Terrorgefahr
Älter als 7 Tage

Flugverkehr am Airport Paris-Orly vorübergehend eingestellt

Flughafen Paris-Orly
Flughafen Paris-Orly, © PD
PARIS - Auf dem Pariser Flughafen Orly haben Soldaten möglicherweise eine Terrorattacke verhindert. Eine Militärpatrouille erschoss am Samstag einen Mann, der einer Soldatin ihre Waffe entreißen wollte. Die Ermittler gehen einem Terrorverdacht nach, noch sind die Hintergründe der Tat aber unklar.

Der Angreifer soll unter einem Radikalisierungsverdacht gestanden haben. Vor der Attacke im Terminal Süd hatte der Mann bereits bei einer Polizeikontrolle in einem Pariser Vorort das Feuer eröffnet und einen Polizisten verletzt. Der Angreifer sei der Polizei und den Nachrichtendiensten bekannt gewesen, sagte Innenminister Bruno Le Roux, ohne Details zu nennen.

Sprengstoff wurde bei ihm nicht gefunden. Der Flugbetrieb am Airport Orly wurde nach dem Vorfall vollständig eingestellt, ankommende Flüge teilweise umgeleitet. Das Gebäude wurde evakuiert. Zahlreiche Passagiere versuchten zu Fuß, mit ihrem Gepäck das Gelände zu verlassen. Rund um den Flughafen kam es zu Verkehrschaos. Am Nachmittag lief der Flugbetrieb schrittweise wieder an. Orly liegt südlich von Paris und ist der zweite internationale Airport der Hauptstadt nach dem Flughafen Charles de Gaulle.

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Vater und Bruder des Angreifers wurden in Polizeigewahrsam genommen: Dies sei in solchen Fällen ein übliches Vorgehen, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Nach Angaben von Innenminister Le Roux hatte der Mann um 6.50 Uhr bei einer Polizeikontrolle im nördlichen Pariser Vorort Garges-lès-Gonesse mit einer Schrotpistole geschossen. Der verletzte Beamte werde im Krankenhaus behandelt, sagte Le Roux. Die Verletzungen seien aber anscheinend nicht sehr schwer. Danach habe der Angreifer in Vitry-sur-Seine südlich der Hauptstadt ein Fahrzeug in seine Gewalt gebracht und in einer Bar die Anwesenden bedroht, bevor er sich zum nahegelegenen Flughafen begab.

Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian berichtete, der Mann habe die Soldatin gegen 8.30 Uhr zu Boden geworfen und versucht, ihr das Sturmgewehr wegzunehmen. Die Frau sei Reservistin und als Teil einer Patrouille von drei Soldaten am Flughafen gewesen. Sie habe ihre Waffe festgehalten. "Aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten - und sie hatten Recht - das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen, und vor allem, um alle Leute drumherum zu beschützen", sagte Le Drian. Er lobte "Professionalität" und "Selbstbeherrschung" der Militärs. Der Angreifer starb, sonst wurde niemand verletzt.

Das Motiv des Mannes war zunächst unklar. Französische Medien berichteten übereinstimmend, dass es sich um einen 39 Jahre alten Franzosen handeln soll, der wegen Kleinkriminalität bekannt war. Die Behörden sollen ihn im Verdacht gehabt haben, sich radikalisiert zu haben. Bei ihm habe es deshalb im November 2015 eine Hausdurchsuchung gegeben, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine Polizeiquelle. Die Durchsuchung habe aber nichts ergeben. Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt. Nach Informationen der Zeitung "Le Figaro" wurde er nicht in die Datenbank möglicher Gefährder aufgenommen.

In den Wochen nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015, bei denen Islamisten 130 Menschen getötet hatten, hatten die Behörden zahlreiche Wohnungen durchsucht, um mögliche gewaltbereite Extremisten aufzuspüren. Der damals verhängte Ausnahmezustand erlaubt den Sicherheitskräften Hausdurchsuchungen ohne Richterbeschluss. Innenminister Le Roux rechtfertigte den aktuell bis 15. Juli verlängerten Ausnahmezustand nach der Flughafen-Attacke, "weil die Bedrohung noch besonders groß ist".

Frankreich war in den vergangenen Jahren Schauplatz einer beispiellosen Terrorserie, die mehr als 230 Tote forderte. Erst vor einigen Wochen war nahe dem Pariser Louvre-Museum ein Mann niedergeschossen worden, der sich mit zwei Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte. Wegen der Terrorgefahr patrouillieren Soldaten an Flughäfen, Bahnhöfen und anderen gefährdeten Orten. Ein Terrorattentat auf dem Flughafen und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt Brüssel hatte vor knapp einem Jahr 32 Menschen das Leben gekostet.
© dpa | 18.03.2017 09:22

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Beitrag vom 20.03.2017 - 09:05 Uhr
"Laut dem französischen Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins soll der mehrfach vorbestrafte Franzose der Soldatin den Schrotrevolver an die Schläfe gehalten haben und auch die beiden anderen Soldaten bedroht haben. Der Angreifer benutzte die Soldatin als menschlichen Schutzschild und riss ihr Sturmgewehr an sich. Die anderen Soldaten feuerten mehrfach auf ihn, als sie freie Schussbahn hatten. Der Angriff dauerte nach Molins' Angaben rund zwei Minuten. Ben Belgacem hatte laut Molins einen Treibstoffkanister bei sich."

Das als Rangelei zu bezeichnen finde ich schon sehr ignorant und sie wussten auch sofort das der Mann alleine war?
Beitrag vom 18.03.2017 - 13:28 Uhr
Wegen der Rangelei einer Person mit einer anderen wird der komplette Flughafen geschlossen?!

Das nenne ich mal Hysterie


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