Säuberungswelle in der Türkei
Älter als 7 Tage

Geschasster Finanzvorstand klagt gegen Turkish Airlines

Turkish Airlines Boeing 737-800
Turkish Airlines Boeing 737-800, © Ingo Lang

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ISTANBUL - Turkish Airlines sortierte Ende Juli auf einen Schlag 211 Mitarbeiter aus, denen die Airline Nähe zur Gülen-Bewegung nachsagt. Coscun Kilic spülte die politische Säuberungswelle in der Türkei, das legen die Umstände zumindest nahe, vom Posten des Finanzvorstands. Kilic will das nicht hinnehmen - und klagt.

Neben Kilic musste auch die für Anlegerbeziehungen verantwortliche Managerin Duygu Inceöz Turkish Airlines am 25. Juli mit sofortiger Wirkung verlassen.

"Die Entscheidung von Turkish Airlines, uns ohne Angabe von Gründen zu feuern, beschädigt unseren guten Ruf, indem wir in die Nähe dieser Terrororganisation gerückt werden", sagte Kilic in einem Telefoninterview mit "Bloomberg News" am Montag.

Er habe von seiner Kündigung am 24. Juli in einer knappen Nachricht erfahren, in der Turkish Airlines "operative Notwendigkeiten" angeführt habe. Eine Anhörung oder formale Anschuldigung habe es im Vorfeld nicht gegeben. Turkish Airlines setzte Murat Seker, einen Manager der staatseigenen Ziraat Bank, als neuen Finanzchef ein.

Zwar brandmarkte die Star-Alliance-Airline Kilic und Inceöz nicht öffentlich als Anhänger der in der Türkei verbotenen Gülen-Bewegung, kommunizierte die Ablösung der Manager am 25. Juli aber im gleichen Atemzug mit der Säuberungsaktion im eigenen Haus.

Kilic ist nicht irgendwer. Seit 2006 wachte der Manager über die Finanzen von Turkish Airlines. In der heißen Wachstumsphase fädelte Kilic unter anderem Flugzeugfinanzierungen im Umfang von 15 Milliarden US-Dollar ein. Einst wurden Kilic sogar gute Chancen auf den Chefposten von Turkish nachgesagt.

Vor einem Istanbuler Gericht fordert Kilic nun seine Wiedereinsetzung als Finanzvorstand, alternativ Schadensersatz. Außerdem verlangt Kilic von seinem früheren Arbeitgeber die Klarstellung, dass er nicht vor dem Hintergrund der Massenentlassung mutmaßlicher Gülen-Anhänger geschasst wurde.

Turkish Airlines lehnte eine Stellungnahme ab. Seit dem Putschversuch am 15. Juli wurden in der Türkei mehr als 80.000 Menschen inhaftiert, ihrer Ämter enthoben oder gefeuert.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Ingo Lang | 16.08.2016 09:22

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Beitrag vom 16.08.2016 - 19:07 Uhr
Stimme zu: Die Klage wird keinesfalls erfolgreich sein (wenn sie überhaupt zugelassen wird!). Es geht ihm wohl auch eher um die Publicity - d.h. seinen Ruf zu wahren.

Punkto Ruf: Turkish steht nunmehr bei mir auf meiner Dont-Fly-List! Ein falsches Wort im Flieger über das Erdowahn-Regime und schon bekommt man einen verlängerten Stop-Over? Die Golf-Carrier dürfte es freuen, dass sich ein ehemals ernstzunehmender Konkurrent selbst demontiert bzw. dies mit sich geschehen lässt...
Beitrag vom 16.08.2016 - 15:41 Uhr
Die Klage macht doch keinen Sinn: Die Unabhängigkeit der Justiz hat der Möchtegern-Hitler schon vor den aktuellen Säuberungen abgeschafft und alle ihm nicht genehmen Richter und Staatsanwälte gefeuert. Jeder Richter, der Kilic's Klage aufgeschlossen gegenüber steht, kann gleich seine Entlassung unterschreiben oder einen Haftbefehl gegen sich selber ausstellen.
Beitrag vom 16.08.2016 - 11:21 Uhr
Duygu İnceöz trägt kein Kopftuch, das alleine reichte dem Diktator Erdogan schon!


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