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Schweizerische Behörden nehmen HNA ins Visier

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BERN / ZÜRICH - Die Schweizer Übernahmekommission hat im Fall undurchsichtiger Eigentumsverhältnisse des chinesischen Mischkonzerns HNA die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzmarktaufsicht alarmiert: HNA hatte bei der Übernahme des Flugzeugcaterers Gategroup unwahre Angaben zu seinen Besitzern gemacht.

Anders als angegeben ist HNA bereits zu diesem Zeitpunkt von seinen Co-Gründern kontrolliert worden. Das geht aus der am Wochenende veröffentlichten Verfügung der Übernahmekommission (UEK) hervor. HNA muss nun 50 000 Franken an Gebühren bezahlen.

Zudem hat die UEK die Strafverfolgungsbehörden und die Finanzmarktaufsicht (Finma) benachrichtigt, dass möglicherweise ein oder mehrere Straftatbestände im Anwendungsbereich des Finanzmarktinfrastrukturgesetzes (FinfraG) erfüllt worden sind.

Weiter wurde das Beratungsunternehmen EY beauftragt zu prüfen, ob die "Best Price Rule" verletzt wurde. Dieser Grundsatz im schweizerischen Übernahmerecht soll gewährleisten, dass bei einem öffentlichen Kaufangebot alle Aktionäre gleich behandelt werden.

Nun müssen deshalb Käufe der Co-Gründer sowie der zwischenzeitlichen HNA-Aktionäre Bharat Bhisé und Jun Guan von Gategroup-Aktien in den letzten zwölf Monaten vor der Voranmeldung des öffentlichen Angebots unter die Lupe genommen werden. Sie sind relevant für die Frage, ob der offerierte Angebotspreis die Mindestpreisvorschriften einhielt.

Den Fall ins Rollen gebracht hatte die Wirtschaftszeitung "Financial Times" im Juni. Sie warf die Frage auf, wer tatsächlich hinter dem chinesischen Giganten steckt, der in rasantem Tempo Firmen weltweit und auch in der Schweiz zukauft.

50 Milliarden Dollar hat der nun hochverschuldete Konzern in den letzten beiden Jahren für Übernahmen ausgegeben und dabei Anteile von Logistikunternehmen, Hotels oder Banken gekauft.

In der Schweiz kaufte HNA den Airline-Caterer Gategroup, die Flugzeugwartungsfirma SR Technics sowie den Flugzeug- und Flughafendienstleister Swissport. Zudem hält das Unternehmen einen Anteil am Reisedetailhändler Dufry.

Bald rätselten nicht nur die Medien, wer HNA tatsächlich kontrolliert. Einige Banken zogen sich aus Risikogründen aus Geschäften mit HNA zurück. Die Europäische Zentralbank soll Berichten zufolge HNA wegen der Beteiligung an der Deutschen Bank unter die Lupe nehmen.

Aufgeschreckt durch die Medienberichte ging auch die Schweizer Übernahmekommission den undurchsichtigen Eigentumsverhältnissen von HNA nach. Sie wollte wissen, ob der chinesische Konzern beim Angebotsprospekt für Gategroup falsche Angaben gemacht hatte.

Als HNA im Mai 2016 ein öffentliches Kaufangebot für den Flugzeugcaterer abgab, gab der Konzern an, er werde direkt und indirekt beherrscht von der HNA Gewerkschaft (Hainan Airlines Company Limited Employees Union Committee) und der Cihang Stiftung (Hainan Province Cihang Foundation).

Gemeinsam hielten diese 70,25 Prozent der Geschäftsanteile. Die restlichen ungefähren 29,75 Prozent würden vom US-Amerikaner Bharat Bhisé und dem Chinesen Jun Guan gehalten. Zunächst versicherte HNA der Übernahmekommission, korrekte Angaben gemacht zu haben.

Im Juli 2017 allerdings gab HNA in einer Medienmitteilung eine komplett veränderte Eigentumsstruktur an. Zudem sagte HNA-Chef Tan Xiangdong gegenüber der "Financial Times", die Aktionäre Bhisé und Guan hätten die Anteile treuhänderisch gehalten. Die Übernahmekommission verlangte daraufhin erneut mittels einer verfahrensleitenden Verfügung eine Erklärung.

Nach zweimaliger Fristverlängerung gab HNA in einer Stellungnahme schließlich zu, dass Bhisé und Guan ihre Anteile treuhänderisch für die Co-Gründer gehalten hatten.

Vor allem aber: Bereits 2008 wurde eine sogenannte "Share Option Scheme" verabschiedet, die es den Co-Gründern Chen Feng, Wang Jian, Tan Xiangdong, Li Xianhua, Li Qing sowie Chen Wenli ermöglichte, die Anteile der HNA Gewerkschaft von 47,50 Prozent zu übernehmen. Diese Optionen wurden bereits im Dezember 2015 ausgeübt, wenn auch erst später abgeschlossen.

Gemeinsam kamen die Co-Gründer damit auf einen Anteil von 71,92 Prozent - was sie zur beherrschenden Gruppe der HNA macht.
© dpa-AFX | Abb.: Gategroup | 26.11.2017 19:21


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