Jede dritte 737 MAX verlegt
Älter als 7 Tage

Southwest Airlines schockt Boeing (und verunsichert Airbus)

DALLAS - Der größte 737-Betreiber der Welt verlegt die Liefertermine für 67 737 MAX um bis zu sechs Jahre. Nicht nur für Boeing, auch für Airbus ist dieser unerwartete Schritt von Southwest Airlines ein Alarmsignal. Das Southwest-Management spart lieber Kapital- als Treibstoffkosten ein.

Southwest ist designierter Erstbetreiber der 737 MAX, die ersten Chargen sind von der Verlegung nicht betroffen. "Das hat auch nichts mit der MAX zu tun", versicherte Southwest-Finanzvorständin Tammy Romo am Donnerstag. "Die MAX ist ein prima Flugzeug und wir werden 2017 mit ihr fliegen."

Southwest Airlines Boeing 737 MAX 8
Southwest Airlines Boeing 737 MAX 8, © Southwest Airlines

Das EIS der 737 MAX bei Southwest erwartet Airlinechef Gary Kelly nach wie vor um den 01. Oktober 2017, obwohl Boeing zuletzt selbst eine frühere Verfügbarkeit der 737 MAX in Aussicht stellte. Southwest griff bei der 737 MAX ganze 200 Mal zu, 43 737-800 stehen ebenfalls noch zur Auslieferung an die Texaner an.

Von 2019 bis 2022 hätte Southwest 1,9 Milliarden US-Dollar für 67 737 MAX 8 nach Seattle überweisen sollen. Eigentlich. Denn diese Flugzeuge werden jetzt erst im Zeitraum 2023 bis 2025 in Dallas einfliegen. Parallel dazu verlegt Southwest 13 für 2019 und 2020 optionierte 737 MAX 8 auf das Jahr 2027.

Kurzfristig reinvestiert die Airline ihre Gewinne lieber in Technologie und wird unter anderem ein neues Buchungssystem kaufen. Es gehe auch darum, die "Anzahl der Flugzeuge" im Flottenbestand zu kontrollieren, sagte Romo. Southwest plant jetzt also etwas konservativer.

Kalt erwischt

"Im Großen und Ganzen sehen wir weiterhin eine gesunde Nachfrage nach Schmalrumpf-Flugzeugen", redete Boeing-Sprecher Doug Alder die veränderten Prioritäten beim Großabnehmer Southwest klein. Immerhin sei die 737 NG vollständig, die 737 MAX bis in das Jahr 2021 ausverkauft.

Airbus und Boeing heben die Produktion im Brot-und-Butter-Geschäft mit A320 und 737 bis Ende des Jahrzehnts auf jeweils 60 Flugzeuge pro Monat an. Das macht beide Hersteller ziemlich anfällig auch für kurzfristige Schwankungen im Markt. Southwest Airlines hat Boeing ziemlich kalt erwischt.

Nicht wenige prominente Stimmen der Branche warnen vor einer Blase, noch wiegeln Airbus und Boeing ab: 4.515 Aufträge für die A320neo seien ein starkes Argument für den Hochlauf der Produktion, verteidigte Airbus-Betriebsvorstand John Leahy den Schritt Ende Mai in Hamburg. Selbst mit 60 A320 pro Monat bewege sich Airbus "innerhalb der Komfortzone".

Doch die Entscheidung von Southwest Airlines zur Verlegung jeder dritten 737 MAX ihres Auftrags wird auch bei Airbus das Vertrauen in die Nachhaltigkeit hoher Taktraten nicht gerade gestärkt haben.

Southwest setzt ausschließlich auf die Boeing 737 und plant zum Jahresende mit einer Flottenstärke von 723 Flugzeugen, 2017 sollen es ein paar Jets weniger werden. Im Jahr 2018 will Southwest auf 750 Flugzeuge zurückgreifen können.

Um ihre ältesten (mitunter ziemlich abgerockten) 737 Classic zu ersetzen, zieht Southwest sechs 737-800-Auslieferungen von 2018 auf nächstes Jahr vor. Zum selben Zweck kauft Southwest Airlines seit geraumer Zeit am weltweiten Gebrauchtmarkt verfügbare 737-700 in großen Stückzahlen auf.

Lesen Sie zu diesem Beitrag auch unseren Artikel "Reiche Airlines fegen den Gebrauchtmarkt leer" vom 14. Mai 2016.

© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Southwest Airlines | 24.06.2016 13:22

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Beitrag vom 24.06.2016 - 21:57 Uhr
Das mag durchaus sein, dass noch weitere Airlines ihre Lieferslots nach hinten verlegen. Hoffen wir mal für die Flugzeugbauer, dass aus aufgeschoben nicht aufgehoben wird ;)
Beitrag vom 24.06.2016 - 21:12 Uhr
Da haben wir also die erste Blase, die platzt. Und es wird nicht die letzte Airline sein, die ihre Bestellungen zeitlich nach hinten verlagert.
Beitrag vom 24.06.2016 - 17:29 Uhr
Was ist daran verwunderlich?
Die Airlines optimieren wo sie nur können. Wenn der Spritpreis so tief ist, dann fliegen die alte Mühlen länger.


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