Tarifkonflikt
Älter als 7 Tage

Lufthansa-Piloten streiken auch am Donnerstag

Lufthansa am Vorfeld Frankfurt
Lufthansa am Vorfeld Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Die Lufthansa-Piloten weiten ihren Streik aus und wollen auch am Donnerstag die Arbeit niederlegen. Der in der Nacht zum Mittwoch begonnene Ausstand werde auf zwei Tage ausgeweitet, teilte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) unmittelbar nach einer Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht Hessen mit.

Allein am Mittwoch fallen wegen des mittlerweile 14. Streiks der Piloten 876 Flüge aus - und damit rund jeder zweite unter der Hauptmarke des Konzerns. Rund 100 000 Passagiere sind nach Angaben der Lufthansa davon betroffen.

Das Gericht hatte vor der Streikausweitung endgültig einen Antrag der Lufthansa zurückgewiesen, den Ausstand am Mittwoch per einstweiliger Verfügung zu verbieten. "Nachdem schon am Mittwoch fast 900 Flüge seitens Lufthansa gestrichen wurden, sind auch diesmal wieder alle Lang- und Kurzstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollten", sagte VC-Vorstand Jörg Handwerg im Hinblick auf den Donnerstag.

Unverständnis bei der Lufthansa

Eine Sprecherin der Lufthansa sagte, man nehme mit vollkommenem Unverständnis zur Kenntnis, dass die VC noch vor Beginn des Streiks am Mittwoch bereits für Donnerstag den nächsten ankündige. "Damit wird dem Unternehmen und insbesondere seinen Kunden ein weiteres Mal großer Schaden durch die Vereinigung Cockpit zugefügt." Das Unternehmen kündigte an, auch für den Donnerstag einen Sonderflugplan zu erstellen und so schnell wie möglich auf der Lufthansa-Homepage zu veröffentlichen. Für Mittwoch hatte das Unternehmen bereits am Dienstagmittag einen solchen Plan veröffentlicht.

Von den gestrichenen Flügen sind 51 Interkontinentalverbindungen. Insgesamt kommt die Marke Lufthansa auf rund 1800 Flüge pro Tag. "2124 von rund 3000 geplanten Flügen der Lufthansa Group finden statt", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens vom Dienstagmittag. Darin sind aber auch Flüge von Konzerngesellschaften enthalten, die nicht bestreikt werden, wie zum Beispiel Brussels, Swiss oder AUA.

Auch zweite Instanz verloren

Am Dienstagnachmittag hatte die Lufthansa vor dem Arbeitsgericht Frankfurt einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den Streik gestellt. Das Gericht scheute einen Eingriff in die Tarifautonomie: "Wir dürfen Tarifpolitik unsererseits nicht einer Bewertung unterziehen. An Tarifpolitik dürfen wir als staatliches Gericht nicht heran", erklärte der Vorsitzende Richter Martin Becker schon während der Verhandlung.

Auch in der zweiten Instanz unterlag die Lufthansa kurz vor Mitternacht. Der Vorsitzende Richter Peter Gegenwart hatte früh zu erkennen gegeben, dass er die von Lufthansa vorgebrachte Kritik an den Tarifforderungen der Vereinigung Cockpit in einem Eilverfahren für rechtlich nicht klärbar hält.

Bereits 13 Mal gestreikt

Die VC hat in dem laufenden Tarifkonflikt bereits 13 mal gestreikt. Die bislang letzte Runde wurde im September 2015 abgebrochen, nachdem das Landesarbeitsgericht Hessen einzelne Streikziele als rechtswidrig eingeschätzt hatte. Seitdem hat die VC ihre Verhandlungstaktik geändert und sich auf offene Tarifthemen konzentriert. Der Anlass des aktuellen Streiks sind einzig Forderungen zum Gehalt der rund 5400 betroffenen Piloten.

Die Piloten der Airline hatten den Streik am Montag angekündigt. Erstmals war in der laufenden Tarifauseinandersetzung im April 2014 gestreikt worden. Dieses Mal geht es ausschließlich um die Tarifgehälter der Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochtergesellschaft Germanwings. Die Piloten verlangen Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren bis April 2017. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte am vorigen Mittwoch erneut den Vorschlag des Unternehmens abgelehnt, in eine Schlichtung zu den offenen Gehaltsverhandlungen einzusteigen.

