"Süddeutsche Zeitung"
Älter als 7 Tage

Air Berlin drohen trotz Brückenkredit erste Flugausfälle

Air Berlin
Air Berlin Flugzeuge, © Air Berlin

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MÜNCHEN - Bei Air Berlin könnten einem Bericht zufolge trotz des Brückenkredits der Bundesregierung bald die ersten Flüge ausfallen. Es gebe die Gefahr, dass die insolvente Fluglinie Teile ihres Flugbetriebs schon bald nicht mehr aufrechthalten könne, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwochausgabe).

Die Zeitung beruft sich dabei auf einen mit der Situation vertrauten Insider. Der umstrittene Brückenkredit des Staates über 150 Millionen Euro soll eigentlich den Flugbetrieb für drei Monate sichern.

Auf dieses Geld habe Air Berlin zwar Zugriff, habe aber keinen Zugang auf Umsätze aus Vorausbuchungen für künftige Flüge. "Diese landen auf einem neutralen Konto, um sicherzustellen, dass Kunden ihr Geld zurückbekommen, falls Flüge gestrichen werden", hieß es in dem Bericht.

Diese Regelung verschärfe offenbar die Geldknappheit des Unternehmens, das zwar im Augenblick einen Großteil der Löhne nicht mehr bezahlen und auch die Schulden nicht mehr bedienen muss.

Doch der Flugbetrieb kostet trotzdem viel Geld - zumal viele Lieferanten und Flughäfen inzwischen Vorkasse verlangen. Die drohenden Flugausfälle verschärfen dem SZ-Bericht zufolge das Tempo bei den Verhandlungen über die Aufteilung der Fluglinie - dieses ist ohnehin sehr hoch. Am heutigen Mittwoch also eine Woche nach dem Insolvenzantrag beraten erstmals die Gläubiger über den Verkauf der Fluggesellschaft.

Nach SZ-Informationen soll dabei bereits die Aufspaltung beschlossen werden. Es liefen Verhandlungen über eine Absichtserklärung zum Verkauf der österreichischen Tochtergesellschaft Niki an Lufthansa. Eine Zustimmung des Ausschusses gelte als wahrscheinlich. Air Berlin hatte am Freitag mit der Lufthansa konkrete Gespräche über die Übernahme von Teilen des Fluggesellschaft aufgenommen.

Als weitere Interessenten gelten Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Die deutsche Fluglinie Tuifly des weltgrößten Reisekonzerns Tui ist zudem an einer Lösung für die Flugzeuge und Besatzungen interessiert, die sie seit Jahren an Air Berlin und inzwischen an deren Tochter Niki verleast hat.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Air Berlin | 23.08.2017 06:43

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Beitrag vom 23.08.2017 - 12:50 Uhr
@RATM Es gibt ja Geld -- nur nicht von Air Berlin. Die Mitarbeiter bekommen drei Monate lang Insolvenzausfallgeld.

Ja aber erst im nachhinein. Zumindest war es vor sehr vielen Jahren so. Es stand bei meiner damaligen Firma die 3. offene Gehaltszahlung an und keiner wußte kurz vorher ob die dann wieder gezahlt wird. Wurde sie dann weil Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das wird bei Air Berlin kaum der Fall sein. Für viele ist der faktische Ausfall von 3 Monatsgehältern ein Riesenproblem denn der Vermieter, die Hypothekenbank und andere laufende Kosten wollen trotzdem bezahlt werden.


Das Insolvenzausfallgeld wird bei AB vorfinanziert, d.h. die Arbeitnehmer "verkaufen" ihre Insolvenzgeldansprüche (die erst mit Insolvenzeröffnung fällig werden) mit Zustimmung der BA (hier: Arbeitsagentur) an eine Bank. Diese zahlt die Löhne/Gehälter pünktlich aus, aber nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Vlt. bekommen die Piloten daher eine weitere Zahlung von AB.
So werden 3 Monate auf Kosten der Allgemeinheit (zzgl. zu den 150 Mio der KfB) die Gehälter gespart und das Insolvenzverfahren dürfte am 01.11.2017 eröffnet werden.

Soweit AB aber tatsächlich nicht über die jetzt erfolgten Zahlungen für spätere Flüge verfügen darf, fehlt diese Liquidität - und die Zahlungen der Paxe für die jetzt stattfindenden Flüge dürften schon längst im großen schwarzen Loch verschwunden sein.

Beitrag vom 23.08.2017 - 11:04 Uhr
> Übrigens kann man davon ausgehen das die 14 B737 der Tui ein Problem haben - sie passen nicht zur EW Flotte und waren einer der Gründe warum die AB jetzt am Ende ist.

Das kann man so nicht sagen, Jason. Die 14 Flieger waren teurer als die restliche Operation, das ist richtig. Aber es betraf nur ein Zehntel der Flotte; insgesamt hätte es die Insolvenz auch nicht verhindert, wenn man diese 14 Flieger selber operiert hätte.

Außerdem ist es nicht auszuschließen, daß AB nur durch die Wetleasevereinbarung mit TUI bis jetzt existiert hat - in 2009 stand denen nämlich schonmal das Wasser bis zum Hals. Der Vertrag ist nicht umsonst so teuer; AB hat damals einen zweistelligen Millionenbetrag von TUI bekommen (Geld, das sie dringend brauchten), dazu Zugang zu Stuttgart und Italien (fehlte ihnen damals im Portfolio) - und vor allem: Die TUI hat eine ganze Airline aus dem Markt genommen, die der AB damals ziemlich zusetzte, nämlich die HLX.

Deswegen ist der Vertrag so teuer - AB hatte damals keine andere Wahl, als die finanziellen Probleme in die Zukunft zu verschieben, in Form hoher Leasingraten für genau diese 14 Flugzeuge. Immer wenn AB in den letzten Jahren gejammert hat, der Vertrag sei so teuer, wollten sie ihn zwar billiger haben, aber weder das Geld von damals wieder zurückzahlen, noch STR und Italien wieder hergeben noch die HLX wieder an der Backe haben. Man muß das als Gesamtpaket sehen.
Beitrag vom 23.08.2017 - 09:38 Uhr
@RATM Es gibt ja Geld -- nur nicht von Air Berlin. Die Mitarbeiter bekommen drei Monate lang Insolvenzausfallgeld.

Ja aber erst im nachhinein. Zumindest war es vor sehr vielen Jahren so. Es stand bei meiner damaligen Firma die 3. offene Gehaltszahlung an und keiner wußte kurz vorher ob die dann wieder gezahlt wird. Wurde sie dann weil Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das wird bei Air Berlin kaum der Fall sein. Für viele ist der faktische Ausfall von 3 Monatsgehältern ein Riesenproblem denn der Vermieter, die Hypothekenbank und andere laufende Kosten wollen trotzdem bezahlt werden.

@RATM Habe da andere Erfahrung gemacht. Zumindest die Leistungsträger blieben vollzählig bei der Arbeit. Nichterscheinen hätte die Situation auch nicht verbessert denn damit hätte man wohl sein Konkursausfallgeld gefährdet. Zudem kam das alles völlig überraschend 2 Tage vor einer Gehaltszahlung (nette Hausbank)und Knall auf Fall findet man normalerweise (außer Piloten?) keine gleichwertige Arbeitsstelle. Alles nicht so einfach.


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