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Dies teilte Alitalia am Mittwochabend nach einer mehrstündigen Sitzung des Verwaltungsrats mit. Dazu will sie ihre jährlichen Kosten um eine Milliarde Euro senken und ihren Umsatz um 30 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro steigern.
Sobald es Einvernehmen über die Finanzierung des Plans gebe, werde Ex-Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo seinen Posten als Verwaltungsratspräsident der Fluglinie verlassen, teilte Alitalia außerdem mit. Ihm folge der ehemalige Generaldirektor der italienischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Rai, Luigi Gubitosi.
Der Rettungsplan sieht vor, dass die Flotte der Kurz- und Mittelstreckenjets bis zum nächsten Jahr um 20 Flugzeuge schrumpft. Derzeit hat die Gesellschaft laut den Angaben auf ihrer Internetseite insgesamt 122 Maschinen im Einsatz. Alitalia will außerdem ihr Langstreckenangebot nach Amerika ausbauen und auf bereits bestehende Strecken mehr Flüge anbieten.
Das Kaufverhalten der Kunden sei sehr stark von den Angeboten der Billigfluggesellschaften geprägt, sagte Unternehmenschef Cramer Ball. Wenn Alitalia langfristig bestehen wolle, müsse die Gesellschaft die richtige Größe, die richtige Aufstellung und die notwendige Produktivität und Kosten haben.
Einige der geplanten Veränderungen sind ganz nach dem Vorbild der Billig-Airlines: So sollen Passagiere auf der Kurz- und Mittelstrecke etwa eine Sitzplatzreservierung oder aufgegebenes Gepäck gegen Aufpreis hinzubuchen. Dies ist inzwischen auch bei anderen klassischen Fluglinien üblich.
Bei Interkontinentalflügen setzt Alitalia weiterhin auf den vollen Service. Die Flugzeuge sollen außerdem mit einem neuen Bordunterhaltungs-System und Wlan-Internetzugang ausgestattet werden.
Wie viele Jobs im Zuge der Sanierung wegfallen sollen, wurde noch nicht bekannt. Italienische Medien spekulieren seit Wochen darüber, die Rede ist von 1600 bis 2000 Stellenstreichungen. Der Rettungsplan soll am Donnerstag der Regierung in Rom vorgestellt werden. Anschließend wollen die Führungskräfte des Unternehmens die Gewerkschaften treffen, um die Details zu erläutern.
Ob der Rettungsplan den entscheidenden Befreiungsschlag bringt, ist unklar. Die Fluggesellschaft schreibt seit Jahren Verluste. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile durch die arabische Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi sollte den Neustart bringen. Doch die Beteiligung erwies sich für die arabische Großaktionärin bislang als teures Zuschussgeschäft - ähnlich wie bei ihrer deutschen Beteiligung Air Berlin. Der zweitgrößten deutschen Fluglinie gewährte Etihad erst vor wenigen Tagen über eine Wandelanleihe einen weiteren Millionenkredit.
© dpa-AFX | 16.03.2017 06:14
Kommentare (2) Zur Startseite
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Stolz war schon immer etwas teurer, Logik würde vieles günstiger machen.
„Bella Italia“ eben!
Das die Alitalia überhaupt jemals wieder in die schwarzen Zahlen kommt und sich erholt halte ich persönlich für unwahrscheinlich auch im Hinblick auf evtl. Steigerungen im Kerosinpreis.
Der Satz, dass nun die Finanzierung des Plans geklärt werden muss klingt hingegen eher danach als das man unter dem Vorwand des (wiederholten) Versuchs einer Rettung und Sanierung Geld haben will um einfach noch ein paar Monate oder Jahre weiter über Wasser bleiben kann und nicht insolvent geht.