Politik für Schlichtung

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt warb hingegen erneut für eine Schlichtung. "Ich halte das für den richtigen Weg", sagte der CSU-Politiker am Dienstag nach einem Treffen mit Vertretern der Luftfahrtbranche in Berlin. Er habe wahrgenommen, dass der Konzern eine Schlichtung vorgeschlagen habe. Man könne zu Recht die Frage stellen, wie oft die Partnerseite diesen Wunsch verweigern könne. Es sei Aufgabe der Tarifparteien, sich darüber zu unterhalten.

Gefragt nach einem möglichen eigenen Eingreifen sagte Dobrindt: "So lange es sich um eine Auseinandersetzung handelt, von der wir glauben, dass sie positiv zu einem Ende geführt werden kann, ist Zurückhaltung für die Politik angebracht. Wir sind noch in der Beobachtungssituation, das muss nicht ewig so bleiben."
© dpa-AFX | 23.11.2016 06:26

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Beitrag vom 26.11.2016 - 20:26 Uhr
Nur die hat man seitens LH nicht haben wollen, da man den "Machtfaktor" VC ausschalten will.
Wen wunderts? Man hat wohl aus der Erfahrung heraus eher den Willen Machtmissbrauch seitens der VC abzuwenden.

Erfahrung hat man auf beiden Seiten gemacht, die einen nennen es "Machtmissbrauch", die anderen "Tarifmissachtung". Hilft nicht weiter...

Und das hat nichts, aber auch rein gar nichts mit eventuellen zu kochen oder niedrigen Cockpitkosten zu tun!
Da nützt ein Screenshot herzlich wenig. Sie müssen einfach mal an die nächsten Jahre denken. Es gibt keine Alternative zur Realität, ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht.

Die Realität ist hier und jetzt und damit Ihr "Screenshot";-)

Die Zukunft zeigt nur die Glaskugel.

Hier und jetzt sind die Zahlen der EW und des KTVs bekannt.
Wenn die Differenzen nicht oder nicht mehr vorhanden sind, bleibt immer noch die Frage, warum nicht mit uns?
Beitrag vom 24.11.2016 - 18:05 Uhr
Nur die hat man seitens LH nicht haben wollen, da man den "Machtfaktor" VC ausschalten will.
Wen wunderts? Man hat wohl aus der Erfahrung heraus eher den Willen Machtmissbrauch seitens der VC abzuwenden.
Und das hat nichts, aber auch rein gar nichts mit eventuellen zu kochen oder niedrigen Cockpitkosten zu tun!
Da nützt ein Screenshot herzlich wenig. Sie müssen einfach mal an die nächsten Jahre denken. Es gibt keine Alternative zur Realität, ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht.
Beitrag vom 24.11.2016 - 17:37 Uhr
Aber gerade FR sind es doch, die aktuell in FRA für Unruhe sorgen bei LH. Wollen Sie das einfach ignorieren?

Gerade darum geht doch der langjährige Streit auch!
Wenn man bei EW als Kernpilotencorps des LH-Konzerns mit im Boot wäre, zu welchen Konditionen sei erst einmal dahin gestellt, gäbe es doch fast keine Diskussion seitens der Piloten, ob die EW nach FRA oder MUC kommen würde/dürfte/sollte.
Die "normalen" Bedenkenträger wären immer noch online, aber das Gros wäre eben dabei!
Man würde mit wehenden Fahnen der FR den Rang streitig machen und mit viel Motivation und Engagement der Konkurrenz das Fürchten lehren;-)
Aber es ist doch allen klar, dass man nicht die EW zum Kostenniveau einer LH betreiben kann, sondern dass es umgekehrt sein muss Dann sind wieder alle zusammen und gut iss. Es ist doch absolut irrelevant ob man in China oder sonstwo 300.000 Dollar zahlt (vereinzelt und keiner weiß für wie lange) wenn es darum geht den Markt vor der Haustür zu verteidigen. Da zählen nunmal die FR Kosten, da führt kein Weg dran vorbei.

Das sehe ich naturgemäß natürlich anders;-)

Ich denke, dass wir EW kostengünstig auch im KTV betreiben könnten (wie man es bei GWI ja schon einmal gleichwertig oder sogar günstiger als FR gemacht hat!), wenn es denn überhaupt gewollt ist. Denn die Zahlen, die als Angebote seitens de VC kursieren, haben jedem KTV-Piloten die Nackenhaare hochstehen lassen... Da ging es um deutliche Einbußen... Nur die hat man seitens LH nicht haben wollen, da man den "Machtfaktor" VC ausschalten will.

Und das hat nichts, aber auch rein gar nichts mit eventuellen zu kochen oder niedrigen Cockpitkosten zu tun!


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