Endstation Nürnberg
Älter als 7 Tage

FAI kauft Challenger mit Wirbelschleppen-Trauma

NÜRNBERG - Eine Antonow 124 ist eher selten Gast am Nürnberger Flughafen. Der Spezialfrachter lieferte diese Woche ein besonderes Unfall-Flugzeug nach Franken. Nach einer folgenschweren Begegnung mit einem Airbus A380 von Emirates dient der Challenger 604 Artgenossen als Ersatzteilspender.

Die spätere Aussage des Flugkapitäns lässt erahnen, wie ernst die Lage an Bord der D-AMSC am 07. Januar 2017 über der Arabischen See war: Erst habe sich das Flugzeug geschüttelt und "sei dann stark nach links gerollt".

(© Flughafen Nürnberg)
(© Flughafen Nürnberg)
(© Flughafen Nürnberg)
(© BFU)
Fotoserie: Letzte Reise der D-AMSC

"Mehrere Umdrehungen später" quittieren beide Intertial Reference Systeme (IRS), das Flight Management System und die Lagewinkel-Anzeigen den Dienst. Headsets und Bordhanduch fliegen durchs Cockpit, der Challenger rollt unkontrolliert und verliert binnen 30 Sekunden 2.650 Meter Höhe.

Vertikalbeschleuningen von bis zu 3,5 g sprengen die konstruktiven Limits, das linke Triebwerk überhitzt.

Nachzulesen ist der schaurige Flugverlauf in einem Zwischenbericht, den die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) im Mai vorlegte. Der Privatflug von den Malediven nach Abu Dhabi wurde demnach hart von Wirbelschleppen einer entgegenkommenden A380 von Emirates getroffen, die den Challenger mit 300 Metern Abstand überflog.

Insassen in Todesangst

In der Kabine werden Passagiere von den Sitzen gerissen und prallen wie in einer rotierenden Waschtrommel gegen Wände und Decke. Doch die Piloten erkämpfen sich die Kontrolle über das Flugzeug zurück: Notlandung auf dem Flughafen Muscat.

Zwei Passagiere wurden bei dem Zwischenfall mit Knochen- und Wirbelbrüchen schwer, zwei weitere und eine Flugbegleiterin leicht verletzt. Der Challenger aus dem Baujahr 2000 ist ein Totalschaden.

Bei der späteren Untersuchung des Flugzeugs durch die BFU wurden zwar keine sichtbaren äußeren Beschädigungen an Rumpf, Trag- und Leitwerk einschließlich der Steuerflächen festgestellt. Die Flugzeugstruktur erlitt allerdings ein "Schleudertrauma" und konnte nicht mehr in einen lufttüchtigen Zustand gebracht werden.

Seither parkte das Flugzeug im Oman bis FAI rent-a-Jet danach griff. "Nach Freigabe des Flugzeugs durch die Ermittlungsbehörden" habe FAI den zuvor von MHS betriebenen Challenger "zur Zerlegung in Ersatzteile" gekauft, teilte der Nürnberger Flugdienstleister mit. Die Tragflächen nahmen Techniker für den Transport nach Franken schon im Oman ab.
© aero.de | Abb.: Flughafen Nürnberg | 21.12.2017 11:49

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Beitrag vom 21.12.2017 - 18:08 Uhr
Wie kann es bitte sein das die heutige Avionik eine geringere G-Belastung als der Mensch aushällt (wobei der Mensch 4G unbeschadet übersteht - die totale, kurzfristige Belastunsgrenze dürfte Körper- und Richtungsabhängig jenseits der 10G liegen)?

Also sowas ist schon Naiv - klar werden Businessjets nicht für den Kunstflug verwendet aber das was kleinere Businessjets können grenzt schon an Kunstflug und die Callenger ist so groß auch nicht das man nicht mit solchen Beschleunigungen rechnen müsste.

Vorallem macht es natürlich kaum Sinn die Sruktur stärker zu konstruieren als die Avionik auch wenn dieser eine Vorfall das Gegenteil zeigt.


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