Bilanzen
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Air Berlin stellt sich auf längere Durststrecke ein

BERLIN - Air Berlin muss nach einem tiefroten Start ins Jahr voraussichtlich noch lange auf ihre Gesundung warten. "Wir sind am Anfang eines langen Weges", sagte der neue Vorstandschef Stefan Pichler am Dienstag nach der Bilanzvorlage für das erste Quartal. Im zweiten Jahresviertel laufe es bislang schlechter als erwartet.

Erst für 2016 zeigte sich Pichler "verhalten optimistisch", die Airline wenigstens im operativen Geschäft in die schwarzen Zahlen führen. Dabei hofft er etwa auf die österreichische Tochter Niki, die dank niedrigerer Personalkosten gegen den Billigflieger Ryanaii bestehen könne.

Im meist schwachen ersten Quartal flog Deutschlands zweitgrößte Fluglinie unter dem Strich einen Verlust von 210 Millionen Euro ein, wie sie schon am Montagabend mitgeteilt hatte. Das Minus fiel praktisch genauso hoch aus wie ein Jahr zuvor.

Über Rückenwind von den Lufthansa-Streiks und die früheren Osterferien konnte sich der neue Vorstandschef Stefan Pichler nur kurz freuen: Höhere Zinsen und schlechte Bewertung von Absicherungsgeschäften zehrten die Verbesserungen wieder auf. Air-Berlin-Aktien lagen am frühen Nachmittag vier Prozent im Minus.

Air Berlin Bombardier Q400
Air Berlin Bombardier Q400, © Dean Morley

Auch das zweite Quartal erfülle absehbar nicht die Erwartungen, sagte Pichler. Im ersten Jahresviertel konnte Air Berlin den saisontypischen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) immerhin um 14 Prozent auf 160 Millionen Euro verringern. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um 4 Prozent auf 794 Millionen Euro. Die Mehreinnahmen und die Einsparungen beim Treibstoff gingen teilweise für gestiegene Personalkosten und höhere Flughafengebühren drauf.

Pichler baut weiterhin auf das neue System zum Umsatzmanagement, mit dem Air Berlin künftig höhere Ticketpreise durchsetzen will.
"Ich bin davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte er. Das 2014 noch unter seinem Vorgänger Wolfgang Prock-Schauer aufgelegte Sanierungsprogramm zeige positive Effekte. Das erste Quartal bezeichnete Pichler trotz der tiefroten Zahlen als "ordentlich". Das Unternehmen brauche aber weiterhin eine konsequente Neuausrichtung.

Zu den geplanten Verbesserung soll in den nächsten Monaten ein verkleinertes Flugangebot beitragen. Im Zeitraum März bis Juni nehme das Unternehmen im Vergleich zur Vorjahresperiode 4,5 Prozent der Sitzplätze heraus. Auch im dritten Quartal wolle man weniger Sitze anbieten, eine Zahl dazu gebe es noch nicht.

Mehr Flugbetrieb bei Österreich-Tochter Niki?

Auch über die Entwicklung der Flugzeugflotte hat die Konzernspitze noch nicht entschieden. Möglicherweise will das Management verstärkt auf die österreichische Tochter Niki setzen, die mit geringeren Betriebskosten punkten könne.

Air Berlin steckt seit Jahren in der Sanierung und wird nur noch mit Geld der arabischen Großaktionärin Etihad in der Luft gehalten. Seit dem erzwungenen Abgang von Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold im Jahr 2011 ist Pichler bereits der dritte Vorstandschef der Lufthansa-Rivalin. Die Sanierungsprogramme seiner Vorgänger halfen der Gesellschaft nicht aus den tiefroten Zahlen im laufenden Geschäft.

Das Eigenkapital ist nach internationaler Rechnungslegung längst aufgebraucht, Ende März lag es bei minus 555 Millionen Euro. Flüssiges Geld hat Air Berlin dank Krediten immer noch genug zur Verfügung.

Die Partnerschaft mit Etihad steht allerdings unter Beschuss: Deutsche Behörden wollen mehrere Gemeinschaftsflüge der beiden Fluggesellschaften künftig nicht mehr genehmigen, weil sie von einem Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und Etihads Heimatstaat Abu Dhabi nicht gedeckt seien. Pichler hofft auf eine Einigung in dem seit Monaten schwelenden Streit.

Das Zubringernetz zu vielen deutschen Flughäfen ist für Etihad der Grund, Air Berlin zu unterstützen.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Air Berlin | 12.05.2015 14:24

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Beitrag vom 26.05.2015 - 19:10 Uhr
@fbwlaie

...ich habe schon das billigste Angebot gesucht. Es bleibt beim Faktor 3. Aber die haben wohl unterschiedliche Vorausbuchungsfenster. Wenn ich auf meine Vorlaufzeit einen Monat draufschlage sind sie etwa preisgleich. ...mein erster Beitrag war damit zu sehr auf die aktuelle Siuation bezogen.
Beitrag vom 26.05.2015 - 18:17 Uhr
@tip,

mit FlyFlex+ kann AB nur Kunden mit viel Gepäck erfreuen... Wer will schon 2 Gepäckstücke a 23 Kg mit sich führen? Und "leichtes" Handgepäck! (650 EUR STR-TXL hin und zurück).

Unter Normalbedingungen (ca. 150 EUR) hat AB in etwa den gleichen Preis oder ist preisgünstiger.
LH reicht es, wenn AB nur etwas vom Kuchen bekommt. Dann hat LH "harte Konkurrenz"!

Beitrag vom 26.05.2015 - 15:58 Uhr
Vielleicht schaut AB künftig nur noch auf die Preise? Habe vorhin einen Flug von STR nach TXL gebucht. 4U liegt auf dem Niveau, an das man sich inzwischen gewöhnt hat. AB liegt beim Dreifachen. Dabei habe ich das günstigste Flugpaar an "meinen" Tagen verglichen. Wenn das auf Sicht funktioniert, kann AB mit 50 % Auslastung besser dastehen wie heute mit 80+.
Auf der Strecke gibt es nur zwei Anbieter. Daher besteht sogar die Chance, dass 4U nachzieht. Allerdings glaube ich nicht, dass die das wirklich machen. Ein Ausscheiden von AB wäre ja langfristig die größere Chance.
Aber wenn das tatsächlich die Strategie ist, sieht mir das eher nach einer "Verzweiflungstat" aus. Ich halte wenig davon von einem Extrem ins andere umzuschalten.


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