Flug LMI2933
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"Totalausfall, kein Treibstoff"

Unfallstelle Flug LMI2933
Unfallstelle Flug LMI2933, © CCAA

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BOGOTA - Fehlender Treibstoff und ein Ausfall der Elektronik haben höchstwahrscheinlich den folgenschweren Flugzeugabsturz in Kolumbien mit 71 Toten verursacht. Das geht aus einem zwölfminütigen Funkverkehr zwischen mehreren Piloten und dem Tower des Flughafens Medellin hervor.

"LAMIA 933 hat einen Totalausfall, Totalausfall der Elektronik, ohne Treibstoff", sagt der Pilot laut der nun von Medien veröffentlichten Aufnahmen. Wenige Minuten, bevor das Flugzeug vom Radar verschwindet.

Der Charterflug mit einem Avro RJ85 startete im bolivianischen Santa Cruz, von Brasilien aus hatte die dortige Luftfahrtbehörde einen Direktflug nach Medellín nicht genehmigt. Der Jet hat eine Reichweite von 2.600 Kilometern. Medellín ist rund 2.450 Kilometer Luftlinie entfernt. Kurz vor dem Ziel müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben.

In den ersten Minuten des nun nachzuhörenden Funkverkehrs scheint noch alles normal, ein anderes Flugzeug erhält eine bevorzugte Anflugerlaubnis für eine Sicherheitslandung. LAMIA 2933 muss in eine Warteschleife.

Wenige Minuten später scheint das Problem akuter zu werden. "Wir brauchen Priorität bei der Landung, uns wird ein Treibstoffproblem angezeigt", sagt der Pilot zu der Frau im Tower. Immer wieder sind auch andere Piloten zu hören. Die Meldungen des Piloten werden dringlicher.

Das Flugzeug verliert an Höhe, hat am Berg "El Gordo" nur noch knapp 2.800 Meter Höhe, obwohl hier in mindestens 3.000 Metern Höhe geflogen werden müsste. Nach dem Notruf, dass der Treibstoff aus ist und die Technik nicht mehr funktioniert, meldet die Frau im Tower: "Freie Piste, Regen auf der Oberfläche LAMIA 2933, Feuerwehr alarmiert."

Das Flugzeug scheint völlig außer Kontrolle: "Vectores señorita, vectores a la pista", sagt der Pilot auf Spanisch - er fordert eine manuelle Navigation durch den Tower hin zur Landebahn. Er gibt seine Koordinaten durch, sie versucht ihn zu navigieren, fragt nach der Höhe. Der Pilot: "9 mil pies señorita", 9.000 Fuß (2740 Meter).

Er fordert wieder: "Vectores, vectores." Die Frau im Tower: "Sie sind 8,2 Meilen von der Piste entfernt."  Dann fragt sie: "Welche Höhe jetzt?" Keine Antwort. "Welche Position LAMIA 933?" Keine Antwort. Im Tower ist man sich sofort klar, was das bedeutet, der tiefe Schock ist auf den Mitschnitten quasi zu hören.

Am Berg finden Rettungskräfte später das in drei Teile zerbrochene Wrack. Dass das Flugzeug nicht explodiert ist, wird von Luftfahrtexperten als klares Signal gewertet, dass die Tanks praktisch komplett leer waren. Eine überlebende Stewardess hatte von ausgefallenem Licht berichtet, was die These vom Ausfall an Bord stützt. Mit ihr überlebten fünf weitere Passagiere den Absturz.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: AeroCivil | 01.12.2016 08:35


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