DLR Luftverkehrsbericht
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Über 70 Millionen mehr Passagiere in Deutschland

KÖLN - Vollere Flugzeuge aber kein übervoller Himmel über Deutschland: Bis zum Jahr 2030 erwartet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in seinem aktuellen Luftverkehrsbericht erhebliche Zuwächse im Passagieraufkommen bei nur moderat steigenden Starts und Landungen.

Während in Deutschland 2014 rund 105 Millionen Passagiere registriert wurden, prognostizieren die Wissenschaftler 175 Millionen Fluggäste für das Jahr 2030. Das entspräche einem jährlichen Durchschnittswachstum von rund 3,3 Prozent.

Trotz des deutlichen Anstiegs an Passagierzahlen rechnen die Experten dennoch nicht damit, dass es im Jahr 2030 zu erheblich mehr Starts an deutschen Flughäfen kommen wird.

"Es werden immer größere Flugzeuge eingesetzt. Das bedeutet, dass die Anzahl der Starts nur vergleichsweise gering ansteigen wird", erklärt Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr in Köln. Für 2030 werden insgesamt 1.070.000 Starts pro Jahr prognostiziert. Das entspräche einem Plus von 130.000 Starts - im Vergleich zu 2014 läge der jährliche Zuwachs damit bei nur knapp einem Prozent.

DLR Luftverkehrsbericht 2014
DLR Luftverkehrsbericht 2014, © DLR

Besonders deutlich werde das Wachstum beim Frachtaufkommen ausfallen. "Wir erwarten eine Steigerung der eingeladenen Fracht von 2,3 Millionen Tonnen im Jahr 2014 auf 7,3 Millionen Tonnen im Jahr 2030", so Dr. Berster weiter. Gründe hierfür sehen die Wissenschaftler vor allem in der langfristigen positiven globalen Wirtschaftsentwicklung.

2014: Deutschland legt zu, Asien überholt Nordamerika


"Auch der Rückblick auf die vergangenen Jahre bestätigt, dass der Luftverkehr in Deutschland weiter zunimmt", erklären die DLR-Forscher. "Seit dem Luftfahrt-Krisenjahr 2009 sind die Passagierzahlen um 13 Millionen auf insgesamt 105 Millionen Fluggäste gestiegen. Global gesehen ist die Zunahme des Passagieraufkommens in diesem Zeitraum sogar noch größer."

Im Vergleich zu 2009 sei der weltweite Passagierverkehr um ein Drittel gestiegen - von rund 2,5 Milliarden auf fast 3,3 Milliarden beförderte Personen pro Jahr. Das entspreche einem höheren Zuwachs an Passagieren als die gesamte Einwohnerzahl der Europäischen Union.

DLR Luftverkehrsbericht 2014
DLR Luftverkehrsbericht 2014, © DLR

Grund für den globalen Zuwachs sei allerdings nicht der europäische, sondern vor allem der asiatische Kontinent: Er ist primär für die deutliche Zunahme an Passagierzahlen im globalen Luftverkehr verantwortlich.

"Mittlerweile hat der asiatische Luftverkehr sogar ein höheres Passagiervolumen als der bis dato führende Nordamerikaverkehr", konstatiert Dr. Berster. "Die größten Fluggesellschaften wie Delta Air Lines, Southwest Airlines oder United Airlines sind allerdings weiterhin in den USA beheimatet." In Europa weist Ryanair das höchste Einsteigeraufkommen auf, in Deutschland ist es die Lufthansa.

Luftfracht, Flüge, Leistungen

Das Volumen der Luftfracht, die an deutschen Flughäfen umgeschlagen wurde, ging im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (0,8 Prozent). Insgesamt liegt es mit 2,3 Millionen Tonnen eingeladener Fracht aber robust über dem Wert des Krisenjahrs 2009 (1,9 Millionen Tonnen).

DLR Luftverkehrsbericht 2014
DLR Luftverkehrsbericht 2014, © DLR Luftverkehrsbericht 2014

Im europäischen Vergleich ist das Gesamtaufkommen aller Fracht- und Postsendungen um knapp vier Prozent gestiegen. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2014 stieg das weltweite Luftfrachtvolumen laut DLR sogar um fast 40 Prozent.
 
Da immer mehr Flugzeuge über immer größere Kapazitäten an Sitzplätzen verfügen, ist das Gesamtaufkommen der Flüge weltweit allerdings nur verhalten und insgesamt langsamer als das Passagieraufkommen gewachsen. Der Rückgang der Fluganzahl seit dem Jahr 2008 ist dennoch im Jahr 2014 zum Stillstand gekommen: Die Gesamtzahl der Flüge konnte um 0,2 Prozent auf knapp 900.000 steigen.

Zum globalen Vergleich: Auf den weltweit circa 2.500 Flughäfen wurden etwa 33 Millionen Passagierflüge durchgeführt, davon etwa 7,6 Millionen in Europa. Insgesamt fliegen rund 35.000Flugzeuge weltweit vorwiegend im Linien- und Charterverkehr. Nicht berücksichtigt sinddabei weitere rund 90.000 kleinere Flugzeuge und Helikopter, die eher dem Bereich der Business Aviation zugerechnet werden können.

DLR Luftverkehrsbericht 2014
DLR Luftverkehrsbericht 2014, © DLR

Eine weitere wichtige Kenngröße für den Umfang der Leistungen von Fluggesellschaften sind die sogenannten Sitzplatzkilometer, welche auf die angebotenen Distanzen der Airlines zielt. Weltweit sind laut DLR im Jahr 2014 rund 7,6 Milliarden Sitzplatzkilometer angeboten worden.

Das entspreche zwar einem Zuwachs von 5,5 Prozent gegenüber 2013, im Vergleich zu den heftigen Zuwachszahlen der Vorjahre wird dies von den Wissenschaftlern aber als ein relativ geringer Sprung eingeordnet.


Der gesamte DLR Luftverkehrsbericht 2014 zum Download (PDF)
© aero.de, DLR | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 22.12.2015 11:59

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Beitrag vom 22.12.2015 - 16:35 Uhr
Interessant wäre eine Aussage zum den geplanten Drohnenaktivitäten gewesen. Dieser Bereich könnte in den kommenden Jahren für ein ausgesprochen dynamisches Wachstum sorgen. Dessen Verkehrsleistung würde wohl ebenfalls der Luftfracht zuzuordnen sein. Es bleibt abzuwarten ob klassische Luftfracht, Kurier- und Paketdienste hierin einen katalytischen Wachstumseffekt erhalten, oder ob beide zunehmend in Konkurrenz zu einander treten. Dieser "neue Frachtmarkt" birgt jedoch ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen von Fluggerätebau, spezialisierten Infrastrukturanbietern für die Homebases, bis hin zu Versicherungen und luftrechtlichen Erwägungen.


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