Mangels Standort-Garantien
Älter als 7 Tage

Österreich vertagt Flugsteuersenkung

WIEN - Die in der Vorwoche medienwirksam angekündigte Senkung der Flugabgabe liegt vorerst auf Eis. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sieht "Klärungsbedarf".

Ursprünglich sollte am Dienstag nach der Regierungssitzung eine Vorlage für den Nationalrat präsentiert werden, die bereits ab Januar 2017 eine Halbierung der umstrittenen Flugabgabe in zwei Schritten vorsah.

Davon übrig blieb "ein gemeinsames Verständnis" an dem Thema zu arbeiten, wie Kanzler Christian Kern nach dem Ministerrat vor Journalisten erklärte. Offen sei auch ein Termin für noch ausstehende Analysen zur Auswirkung der Steuersenkung auf den Standort.

Austrian und Lufthansa am Flughafen Wien
Austrian und Lufthansa am Flughafen Wien, © Ingo Lang

Die Ankündigung der Steuersenkung fand erwartungsgemäß vor allem in der Wirtschaft breite Zustimmung, aber auch Kritik, nicht nur von den Grünen, die sogar eine Erhöhung der Steuer forderten.

Vor allem die Gewerkschaft vida aber auch Tourismuskreise bemängelten bei den begünstigten Airlines, speziell von Seiten der am Standort Österreich dominanten Lufthansa-Gruppe ausreichende Beschäftigungs- beziehungsweise Standortgarantien als verbindliche Gegenleistung für das "Steuergeschenk".

Die von vida-Chef Roman Hebenstreit als "Lufthansa-Schelling"-Deal titulierte Steuersenkung sei allein durch die Vorleistung in Form einer Erweiterung der AUA-Flotte um acht Flugzeuge (vorwiegend für die Mittelstrecke) nicht gedeckt.

Ein offenes Thema ist auch die Erneuerung der veralteten Langstreckenflotte und der Ausbau der interkontinentalen Verbindungen am Standort Wien.

Der vor der Übernahme der AUA durch die Lufthansa führende Osteuropahub verzeichnet seit Jahren rückläufige Marktanteile im Transitverkehr, ebenso eine schrumpfende Anzahl der Ziele in seinem klassischen Verkehrsgebiet. Zahlreiche Destinationen landeten inzwischen an den Lufthansa-Heimathubs München und Frankfurt.

Verärgert über die Verschiebung reagierte auch die Wirtschaftskammer in Wien. "Es wäre höchste Zeit gewesen. Wieder hat die Regierung eine Chance vertan", beklagt ihr Tourismus-Obmann Markus Grießler. Die Verschiebung der geplanten Senkung der Ticketsteuer sei ein verheerendes Zeichen für den Tourismus und den Unternehmensstandort Wien.
© aero.at | 22.11.2016 18:09

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Beitrag vom 23.11.2016 - 09:20 Uhr
Sicher kann man den Flugverkehr durch den Aufbau von Hemmnissen im eigenen Land abbauen,

Naja, 7€ europäisch oder 35€ für Interkont macht den Bock jetzt auch nicht fett.

Die Leute fahren dann einfach weitere Wege zu Flughäfen in Anrainerstaaten

Und zahlen dafür mehr als sie für die böse, böse Steuer bezahlt hätten? Vom mehrstündigen Umweg gar nicht zu reden.
Nein, diese Auswirkung ist extrem unwahrscheinlich.

Die Vernunft und der gesunde Menschenverstand scheinen immer mehr auf der Strecke zu bleiben.

Da stimme ich zu. Beim Thema Ticketabgabe dominieren Hysterie und die Übertreibung die Debatte.
Beitrag vom 22.11.2016 - 21:04 Uhr
Hier von einem Lufthansa Deal zu sprechen ist ja wohl eine leichte Verdrehung der Tatsachen. Die Einführung der Steuer war vielmehr ein Deal für Flughäfen der Nachbarstaaten, speziell Ungarn, und den dort operierenden Low Cost Airlines. Die Einführung in Österreich und Deutschland war nichts Anderes als eine Schwächung der lokalen Luftfahrtbranche. Von der teilweisen Rücknahme der Steuer jetzt von einem Deal zu sprechen ist aberwitzig. Das ist etwa so wie die Kernenergie im eigenen Land zu verbieten und dann den Strom aus dem Ausland zu beziehen, der dort weiterhin mit Kernenergie erzeugt wird. Sicher kann man den Flugverkehr durch den Aufbau von Hemmnissen im eigenen Land abbauen, mit all den Konsequenzen für die Wirtschaft und Tourismusindustrie des eigenen Standorts. Aber was ist für die Umwelt durch eine solche Verlagerung erreicht? Im Zweifel gar nichts. Die Leute fahren dann einfach weitere Wege zu Flughäfen in Anrainerstaaten um von dort zu fliegen. Wenn man meint sich das auf Dauer leisten zu können dann nur weiter so. Die Politiker die das fordern haben wohl Ihre Schäflein im Trockenen und kümmern sich nicht wie es den wirtschaftlich Betroffenen dann geht. Die Vernunft und der gesunde Menschenverstand scheinen immer mehr auf der Strecke zu bleiben.


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