Deutsche Standorte in Gefahr
Älter als 7 Tage

Studie: Flugzeugindustrie drängt nach Asien

KÖNGEN - Die deutsche Flugzeugindustrie steht laut einer Studie vor der Verlagerung zahlreicher Standorte ins Ausland. Hersteller dürften Fertigung und Entwicklung zunehmend nach Asien verschieben, geht aus einer Umfrage der Unternehmensberatung Staufen und des BDLI hervor.

Von 103 befragten Managern der Branche erwartet jeder fünfte, dass sein Unternehmen in den kommenden Jahren Entwicklungs- und Produktionsstätten in Deutschland abbauen wird.

"Interessant ist, dass der erwartete Rückgang der Entwicklungskapazitäten mit 18 Prozent ähnlich hoch ausfällt wie der der Produktionsstandorte mit 19 Prozent", sagte Studienautor Harald Knoke von der Staufen AG zu dpa-AFX. "Bisher dachte man ja, die Entwicklung bleibe in Deutschland, und im Ausland bekäme man eine Produktion zu deutlich günstigeren Kosten."

FAL Tianjin
Airbus’ final assembly line in Tianjin, China, © Airbus S.A.S.

Offenbar rücke künftig auch die Entwicklung näher zu den Kunden. Wenn das Hauptgeschäft der deutschen Luftfahrtbranche in Deutschland verbleiben solle, müssten die Standorte effizienter werden.

Neben den Kosten sprechen noch andere Argumente für den Trend nach Asien. So wächst der Luftfahrtmarkt in Nah- und Fernost deutlich stärker als etwa in entwickelten Märkten Europas. Die Flugzeugbauer Boeing und Airbus erwarten von dort in den kommenden 20 Jahren auch die größte Nachfrage nach neuen Flugzeugen.

Aus der Studie lässt sich jedoch nicht unbedingt ableiten, dass nur große Hersteller wie Airbus oder der Münchner Triebwerksbauer MTU hierzulande Präsenzen schließen, um in Asien neue aufzubauen. Dies gelte vor allem für Zulieferer, die Bauteile wie Fahrwerke, Landeklappen oder Sitze herstellen und ihre Produktions- und Entwicklungstätigkeit in Deutschland einschränken könnten.

Für diese seien die niedrigeren Lohnkosten der Hauptgrund für den Wechsel ins Ausland, heißt es in der Studie. Denn der Druck auf die Preise, den die großen Hersteller ausüben, treffe vor allem sie. Bei denjenigen, die ihre Heimatstandorte beibehielten, finde das Wachstum zunehmend in Fernost statt.

Airbus fertigt Mittelstreckenjets für den chinesischen Markt längst in einem eigenen Werk im Reich der Mitte. Der Studie zufolge eröffnen immer mehr Luftfahrtzulieferer Entwicklungskapazitäten in Asien. Seien derzeit erst 53 Prozent der deutschen Zulieferer der ersten Reihe in China vertreten, dürfte dieser Anteil absehbar auf 56 Prozent steigen. Von den Endprodukt-Herstellern seien derzeit 78 Prozent, künftig aber wohl alle in China vertreten.

Neben China gewinnt der Studie zufolge dabei Indien an Bedeutung, ähnliches gilt für Osteuropa. Die MTU etwa, die Knoke wie Airbus zu den Herstellern von Endprodukten und nicht zu den Zulieferern zählt, baut beim Wachstum vor allem auf ihr Werk in Polen. Die Mitarbeiterzahl in Deutschland stagniert. Bei deutschen Anbietern sei auch Brasilien für die Produktion ein interessantes Land, so die Studienautoren. Dort hat der Regionaljet-Hersteller Embraer seinen Sitz
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 08.05.2015 12:21

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 11.05.2015 - 22:56 Uhr
Mir wird nur noch schlecht, wenn ich daran denke, dass ich noch 24 Jahre inder Luftfahrtindustrie arbeiten darf/kann/muss. Wie soll man die Produktivität den steigern, wenn sich das öffentliche Schulsystem mittlerweile am Leistungsschwachen orientiert!? Wie sieht denn ein vermeintlicher deutscher Nachwuchs aus?
Die Situation um den A400M beschreibt das anschaulich, vieles ist hier nur noch Panne und die Frage wann der/die nächsten abstürzen (symbolisch für sozialer Abstieg) ist nur eine Frage der Zeit. Veilleicht sind wir hier nicht großartig schlechter geworden, nur die anderen werden täglich zunehmend besser (unter welchen Bedingungen sie das werden, ist dabei egal).

