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Boeing lässt Preisanpassung 2016 ausfallen

SEATTLE - Nullrunde vor Wetterumschwung oder taktisches Kalkül? Zum ersten Mal seit sieben Jahren verzichtet Boeing auf die turnusmäßige Anhebung der Listenpreise für Verkehrsflugzeuge. Normalerweise passen Boeing und Airbus die Preise einmal im Jahr an, um steigende Kosten abzubilden.

Ein unsicherer Ausblick, billiges Öl, zu viele gebrauchte Großraumflugzeuge im Markt und nicht zuletzt die eigene Einkaufspolitik dürften Boeing zu der seltenen Nullrunde bewogen haben. Letztes Jahr korrigierte Boeing seine Listenpreise noch um 2,9 Prozent, 2014 sogar um 3,1 Prozent nach oben.

Garuda
Übergabe einer neuen Boeing 777-300ER an Garuda Indonesia, © Boeing

"An diesem Punkt wird der Flugzeugbau zu einem Paradebeispiel für Deflation", ordnet Luftfahrt-Analyst Richard Aboulafia die Entscheidung ein. Da jedes Flugzeug am Ende ohnehin mit einem Rabatt verkauft werde, signalisiere Boeings Verzicht auf eine Preisanpassung insbesondere der Zuliefer-Industrie rauere Zeiten.

Der neue Boeing-Konzernchef Dennis Muilenburg fordere von seinen Industrie-Partnern Zugeständnisse ein und wolle niedrigere Einkaufspreise durchsetzen.

Die zuletzt im Juli 2015 überarbeitete Preisliste werde weiter als Grundlage für Verhandlungen mit Kunden verwendet, sagte Boeing-Sprecher Doug Alder. Bei 80,6 Millionen US-Dollar für die 737-700 beginnt die Boeing-Welt und endet bei 400 Millionen US-Dollar für den Mega-Twin 777-9.

"Von Zeit zu Zeit verändern wir die Katalogpreise nicht", sagte Alder und wies auf die Jahre 2001 und 2009 hin, in denen es ebenfalls zu keinen Erhöhungen kam.

Airbus legt seine Preispolitik traditionell im Januar fest und setzte die Angaben im Katalog dieses Jahr um moderate 1,1 Prozent nach oben. Vergangenes Jahr hatte Airbus die Preise noch um robuste 3,3 Prozent erhöht.

Die Party-Stimmung der letzten fünf Jahre, in denen Airbus und Boeing ihre Auftragsbücher füllten, setzt sich nicht länger fort. Boeing steht 2016 bei 335 Nettoneuaufträgen, Airbus bei 323 - beide Hersteller peilen nur noch ein Neugeschäft an, das sich mit den Auslieferungen die Waage hält.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Boeing | 30.08.2016 10:20

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Beitrag vom 31.08.2016 - 08:55 Uhr
Ich glaube als Flugzeugzusammenbauer ist man ein einer nicht so leichten Lage.
Klar, "unendlich" viel Kapazität aufzubauen ist sinnfrei. Allerdings ist die Lieferzeit / Lieferbarkeit durchaus ein Argument für einen Kunden, überhaupt zu bestellen. Ist das Orderbuch besonders voll, muss besonders lange gewartet werden. Damit die Kunden dennoch nicht anderswo zuschlagen, sieht man zu, dass man einen Lieferslot schafft, der zeitlich für den Kunden akzeptabel ist. Also werden Kapazitäten erweitert. Das läuft derzeit ja ganz munter und wird gewiss auch mal einen Dämpfer erfahren.
Beitrag vom 31.08.2016 - 08:02 Uhr
Ich denke, das (u.a. ähnliche Meldungen) sind die ersten Anzeichen dafür, dass das "ewige Wachstum" vorbei ist. Das ist nicht nur eine kurze Flaute wegen der niedrigen Treibstoffe.

Der Glaube an "unaufhaltsame Steigerungen und Wachstum' erhält (wiedermal) einen Dämpfer.

Der Auf- und Aussbau von riesigen Produktionskapazitäten, sowohl bei B. und auch bei A., zusammen mit dem stärker werdenden Wettbewerb und neuen " Mitspielern" (Russland, China, Japan), wird sich als Fehler erweisen und die Lage noch verschärfen.

Ich würde voraussagen : sowohl A. (die zuerst) und auch B. werden in absehbarer Zeit nach "staatlicher" Unterstützung rufen, weil ja sonst Arbeitspätze abgebaut werden müssten.

@alle:
bitte den Kommentar nicht falsch verstehen: ist absolut nicht "mit Schadenfreude" geschrieben. Ich bin nur immer wieder erstaunt über manche Wirtschaftsentwicklungen bzw. deren Verlauf, maßgeblich BEEINFLUSST durch M.E. falsche Entscheidungen.


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