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Tanker verdirbt Boeing das zweite Quartal

CHICAGO - Der umstrittene Tankflugzeug-Auftrag aus den USA kommt Boeing teuer zu stehen. Probleme bei der Entwicklung des Betankungssystems kosten den Konzern über eine halbe Milliarde US-Dollar. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr ist nicht zu halten, wie das Unternehmen am Freitag in Chicago mitteilte.

Den Auftrag über 179 Tankjets hatte Boeing seinem Rivalen Airbus vor mehr als vier Jahren mit einem deutlichen Preisnachlass weggeschnappt. Boeing-Chef Dennis Muilenburg zeigte sich dennoch überzeugt, dass der Konzern mit den Maschinen am Ende Geld verdienen wird.

Im abgelaufenen zweiten Quartal dürfte es wegen der Sonderbelastung aber schlecht aussehen. Auf insgesamt 835 Millionen Dollar bezifferte Boeing die Mehrkosten vor Steuern. Unter dem Strich soll der Gewinn wegen der Schwierigkeiten um 536 Millionen Dollar niedriger ausfallen. Die Boeing-Aktie verlor zum Handelsstart in New York 1,41 Prozent auf 146,39 Dollar.

Boeing KC-46
Boeing KC-46, © Boeing

Die genauen Quartalszahlen will das Management wie geplant an diesem Mittwoch (22. Juli) vorlegen und dabei nun auch seine Prognose anpassen. Bislang hatte das Management für 2015 einen Gewinn je Aktie von 8,10 bis 8,30 Dollar in Aussicht gestellt. Die Probleme bei dem Tanker soll diesen nun um 77 Cent je Aktie nach unten ziehen.

Boeing-Chef Muilenburg zeigte sich zerknirscht über die Mehrkosten. Bei Tests habe sich herausgestellt, dass die vorgesehene Technik zur Luftbetankung überarbeitet werden müsse. Diese Arbeiten und weitere Überprüfungen kosteten Geld.

Den Zeitplan für die Auslieferung der von den USA bestellten 179 Tankflugzeuge will Boeing dennoch einhalten. Die ersten 18 Maschinen sollen weiterhin bis August 2017 fertig werden, die übrigen bis zum Jahr 2027. Boeing hatte die Ausschreibung für den Tankflugzeug-Auftrag im Jahr 2011 in einer umstrittenen dritten Runde für sich entschieden, nachdem zwischenzeitlich der Airbus-Konzern unter seinem damaligen Namen EADS den Zuschlag erhalten hatte. Ursprünglich hatte Boeing den Auftrag sogar ohne große Ausschreibung erhalten sollen.

Damaligen Angaben von EADS zufolge hatte Boeing am Ende mit einem niedrigeren Preis gepunktet. Laut dem damaligen EADS-Nordamerika-Vorstand Ralph Crosby lag Boeings Angebot bei 31,5 Milliarden Dollar, während EADS über die gesamte Laufzeit hinweg mit 35 Milliarden Dollar kalkulierte. Die Europäer gaben sich daraufhin geschlagen. Im Gegensatz zu Boeings Flieger ist der Airbus-Tankjet A330 MRTT bereits in mehreren Ländern im Einsatz.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Boeing | 17.07.2015 16:03

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Beitrag vom 21.07.2015 - 11:23 Uhr
Ich muss erhlich zugeben, dass ich als großer Anhänger der zivilen Luftfahrt und ihrer weltverbindenden Funktion immer ein Lächeln im Gesicht habe, wenn ich sehe, dass auf beiden Seiten des Atlantiks die Rüstungsprojekte nur Ärger machen, während mit Airlinern Geld verdient wird.
Beitrag vom 21.07.2015 - 11:20 Uhr
Ja, man schreibt solange aus bis das Ergebnis politisch passt, ob das einem am Ende auf die Füße fällt oder nicht.
Der Steuerzahler wirds dann schon richten - Gott sei Dank müssen wir da (höchstwahrscheinlich) keine Hilfspakete schnüren

Dieser Beitrag wurde am 21.07.2015 11:27 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 21.07.2015 - 10:50 Uhr
Die niedrigeren Kosten für das Boeing Angebot kamen hauptsächlich über die Treibstoffkostenberechnung zustande. Für die Berechnung der Treibstoffkosten wurden verschiedene "standardisierte" Flugprofile verwendet. Im Schnitt wurde über die gesamte Betriebsdauer von 25 Jahren mit 7 Touch & Go Manövern pro Flug für jedes Flugzeug gerechnet. Klar das hier das kleinere und leichtere Flugzeug punktet. Dass das größere Flugzeug vielleicht gar nicht so oft fliegen müsste...

Seltsamer Weise wurde das Entwicklungsrisiko nirgendwo eingepreist. Klar trägt nur Boeing das Risiko für die Entwicklungskosten bei diesem Festpreisvertrag aber der US Steuerzahler zahlt für jedes Jahr Verzögerung weiter Geld an Boeing für die Wartung des alten KC-135 Tankers (incl. deren erhöhten Spritkosten).


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