Tom Enders
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"Boeing surft skrupellos auf der America-first-Welle"

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Tom Enders, © Airbus

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LONDON - Tom Enders leitet donnernd seinen Abschied ein: vor Vertretern der Luftfahrtindustrie rechnete der Airbus-Chef mit Donald Trumps protektionistischer Handelspolitik und dem Brexit ab. Letzteren macht er dabei als größeres Übel für die Geschäfte des Airbus-Konzerns aus.

Beide Entwicklungen bringen laut Enders die Risiken zunehmenden Protektionismus mit sich. Das sagte er auf der Jahresversammlung der ADS Handelsorganisation, die mehr als eintausend Unternehmen aus Luft- und Raumfahrt und Verteidigung vertritt.

Der Brexit werde die britische Wirtschaft allgemein und den Flugzeugbau im Besonderen schwächen, weil die Kosten steigen und die Wettbewerbsfähigkeit darunter leiden werde. Zwar werde Airbus versuchen, den Schaden einzudämmen, doch, so Enders: "was auch immer wir tun können, ich fürchte, dass das Endergebnis trotzdem negativ ausfallen wird."

Airbus unterhält 25 Standorte in Großbritannien - das Flügeldesign und weitere wichtige Produktionsstätten sind dort beheimatet. Dazu kommen laut Enders bis zu 672 Zulieferer und über 5.000 "Verbindungen oder Beziehungen" allein für die zivile Luftfahrt.

Auch wenn Airbus wegen Ausnahmen für Luftfahrtunternehmen, die im Rahmen der Welthandelsorganisation ausgehandelt wurden, vor Gebühren geschützt sein dürfte, fordert der Konzern dringend Klarheit in Fragen der Zollformalitäten und der Freizügigkeit von Mitarbeitern.

Deren Geschäftsreisen zwischen Großbritannien und anderen europäischen Ländern summieren sich nach Unternehmensangaben auf 80.000 pro Jahr.

Boeing zeigt sich "skrupellos"

Darüber hinaus holte Enders zum Rundumschlag gegen die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump und den Erzrivalen Boeing aus. Unter dem aktuellen US-Präsidenten "kämpfen die USA nicht für die Öffnung der Märkte sondern dafür, den US-amerikanischen Markt für ausländische Unternehmen und Wettbewerber zu verschließen", so Enders, und das zum direkten Nutzen Boeings.

Boeing "surft skrupellos auf dieser America-first-Welle", sagte er und bezog sich auf die Importzölle, mit denen das US-Handelsministerium die Bombardier CSeries belegt hat, nachdem Boeing sich über die staatliche Unterstützung für das kanadische Flugzeugprogramm beschwert hatte.

"Räuberisch" und "schikanierend" sind die Abgaben laut Enders, die US-Airlines zahlen müssten, wenn sie die CSeries in ihre Flotte aufnehmen wollen. Vorübergehend könnte diese Maßnahme Enders zufolge einen Vorteil für Boeing bedeuten, am Ende werde der Schuss jedoch nach Hinten losgehen: "Man greift keine Kunden an."

Dennoch werden "die Trümmer, die Präsident Trump nach vier oder acht Jahren im Weißen Haus hinterlassen wird, wahrscheinlich leichter zu beseitigen sein als die des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union", sagte Enders.
© Bloomberg, aero.de | Abb.: Airbus | 16.01.2018 11:07

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Beitrag vom 18.01.2018 - 22:15 Uhr
In der Entwicklungsphase wird das vielleicht unpraktisch weil da ja viel hin und her geschickt wird und die Beteiligten viel hin umher reisen müssen

Genau das hatte ich geschrieben...
"Unpraktisch" -> kostet mehr -> Weniger Effizienz -> Teurere Produkte/Weniger Gewinn

Gut bei den Internetgeschichten ist ja bekannt das bisher alle Versuche der Regulierung außer vielleicht in Nordkorea gescheitert sind.

Wenn Ihnen jemand ungestraft die Daten oder die Identität von heimischen PC klauen *kann*, heißt das noch lange nicht, dass eine Firma das bei den eignenen Angestellten auch tun *darf*.
Und meist bewegen sich Airbus oder andere vom Brexit betroffene Firman ja schon in legal korrektem Fahrwasser, müssen die entprechenden Mehraufwände also treiben.

Ja gut ich mein ja auch gescheitert im Sinne von total gescheitert.

Wie will man bitte regulieren das die Teams in GB auf einen AB Server in F zugreifen?
Also dafür das es da heute schon EU-Regularien gibt merke ich ziemlich wenig (exakt: garnichts außer der Geschwindigkeitseinbußen) wenn ich auf einen Ami/ Rus-Server zugreife - ganz legal natürlich.
Also im Digitalen wird es da kaum Probleme geben und der Großteil der Kommunikation/ Wissensaustausch läuft ja über das Internet.

Und selbst wenn da ein ABler länger an der Kontrolle steht - das hat doch keine Auswirkungen, weder vergisst er seine gute Idee welche ihm im Flugzeug kam - eher im Gegenteil - noch kommt es bei 8-10 Jahren Entwicklung auf die paar Stunden an.

Also die neue Routine ist vielleicht unpraktischer als die alte aber nur mit marginalen Auswirkungen.

Meiner Vermutung nach bestünde das mit Abstand größte Problem in anderen technischen/ rechtlichen Standarts, die sind wirklich zäh und nervig aber GB könnte die Verordnungen ja einfach so lassen wie sie sind.
Ist halt die Frage ob sie das tun werden, ich würde es ihnen dringend raten.
(stellt sich dann natürlich die Frage was der Austritt gebracht haben soll)
Beitrag vom 18.01.2018 - 19:23 Uhr
In der Entwicklungsphase wird das vielleicht unpraktisch weil da ja viel hin und her geschickt wird und die Beteiligten viel hin umher reisen müssen

Genau das hatte ich geschrieben...
"Unpraktisch" -> kostet mehr -> Weniger Effizienz -> Teurere Produkte/Weniger Gewinn

Gut bei den Internetgeschichten ist ja bekannt das bisher alle Versuche der Regulierung außer vielleicht in Nordkorea gescheitert sind.

Wenn Ihnen jemand ungestraft die Daten oder die Identität von heimischen PC klauen *kann*, heißt das noch lange nicht, dass eine Firma das bei den eignenen Angestellten auch tun *darf*.
Und meist bewegen sich Airbus oder andere vom Brexit betroffene Firman ja schon in legal korrektem Fahrwasser, müssen die entprechenden Mehraufwände also treiben.

Dieser Beitrag wurde am 18.01.2018 19:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 18.01.2018 - 18:56 Uhr
Datenverkehr, Zoll - das sind alles Kleinigkeiten die sich vermutlich nicht so aufsummieren werden wie befürchtet/ gehofft. Gerade der grenzüberschreitende Datenverkehr wird wohl kaum beeinträchtigt werden - man sieht ja wie gut Regularien in diesem Bereich greifen.

Welche Argumente stützen diese Meinung?

Der Zoll wird ja erst dann zum Problem wenn er des öfteren erhoben wird und die Flügel werden nunmal nicht so oft wie Autos gebaut bzw. ja auch nicht wirklich verkauft.
In der Entwicklungsphase wird das vielleicht unpraktisch weil da ja viel hin und her geschickt wird und die Beteiligten viel hin umher reißen müssen aber irgendwelche Prototypen/ Proben sind ja keine "Ware" also fraglich ob die verzollt werden.

Gut bei den Internetgeschichten ist ja bekannt das bisher alle Versuche der Regulierung außer vielleicht in Nordkorea gescheitert sind.


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