Zunehmende Regulierungen
Älter als 7 Tage

Privatpiloten sorgen sich um Flugsicherheit

Cessna
Cessna Citation, © Deutsche Lufthansa AG

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HANNOVER - Deutschlands Aero-Club schlägt Alarm: Er sieht die Flugsicherheit in Gefahr. Weil Beschränkungen und Regulierungen die private Fliegerei immer teurer und umständlicher machten, seien Piloten von Cessna, Piper & Co immer seltener in der Luft. Doch viele von ihnen wollen sich auf eine Karriere als Berufspilot vorbereiten.

"Mit jeder Flugstunde, die ein Pilot weniger in der Luft ist, sinkt natürlich auch seine Übung", sagt Udo Beran, der Generalsekretär des in Braunschweig ansässigen Deutschen Aero-Clubs (DAeC). Er betont: "Die Flugsicherheit in Deutschland hat gelitten in den letzten Jahren."

Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) in Braunschweig sieht das differenzierter und verweist auf die hohe Zahl der Flüge ohne jegliche Zwischenfälle. Doch der Blick in die Statistik der Behörde offenbart auch: Seit dem Jahr 2010 ist allein die Zahl der von deutschen Luftfahrtunternehmen gemeldeten Beinahe-Zusammenstöße in der Luft kontinuierlich von 124 auf 222 im Vorjahr geklettert.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) verweist auf die Tatsache, dass ihre Fluglotsen erstmals seit 2011 wieder mehr als drei Millionen Flüge kontrollierten und das Sicherheitsniveau im deutschen Luftraum dennoch unverändert hoch sei. Allerdings erfassen ihre Kriterien nur bedingt Privatflieger, die im Sichtflug nach dem Motto "Sehen und gesehen werden" unterwegs sind. Viele von ihnen fliegen im unteren Luftraum - einem Bereich, in dem sich zunehmend auch Drohnen tummeln.

"Wir haben seit vergangenem Jahr begonnen, die gemeldeten Behinderungen von Drohnen zu erfassen", sagt DFS-Sprecherin Kristina Kelek. "Zwar können wir damit noch nicht im Detail sagen, welcher Art die Behinderungen waren - aber die Tendenz ist eindeutig." Demnach meldeten Piloten während des Fluges im Vorjahr nur 14 Zwischenfälle. Kelek: "Aber allein im ersten Halbjahr 2016 kommen wir schon auf 15 Fälle." Sie spricht sich daher für eine Art Drohnenführerschein aus.

Der DAeC unterstützt diesen Vorstoß, wettert allerdings zunehmend gegen eine überbordende Bürokratie. Beran hält deutschen Behörden vorauseilenden Gehorsam bei der Umsetzung europäischer Direktiven vor. Sein Vorwurf: Anders als in anderen europäischen Ländern drohe die Bürokratie die bestehende Infrastruktur in den Vereinen abzuwürgen. Er fordert für Luftsport und Kleinfliegerei eine politische Plattform. Es fehle eine Lobby für Kleinflieger.

In Deutschland wird ein Großteil der Pilotenausbildung nach wie vor nicht in kommerziellen Flugschulen, sondern in Clubs und Vereinen durchgeführt. Ihnen kommt eine hohe Bedeutung für die Ausbildung des Luftfahrt-Nachwuchses bei. Der US-Flugzeughersteller Boeing schätzte für die globale kommerzielle Luftfahrtbranche den Bedarf gerade auf 31 000 neue Piloten pro Jahr. Auf der anderen Seite schrecken viele Airlines vor einer eigenen, teuren Piloten-Ausbildung zurück.

Viele Privatflieger sind daher nicht nur als Hobby-Flieger aus Spaß an der Freude unterwegs, sondern auch als Teil ihrer Vorbereitung auf den angestrebten Beruf als Verkehrspilot. So erklärt sich auch der hohe Anteil der einmotorigen Motormaschinen und Segelflugzeuge an den in Deutschland zugelassenen 21 213 Luftfahrzeugen (Stand 2015). Nach LBA-Angaben machen sie heute mehr als 80 Prozent des Bestands aus.

Der jüngste Vorstoß, der den Aero-Club - Spitzenverband des Luftsports und der Allgemeinen Luftfahrt - auf die Barrikaden bringt, sind neue Beschränkungen für die Motorkunstflieger. Der DAeC und auch der befreundete Pilotenverband AOPA haben eine Anwaltskanzlei mit der Vorbereitung einer Klage beauftragt. An Nachmittagen von Wochenenden und Feiertagen soll der Kunstflug nach Vorgaben der Deutschen Flugsicherung künftig verboten werden. Flugschulen verlieren so die Hälfte der ihnen für die Ausbildung zur Verfügung stehenden Zeit, argumentiert der DAeC. Zeit, die dringend für die Absicherung der Flugsicherheit in Deutschland benötigt werde.
© Ralf E. Krüger, dpa | Abb.: Symbolbild | 15.08.2016 06:47

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Beitrag vom 16.08.2016 - 12:24 Uhr
Die Heulereien des Aero Clubs sollte man nicht all zu ernst nehmen, die fühlen sich sofort um ihre vermeintlichen "Grund"rechte beschnitten, sobald es irgendwo eine Einschränkung für die Privatfliegerei gibt.
Die Flugsicherheit ist höchstens deswegen gefährdet, weil der Aero Club immer recht erfolgreich gegen jede Erweiterung von teilweise dringend benötigtem Luftraum C oder D um Verkehrsflughäfen herum, wettert.
Beitrag vom 15.08.2016 - 13:08 Uhr
@Quax201:
Also bei uns im Verein ist es selbstverständlich bei der LAPL/PPL-Ausbildung regelmäßig in Kontrollzonen zu fliegen und auch auf großen Airports zu landen oder Tiefanflüge durchzuführen. Genauso wird natürlich bei jedem Flug der Transponder eingeschaltet.

