher (...) weiter einschränken", befand Clark.

Emirates Boeing 777-200LR in Boston
Emirates Boeing 777-200LR in Boston, © Emirates

Emirates betrat den US-Markt 2004 mit sieben wöchentlichen Flügen zwischen Dubai und New York JFK. Heute starten Clarks Flugzeuge jede Woche 84 Mal von neun amerikanischen Flughäfen. Die Flüge seien zu 80 Prozent ausgelastet, was Emirates als Ausdruck hoher Kundenakzeptanz verstanden wissen will.

"Die Verbraucher sollten Delta, American und United einmal fragen, warum sie zu den profitabelsten Airlines weltweit zählen, aber in keiner Auflistung auch nur ansatzweise als beste Fluggesellschaften in den Bereichen Service oder Produkt aufgeführt werden", legte Sir Tim die ihm sonst eigene britische Zurückhaltung ab.

Emirates habe Marktlücken erkannt und geschlossen. "Entgegen dessen, was manche Fluggesellschaften denken mögen, sind Passagiere kein Eigentum bestimmter Airlines", ergänzte Clark. "Emirates konkurriert am Markt – wir nehmen oder stehlen keine Kunden."

In der 55 Seiten starken Studie wirft die Allianz um Delta den drei großen Golfairlines den Erhalt von Subventionen im Gesamtwert von 42,3 Milliarden US Dollar allein seit 2004 vor. Dies habe sehr nachteilige Auswirkungen auf den Wettbewerb.

Zumindest mit Blick auf die eigene Airline will Clark das nicht gelten lassen: "Wir haben ihr White Paper geprüft und können sämtliche Behauptungen, dass Emirates Subventionen erhalten hat, widerlegen." So habe Emirates Verluste von 2,7 Milliarden US Dollar am Treibstoffmarkt auch nicht auf die Regierung abwälzen dürfen, wie es die Studie unterstellt.

"Sämtliche Cash-Verluste, die Emirates als Resultat ihres Treibstoffhandels im Geschäftsjahr 2008-2009 entstanden sind, wurden vollständig durch die Airline-eigenen Liquiditätsreserven bezahlt und nicht durch die Regierung Dubais beglichen", entgegnete Clark.

Hogan verteidigt staatliche Investitionen

Etihad Airways-Chef James Hogan meldete sich in Washington ebenfalls zu Wort und verteidigte staatliche Einlagen und Kredite in das Unternehmen als Anschubfinanzierung.

"Unsere Aktionäre glauben an unseren Geschäftsplan", verteidigte Hogan die Gelder in einer Ansprache vor dem 14. Annual Aviation Summit der US Handelskammer. "Sie haben ihren Einsatz entlang unserer Entwicklung erhöht, in unseren Erfolg investiert."


Ein OpenSkies-Abkommen gewährt Emirates und Etihad freien Marktzugang in die Vereinigten Staaten. Das Nachbarland Kanada begrenzt den Golfverkehr hingegen weitgehend auf die tatsächliche Punkt-zu-Punkt-Nachfrage in die Region.

Auch aus Europa bläst in diesen Tagen Gegenwind auf die Golfcockpits - die EU Kommission will staatlichen Beihilfen für Golfairlines im Zuge unionsweit einheitlicher Luftverkehrsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar einen Riegel vorschieben.
© aero.de | Abb.: Emirates | 19.03.2015 10:41

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Beitrag vom 24.03.2015 - 10:23 Uhr
Manchen Foristen hier hat der Turbokapitalismus wohl die Denkkraft entzogen ? Unser Wohlstand basiert auch auf gewerkschaftlichen Errungenschaften, Menschenrechten, freien Medien und fairen Gesetzen.
All diese sind bei den Golf-Fluggesellschaften nicht vorhanden, das Kabinenpersonal besteht primär aus Mitarbeitern aus ärmeren Ländern, für die das Gehalt verlockend und der Job die einzige Möglichkeit ist zu reisen. Sie sind nunmal nicht gewerkschaftlich vertreten, haben keinerlei Rechte und sind der Willkür der Airlines schutzlos ausgeliefert. Die MEA´s zahlen wenig für den Sprit, auf die Gehälter fallen keine Steuern und Sozialabgaben an, einen Heimatmarkt haben sie auch nicht und wildern daher in den USA und in Europa ( den indischen Markt haben sie eh schon erobert, auch wenn dort bei den verlangten Kampfpreisen garantiert kein Gewinn zu erzielen ist). Die gleichen Passagiere, die Emirates & Co. hier in den Himmel loben kaufen doch auch kein chinesisches Auto, welches durch fehlende Umweltstandards, niedrige Löhne und gut kopiertem Design zu günstigeren Preisen angeboten wird. Die Strategie dieser Airlines ist doch offensichtlich, erst durch Kampfpreise die Konkurrenz ausschalten um dann als zukünftiger Monopolist auf vielen Strecken eine deutlich höheren Preis erzielen zu können. Auch ein OpenSky Abkommen mit Europa und den USA ist ein Witz, da die Emirate absolut nichts anzubieten haben und kaum einer dorthin reisen möchte. Wer jetzt diese Airlines stärkt darf später nicht jammern, dass es keine Konkurrenz und nur überteuerte Verbindungen gibt.
Beitrag vom 20.03.2015 - 12:23 Uhr
... gewerkschaftlich durchseuchten Kabinenpersonal...

Genau das ist die Haltung! Nimmt was der Scheich euch gibt, keine Widerstände, das Personal soll schön die Klappe halten!

Wunderbarer Beitrag, danke, mehr davon!
Beitrag vom 20.03.2015 - 00:30 Uhr
Emirates hat früh genug die Weichen gestellt und macht es richtig.
Das Gejammer anderer Airlines, auch die aus Europa, kann ich schon lange nicht mehr lesen. Es ist bald 5 Jahre her, da haben wir hier im Forum genau das Thema diskutiert.


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