Ich weiß zwar nicht, wann Sie eingestiegen sind und mit welchem Renteneintrittsalter Sie rechnen, aber wir scheinen ungefähr in der gleichen Situation zu sein, denn mir geht es ähnlich. Nach fast 20 Jahren habe ich aber während einer Burnout-Therapie (vor 4 Jahren) für mich eine Lösung gefunden ohne meine geliebte Luftfahrt zu verlassen. Wenn alles immer globaler wird, dann müssen wir das eben auch werden. In meinem Bereich, der eine Nische darstellt - es geht um Zulassungsverfahren im Bezug auf Nachweisführung, Organisationsformen und so´n trockenen Kram - ist das gar nicht so schwer gewesen. Was wollen denn die ganzen Hersteller auf dem übrigen Globus? Sie wollen was entwickeln und das soll auch in Europa und Amerika registriert werden dürfen. Wenn man dann den Schritt macht und sich von unserem europäischen Platzhirschen lossagt, wird das Leben auf einmal richtig spannend. Man trifft interessante Menschen und besucht ebensolche Orte und was das Schönste ist, die Leute sind neugierig und motiviert. Sie haben ja etwas ähnliches angedeutet, wenn Sie schreiben, dass die anderen besser werden.

Wenn man das mal mit Fussball vergleicht, dann will ich nicht wissen, was ein Brasilianer aus irgendeiner Favela mit dem Talent von Mario Götze angestellt hätte. Genauso ist das mit den "normalen" Arbeitskräften auch. Diejenigen, die wissen, dass die Kosten für ihr Ingenieursstudium das Lebenswerk ihres Vaters darstellen, sind doch ganz anders motiviert erfolgreich zu sein.

Ich weiß nicht, was Sie machen, aber wenn Sie die Chance haben, sich selbst auch zu globalisieren (man muss natürlich viel Reiseaktivitäten in Kauf nehmen), dann nutzen Sie sie! Es wartet ein Erfahrungsschatz auf Sie, den ich persönlich nicht missen möchte und es ist für mich persönlich eine reine Freude, als Eintrittskarte in den Markt betrachtet zu werden und nicht als lästiger Kostenfaktor - ja, genau, als solcher wird man leider heute betrachtet, wenn man sich hier in Europa um Sicherheit kümmert, die nebenbei verpflichtend ist, die es aber nicht zum Nulltarif gibt.
Beitrag vom 11.05.2015 - 19:42 Uhr
Mir wird nur noch schlecht, wenn ich daran denke, dass ich noch 24 Jahre inder Luftfahrtindustrie arbeiten darf/kann/muss. Wie soll man die Produktivität den steigern, wenn sich das öffentliche Schulsystem mittlerweile am Leistungsschwachen orientiert!? Wie sieht denn ein vermeintlicher deutscher Nachwuchs aus?
Die Situation um den A400M beschreibt das anschaulich, vieles ist hier nur noch Panne und die Frage wann der/die nächsten abstürzen (symbolisch für sozialer Abstieg) ist nur eine Frage der Zeit. Veilleicht sind wir hier nicht großartig schlechter geworden, nur die anderen werden täglich zunehmend besser (unter welchen Bedingungen sie das werden, ist dabei egal).
Beitrag vom 10.05.2015 - 13:35 Uhr
Da wird doch auch Flugzeugteile Produktion hin zu den Großabnehmerländer verlagert als Lobby Maßnahme für neue Bestellungen aus deren Länder. Die Flugzeugverkäufer haben das Sagen bei A u. B. Ob man da überall Kosten spart, ist eher zweifelhaft. Andere Länder sind nicht so Produktiv wie Deutschland.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden