Konkurrenz auf der Schiene
Älter als 7 Tage

Luxus-Hochgeschwindigkeitszug setzt Japans Airlines unter Druck

TOKIO - Abendessen mit Sake, breitere Sitze und eine Lounge wie am Flughafen: Das ist das Angebot des Hochgeschwindigkeitszugs Shinkansen, der jetzt erstmals auch die japanische Nordinsel Hokkaido ansteuert, wo sich einige der besten Skigebiete des Landes befinden.

Seit Ende März befördert Hokkaido Railway die Einwohner von Tokio im Eiltempo nach Hakodate. Ein Ticket in der ersten Klasse kostet 38.280 Yen (301 Euro). Inklusive Check-in und Transferzeiten ist die Reisezeit nur etwa eine Stunde länger als ein Flug mit All Nippon Airways Co., wo für ein Ticket in der Business-Class 44.900 Yen verlangt werden.

Mit dem neuen Luxus-Angebot dürfte der Hochgeschwindigkeitszug die beiden größten Fluggesellschaften des Landes, ANA und Japan Airlines Co., stark unter Druck setzen.

"Das könnte eine sehr angenehme Erfahrung sein", sagte Edwin Merner, Präsident von Atlantis Investment Research Corp. in Tokio, der oft mit dem Shinkansen nach Nagoya oder Osaka reist.

Hokkaido
Hokkaido Shinkansen H5, © Toshinori Baba CCBYSA

Der Shinkansen hat seit seinem Debüt zu den Olympischen Spielen 1964 in Tokio sein Routennetz immer weiter ausgebaut. Im vergangenen Geschäftsjahr war die Anzahl der Passagiere mit 340 Mio. mehr als dreimal so hoch wie die Anzahl der Fluggäste im Inland.

Als 2015 die Hokuriku-Verbindung eröffnet wurde, hatte sich die Zugreisezeit zwischen Tokio und Kanazawa auf zwei Stunden und 28 Minuten verkürzt - damit ist Zugfahren hier nun schneller als Fliegen. In der Folge brachen die Passagierzahlen im Flugverkehr um bis zu 50 Prozent ein. ANA strich die Flüge in die Region zusammen.

"Zum jetzigen Zeitpunkt ergreifen wir keine speziellen Maßnahmen auf Grund der Hokkaido-Shinkansen-Verbindung", erklärte Osamu Shinobe, Präsident von All Nippon Airways, im vergangenen Monat in Tokio.

Der neue Zug ist in der Spitze mit 320 Stundenkilometern unterwegs. Zunächst geht es in vier Stunden und zwei Minuten an den Rand von Hakodate, von wo aus die Passagiere mit einem anderen Zug ins Zentrum weiterfahren. Das bringt die Gesamtreisezeit auf vier Stunden und 29 Minuten.

Shinkansen Grand-Class
Shinkansen Grand-Class, © Hokkaido Railway

Dennoch: Längst nicht alle sind begeistert von der vierstündigen Zugfahrt. Der Fokus müsse daher auf Preis und Luxus liegen, meint Masayuki Kubota, Chef-Stratege bei Rakuten Securities Economic Research Institute. "Vier Stunden in einem Zug können ziemlich langweilig sein. Sie müssen auf anderen Gebieten Boden gutmachen, etwa beim Service."

"Wir nehmen vermögende Leute und Geschäftsreisende ins Visier", sagt Akira Hidetaka von View Card Co., einem Kreditkartenunternehmen, das gemeinsam mit der Bahnfirma JR East die Lounge betreibt. Dort gibt es für Reisende in der ersten Klasse und in der Business-Class vor der Abfahrt noch kostenlose Snacks und Getränke. Internet und Zeitungen sind ebenfalls umsonst.

Der Schnellzug scheint zudem auch meistens billiger zu sein. Am Eröffnungstag kostete das billigste Business-Class-ANA-Ticket 44.900 Yen. Im Shinkansen waren nur 38.280 Yen für die erste Klasse zu entrichten.

Bis zum Jahr 2030 soll die Hochgeschwindigkeitsstrecke weiter bis nach Sapporo verlängert werden, der Hauptstadt der Region. Das würde die Konkurrenz zu den Fluggesellschaften weiter verschärfen. Die Linie wird "viel konkurrenzfähiger sein, wenn sie bis nach Sapporo führt, weil es ziemlich teuer ist, dorthin mit dem Flugzeug zu kommen", sagt Dan Lu, ein Analyst bei JPMorgan Securities Japan Co.
© Bloomberg News | Abb.: Toshinori Baba CCBYSA | 09.04.2016 20:37

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Beitrag vom 10.04.2016 - 17:54 Uhr
Ich möchte nicht behaupten, dass hier die reine Wahrheit beschrieben wird, aber für mich klang dieser Artikel recht fundiert mit ein paar recht interessanten Denkanstößen.

 http://www.airliners.de/energieverbrauch-bahn-flugzeug-apropos/36592
Beitrag vom 10.04.2016 - 12:42 Uhr
Ja auf jedenfall, elektrische Antriebe sind i.d.R. immer um einiges effizienter als chemische. Das Flugzeug pustet den Sprudel noch dazu in sensiblen Höhen aus, die Bahn ist wesentlich umweltfreundlicher. Chemisch angetriebene Flugzeuge werden da nie in die Nähe kommen.

Der Großteil der elektrischen Energie wird noch durch fossile Energieträger erzeugt .Solange das so ist wird der Flugverkehr umweltfreundlicher sein.Da hilft es auch nicht,wenn es Atomstrom ist,denn dafür muss Platz gesucht werden,der Regionen nicht mehr bewohnbar macht.Kohleenergie ist von der Umweltbilanz ganz unten .Da werden vielmehr Schadstoffe freigesetzt um die gleiche Energie zu erzeugen,die ein Flugzeug benötigt.

Man muss nur bedenken,welche großen Umwelteinflüsse entstehen um eine Zugstrecke zu bauen.Alleine das kostet Unmengen an Energie.

Außerdem produziert der Shinkansen500 mit einer Dauerleistung von 18,2 MW,in CO2 umgerechnet,bei einem fossilen Anteil von ca. 80-85% an der Stromproduktion, ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Menge an Treibhausgasen.
Beitrag vom 10.04.2016 - 12:09 Uhr
Ja auf jedenfall, elektrische Antriebe sind i.d.R. immer um einiges effizienter als chemische. Das Flugzeug pustet den Sprudel noch dazu in sensiblen Höhen aus, die Bahn ist wesentlich umweltfreundlicher. Chemisch angetriebene Flugzeuge werden da nie in die Nähe kommen.

Der Großteil der elektrischen Energie wird noch durch fossile Energieträger erzeugt .Solange das so ist wird der Flugverkehr umweltfreundlicher sein.Da hilft es auch nicht,wenn es Atomstrom ist,denn dafür muss Platz gesucht werden,der Regionen nicht mehr bewohnbar macht.Kohleenergie ist von der Umweltbilanz ganz unten .Da werden vielmehr Schadstoffe freigesetzt um die gleiche Energie zu erzeugen,die ein Flugzeug benötigt.

Man muss nur bedenken,welche großen Umwelteinflüsse entstehen um eine Zugstrecke zu bauen.Alleine das kostet Unmengen an Energie.


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