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Älter als 7 Tage

CSeries-Produktion und Rabatte drücken auf Konzernbilanz

QUÉBEC - Bombardiers Luftfahrtsparte bilanzierte zum Halbjahr 2016 tiefrot. Rabatte für Schlüsselkunden und der Produktionsanlauf der CSeries drückten das Nettoergebnis 628 Millionen US-Dollar ins Minus, nach einem Plus von 225 Millionen im Vorjahr. Bombardier-Chef Allan Bellemare ist dennoch zuversichtlich: "Wir liegen im Plan."

Zum 30.  Juni 2016 schloss der Konzern (alle Sparten) mit einem negativen EBIT von 195 Millionen US-Dollar ab, nach einem Plus von 454 Millionen im Jahr zuvor. Der Halbjahresumsatz ging von 9,02 Milliarden US-Dollar auf 8,22 Milliarden zurück.

Kräftige Gewinne in den Sparten Bodenverkehr und Geschäftsflugzeuge konnten einkalkulierte Verluste des CS-Programms nicht wettmachen.

Voll angelaufen ist inzwischen die Produktion des seit 30 Jahren ersten komplett neuentwickelten Mittelstreckenjets. Das Programm umfasst gegenwärtig die zwei Basismodelle CS100 und CS300 und bietet Kapazitäten für 100 bis 150 Passagiere mit einer transkontinentalen Reichweite von über 6.000 Kilometer (CS300). Ein weiterer Stretch (CS500) ist geplant, aber noch nicht entschieden.

Swiss CSeries
Swiss CSeries, © Bombardier

Das elektrisch gesteuerte Flugzeug kommt durch Verwendung von Kohlefaser-Technolgie für Flügel, Höhen und Seitenleitwerk sowie HiTec-Alluminium für den Rumpf mit rund 6 Tonnen weniger Gewicht aus und soll mit seinen extrem leisen PW1900G Triebwerken von Pratt & Whitney gegenüber herkömmlichen Designs rund 20 Prozent weniger Sprit verbrauchen.

Der auf Regional und Geschäftsflugzeuge spezialisierte Nachfolger der ursprünglich britischen DeHavilland Canada Company tritt damit in direkten Wettbewerb mit den Airbus und Boeing-Programmen A319neo und B737-7MAX. Zudem deckt das CS-Programm eine Marktlücke oberhalb 100-sitziger Regionalflugzeuge aus eigener Produktion und Mitbewerber Embraer. 

Am 29. Juni übernahm Erstkunde Swiss nach mehrjähriger Verspätung die erste von 15 bestellten CS100, sie kam am 15. Juli auf der Strecke von Zürich nach Paris erstmalig kommerziell zum Einsatz.

Neben der CS100 hat Swiss 15 weitere Maschinen der gestreckten Version CS300 bestellt. Die erste CS300 soll im Herbst bei Air Baltic in den Dienst gehen. Bis Jahresende will Bombardier 12 bis 15 Flugzeuge der CSeries ausliefern, im Jahr darauf 30 bis 40 Stück.

Bombardier hält derzeit Aufträge für 358 Einheiten des Mittelstreckenjets, darunter 127 Neuaufträge plus 80 Optionen von Air Canada, Delta Air Lines und Air Baltic, sowie eine inzwischen von 39 auf 20 Einheiten reduzierte Order von Ilyusion Finance (Russland).

Ungewiss ist der Auftrag von Republic Airlines über 40 Maschinen. Der US-amerikanische Regionalcarrier fliegt seit Februar dieses Jahres unter Gläubigerschutz.

Allein 492 Millionen US-Dollar sollen vorsorglich für Verluste aus Verkaufsrabatten zurückgestellt worden sein. Die 127 Neuaufträge haben nach Listenpreisen einen Bestellwert von knapp 10 Milliarden US-Dollar.

Im Bereich der Regionalflugzeuge meldete Bombardier kürzlich einen Neuauftrag über 10 CRJ900 Jets eines ungenannten Kunden im Wert vo 472 Millionen US-Dollar nach Listenpreis.

Ende Juni wurde auch ein 1 Milliarde US-Dollar schweres Investitionsprogramm durch den Staat Quebec wirksam. Über die neugegründete C-Series Aircraft Limited Partnership (CSALP) hält Quebec nunmehr 49,5 Prozent an dem kanadischen Mischkonzern. Die staatliche Beteiligung ist Teil eines 2 Milliarden US-Dollar umfassenden Finanzierungprogramms

In einem Statement gibt sich CEO Belleware zufrieden: "Wir erfüllten alle finanziellen Verpflichtungen, erreichten alle Eckpunkte unseres Programms und brachten Bomdardier voll auf Kurs, sowohl in Richtung Jahresziel als auch für 2020."
© aero.at | Abb.: Bombardier | 06.08.2016 15:12

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Beitrag vom 09.08.2016 - 10:52 Uhr
gibt es schon erste Werte aus dem realen Flugbetrieb, ob die 20% gegenüber A319 und B7377 eingehalten werden können?
Die CSeries wird sich vor allem gegen die 320Neo und die 737MAX durchsetzen müssen und da gibt es noch keine belastbaren Vergleichswerte, zumal die MAX noch gar nicht im Einsatz ist.

Die 20 Prozent Einsparungen im Verbrauch sind freilich nicht viel mehr als ein Werbeargument. Entscheidend sind die realen Stückkosten (CASK) und die hängen stark vom Einsatzprofil ab. Und da werden gerne Äpfel mit Birnen verglichen.

Man kann aber davon ausgehen, das die CS allein schon auf Grund ihrer Leichtbauweise im Vorteil ist, in 30 Jahren haben die Flugzeugbauer schon was dazugelernt. Nicht nur bei den Triebwerken, denn da halten Neo und Max locker mit.
Beitrag vom 09.08.2016 - 10:30 Uhr
gibt es schon erste Werte aus dem realen Flugbetrieb, ob die 20% gegenüber A319 und B7377 eingehalten werden können?

Das wär ja ein Killerargument gegen Airbus/Boeing und für dieses Muster, sofern der Listenpreis auch noch wettbewerbsfähig ist.


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