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Ex-Vertriebschefin erhebt schwere Vorwürfe gegen Kassel Airport

Flughafen Kassel-Calden
Flughafen Kassel-Calden, © Kassel Airport

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CALDEN - Wenige Tage vor dem Ende ihrer Probezeit wird der Vertriebschefin von Kassel Airport gekündigt. Diese erhebt nun Vorwürfe gegen die Geschäftsführung. Zum Teil habe man kein Interesse an Erfolgen gehabt. Der Flughafen reagiert gelassen.

Der krisengeschüttelte Kassel Airport kommt nicht zur Ruhe. Vertriebs- und Marketingleiterin Christine Altzinger ist nach eigenen Angaben wenige Tage vor dem Ende ihrer Probezeit vor die Tür gesetzt worden. Sie war nur ein halbes Jahr für den Flughafen tätig. Ihr sei gesagt worden, die Position werde nicht mehr gebraucht, sagte Altzinger der Deutschen Presse-Agentur.

"Das ist der Versuch der Geschäftsführung, ein Bauernopfer für ihre eigenen Versäumnisse zu finden." Dafür eigne sie sich aber nicht, betonte sie. Der Flughafen wollte sich dazu nicht äußern. "Wir bitten um Verständnis, dass wir interne Personalangelegenheiten nicht kommentieren", hieß es auf Anfrage.

Altzinger erhob schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsführung des Flughafens. Diese sei Schuld daran, dass es im Winter 2016/2017 keine regelmäßigen Ferienflüge gebe. Die Atmosphäre innerhalb des Unternehmens sei geprägt von Misstrauen, Geheimniskrämerei und Angst, sagte Altzinger. Fluglinien hätten den Flughafen als kompliziert und schwerfällig wahrgenommen, auch deshalb sei es nicht zu Vertragsabschlüssen gekommen.

Zum geplatzten Deal mit der Fluggesellschaft Germania, am Kasseler Airport mit einer Teilübernahme des finanziellen Risikos durch den Flughafen, ein Flugzeug zu stationieren, sagte sie: "Ich hatte den Eindruck, dass man von Seiten der Geschäftsführung einfach kein Interesse an der einzigen Fluglinie hatte, die KSF bedient."

Der Flughafen wies die Vorwürfe zurück. Der Airport habe bei den Verhandlungen "alle denkbaren Möglichkeiten in Betracht gezogen und diese unter Berücksichtigung des Spielraums, den die Vorschriften des Europäischen Beihilferechts den Flughäfen einräumen, bewertet".

2015 hatte der Flughafen 6,0 Millionen Euro Miese eingeflogen - 2,1 Millionen Euro weniger als 2014. Damit wurden die Sparvorgaben des Landes von zehn Prozent pro Jahr übererfüllt. Insgesamt wurden 65 000 Passagiere abgefertigt. Von den ursprünglichen Planungen ist der 2013 eröffnete Flughafen aber weit entfernt. Für das Jahr 2020 waren 640 000 Passagiere prognostiziert worden, die Zehnjahresprognose für das Jahr 2024 geht nun von nur noch 497 000 Passagieren aus.

Die schwarz-grüne Landesregierung will den Airport 2017 auf den Prüfstand stellen. An dem Regionalflughafen sind außer dem Land auch Stadt und Landkreis Kassel sowie die Gemeinde Calden beteiligt.
© dpa | 25.06.2016 06:58

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Beitrag vom 25.06.2016 - 12:34 Uhr
Sie hat wohl nicht begriffen, dass sie aus Sicht des Flughafens eine Fehlbesetzung war.
Dann kündigt man selbst bevor man gekündigt wird.
Wenn alles dort so schlecht ist, geht man doch von selbst....
Was schreib Frau Alzinger in ihrem CV?
Beitrag vom 25.06.2016 - 11:30 Uhr
Geisterflughäfen gibts es ja nicht nur in Deutschland. Allein in Spanien stehen acht Neubauten (seit 2000) de facto ungenutzt herum. Der wohl teuerste Flop war Montreals Mirabel Airport. Auch Mailand Superairport Malpensa verharrte lange in einer Warteschleife

Kassel ist freilich noch mehr als ein politischer Schildbürgerstreich. KSF 1 ging ja bereits in den 70ern ans Netz. Erste Versuche mit Regionalverkehr (General Air mit Yak 40!) zeigten bald, dass Kassel auf Grund seiner Nahlage zu Hannover und Frankurt, sowie zum Flughafen Paderborn (60 Km!) kein entwicklungsfähiges Verkehrspotential hat.

Inzwischen hat der Neubau über 250 Millionen Euro verschlungen, die sich selbst bei einem hyperinflationären Geländewert nicht rechnen werden.

Wie in Berlin agiert die Politik da mit einer erstaunlichen Eigendynamik, jenseits jeder Verantwortlichkeit und Compliance. Daran wird auch Frau Alzinger nichts ändern. Zumal ihr ja schon vor ihrem Amtsantritt klar sein musste, dass sie in Calden besentfalls zum Brösel sammeln antritt. Um die Infrastruktur auch nur einigermaßen zu bewirtschaften, bräuchte es mindestens 600.000 Passagiere, bei einem schrumpfenden Markt wie man beim Nachbarn Paderborn ja deutlich sehen kann. Fazit: Hopeless.

Überlegenswert: Kassel hat im Flugzeugbau ja Tradition. Wie wär's mit einem Werksflughafen? Gelände gäb's ja genug, mit einer Infrastruktur am letzten Stand der Technik.


Dieser Beitrag wurde am 25.06.2016 11:33 Uhr bearbeitet.


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