Und zumindest CVFR-Schulung, bei der die Flugschüler mit einer Art "Scheuklappe" ausgestattet werden, sodass sie nicht die Umgebung, sondern nur die Instrumente sehen können, wird bei uns auch durchgeführt. VOR-Radiale intercepten gehört natürlich auch zu den Grundlagen. Pensionierten Lufthansapiloten als Fluglehrern sei Dank! Eine Maschine wurde extra mit neuen Instrumenten ausgestattet, sodass man den Glideslope auf den Flughäfen einfangen kann.

Mit Transponder und FLARM zu fliegen ist bei uns selbstverständlich. Leider haben die Transponder noch kein ADS-B out, sondern nur Mode-S.

Ansonsten geb ich dir aber recht: Die Argumentationskette zwischen dem Kunstflugverbot und Flugsicherheit ist etwas weit hergeholt und Transponder (und meiner Meinung nach auch FLARM) sollte zumindest eine Art Bürgerpflicht sein. Ich bin jedesmall erstaunt, dass so wenig Privatflieger mit FLARM ausgestattet sind. FLARM und/oder Transponder sollte man auch bei Drohnen einführen.

Allerdings gibt es meiner Ansicht nach schon eine heftige Überregulierung und Fluggegner finden viel zu viel Gehör. Deutschland ist halt das Land der Verbote. Mir ist es unverständlich, wieso man den Kunstflug am Wochenende weiter regulieren will.

Habe am Wochenende mal in unserer Flugplatzgenehmigung gestöbert. Da ist bis aufs kleinste Detail festgelegt, wie groß die "Achtung Flugplatz. Betreten Verboten!"-Schilder zu sein haben und in welchem Abstand sie stehen müssen. Es haben auch schon Vertreter vom Regierungspräsidenten bemängelt, wenn ein Flugzeug auf dem Anrollstreifen vor der Startschwelle abhebt. Also ich habe ja mal gelernt "Never leave Runway behind".

Ohne Flugleiter läuft hier in D auch nichts. Einfach nur nervig, wenn man mal unter der Woche früh morgens mal schnell wohin fliegen will und sich erstmal einen sog. "Feuerlöschbeauftragten" besorgen muss. In andern Ländern fallen auch nicht mehr Flugzeuge vom Himmel, ohne Flugleiterpflicht.

Fazit: Deutschland braucht ganz ganz dringend eine Entbürokratisierung des Luftverkehrs. Wenn es wirklich um Sicherheit geht (wie Transponder- oder FLARM-Ausstattung z.B. auch bei Drohnen) ist Regulierung richtig und wichtig. Aber bitte nicht Überregulieren (siehe Kunstflugverbot, "Feuerlöschbeauftragtenpflicht", ZÜP, Abheben vor der Startschwelle, etc). Die Behörden scheinen eher mit sich selbst beschäftigt, als mit Flugsicherheit!
Beitrag vom 15.08.2016 - 12:30 Uhr
Mit Verlaub: Dieser Artikel ist in weiten Teilen Stimmungsmache mit völlig verdrehten Fakten!

* "In Deutschland wird ein Großteil der Pilotenausbildung nach wie vor nicht in kommerziellen Flugschulen, sondern in Clubs und Vereinen durchgeführt. Ihnen kommt eine hohe Bedeutung für die Ausbildung des Luftfahrt-Nachwuchses bei." - Den Verein möchte ich mal sehen, der Verkehrsflugzeugführer ausbildet! Die meisten Vereinsfluglehrer lehren doch ihren Schülern, einen gehörigen Respektsabstand zu Kontrollzonen einzuhalten. Und welcher Verein kann schon IFR oder ME schulen? Geschweige denn zu einer CPL ausbilden?

* "An Nachmittagen von Wochenenden und Feiertagen soll der Kunstflug nach Vorgaben der Deutschen Flugsicherung künftig verboten werden. Flugschulen verlieren so die Hälfte der ihnen für die Ausbildung zur Verfügung stehenden Zeit, argumentiert der DAeC." - Ach so? Die Kunstflugberechtigung ist neuerdings Voraussetzung für einen ATPL? [Wenngleich: Könnte manchmal eine Hilfe sein - AF447 lässt grüßen!] Zurück zum Thema: Die Ausbildung zum PPL/CPL/ATPL wird in keiner Weise tangiert. Nicht einmal der LAPL oder der Zettel für Luftsportgeräte...

Übrigens: Zum Thema "Privatpiloten sorgen sich um Flugsicherheit" und "Zunehmende Regulierungen" meine persönliche Meinung:

1. Man streiche "Privat" aus den "Privatpiloten"...

2. Wirklich sinnvolle "zunehmende Regulierung" sollten (a) die verpflichtende Nutzung eines Transponders in *allen* Lufträumen und (b) die (noch?) völlig kostenlose Nutzung des FIS sein!

3. Zum Thema Drohnen: Entweder fliegt das Ding nicht höher als 100ft AGL - jedes China-Billig-Händy hat einen Baro-Chip, der dies sicherstellen könnte. Drohnen, die höher fliegen dürfen/können: Bitte nur mit Transponder!

So, und nun fallt über mich her!


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