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A350 und 787 - Ethiopians neueste Jets im Vergleich


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ADDIS ABEBA - Ethiopian Airlines ist seit kurzem Afrikas größte Fluggesellschaft und liegt jetzt vor den früheren Marktführern des Kontinents, SAA, Kenya Airways und Egypt Air. Als Afrikas beste Airline gilt Ethiopian schon lange. Andreas Spaeth hat die neuesten Jets der Flotte getestet: A350 und Boeing 787.

Ihre anhaltende Profitabilität, ihr modernes Fluggerät und das eindrucksvolle Streckennetz sprechen für die Qualität von Ethiopian Airlines. Mit derzeit 54 Zielorten allein in Afrika fliegt Ethiopian so viele Ziele in der Region an wie keine andere Gesellschaft.

Ethiopian Airlines Airbus A350-900
Ethiopian Airlines Airbus A350-900, © Andreas Spaeth

Ethiopian erhebt den Anspruch auf Weltgeltung, nicht nur bei Diensten von und nach Afrika. Ab März 2018 fliegt sie zum Beispiel neben São Paulo auch Buenos Aires in Südamerika an. Und zwar vor allem, um den asiatischen Markt via Addis Abeba mit Lateinamerika zu verbinden.

Europäer können günstig von Dublin nach Los Angeles reisen – mit Ethiopian. "Wir wollen Addis Abeba zum Dubai Afrikas ausbauen", sagt der charismatische CEO Tewolde Gebremariam gegenüber PaxEx.de. Ethiopian ist dabei stets die erste Airline Afrikas, die auf Jets der neuesten Generation setzt.

So war es mit der Boeing 777-200LR (November 2010), 787-8 (August 2012), 777-300ER (November 2013) und zuletzt der A350 (September 2016). Mit einem durchschnittlichen Flottenalter von unter sechs Jahren liegt die Gesellschaft auch im weltweiten Vergleich weit vorn.

Airline
Ethiopian Airline
Flugzeugtyp
Airbus A350-900/Boeing 787-8
Kabine
Cloud Nine Business Class
Datum
30. Januar 2018/01. Februar 2018
Route
Frankfurt - Addis Abeba - Kapstadt
Flug
ET 707/ET 847
Meine Reise führt mich von Frankfurt mit einem Stopover in Addis Abeba nach Kapstadt, eine bei Europäern beliebte, tägliche Verbindung. Zumal Ethiopian zu den günstigeren, aber keineswegs billigen Anbietern zählt, zumindest in Business Class.

In Frankfurt steht zum kurzen Nachtflug nach Addis Abeba eines der jüngsten Flugzeuge der Ethiopian-Flotte bereit, die A350-900 mit dem Kennzeichen ET-AUC. Zum Zeitpunkt meines Fluges war dies sogar der allerneueste Jet, die sechste A350 von 24 bestellten Exemplaren. Allerdings wurde Anfang Februar 2018 bereits die siebte ausgeliefert.

Business-Passagiere können die Business Lounge von Star Alliance-Partner Lufthansa nutzen, nicht weit weg vom Gate und angenehm leer zu dieser Zeit. Das Boarding beginnt pünktlich und verläuft reibungslos.

Kein bisheriger A350-Betreiber hat an Bord derart viele Sitze installiert wie Ethiopian, insgesamt 348, davon 30 in "Cloud Nine", wie die Business Class heißt.

Ethiopian Airlines Airbus A350-900 Business Class
Ethiopian Airlines Airbus A350-900 Business Class, © Andreas Spaeth

Das schlägt sich natürlich auch in der Aufteilung der vorderen Kabine nieder. Während die meisten Anbieter wie etwa Finnair oder Cathay Pacific ihren Premium-Kunden 1-2-1-Bestuhlung anbieten bleibt Ethiopian ähnlich konservativ wie Lufthansa und belässt es bei der weniger komfortabler 2-2-2-Konfiguration.

Ähnlich wie beim Kranich richtet auch Ethiopian in der A350 die Sitze außen jeweils leicht seitlich zum Fenster hin aus, die Mittelsitze zueinander. So lassen sich trotz relativ geringen Sitzabstands (65 Zoll = 165cm, ein Zoll mehr als bei Lufthansa) absolut ebene Fullflat-Sitze unterbringen.

Interessanterweise ist die A350 das derzeit einzige Flugzeug bei Ethiopian, dass eine 180°-Neigung der Rückenlehne erlaubt, dazu später mehr. Die Ethiopian-Kabine fällt durch ihre knallroten Sitzpolster auf, wo andere Airlines auf Understatement und gedeckte Farbtöne setzen, noch akzentuiert durch knallgrüne Wolldecken, die auf jedem Sitz liegen.

Und heute Abend ist es gähnend leer hier vorne, höchstens ein Drittel der Premium-Sitze sind belegt, vor allem die hinteren Reihen.

Mein Sitz ist 2A, doch gleich fällt mir auf wie unfassbar klein hier der Platz zur Fußablage in Bettposition ist, ein kleines, rotes Dreieck, vielleicht 20cm breit. Ich wechsle auf 1A, alle vorderen Reihen sind ja leer.

Ethiopian Airlines Airbus A350-900 Business Class
Ethiopian Airlines Airbus A350-900 Business Class, © Andreas Spaeth

Vollkommen anders hier – geschätzt dreimal so breite, geräumige Fußkästen an jedem Sitz, die keinerlei Einschränkung der Fußfreiheit bringen. Das ist eine Lehre für fast alle modernen Lieflat-Business Class-Sitze, zuletzt habe ich sie in der neuen A380-Kabine von Singapore Airlines erteilt bekommen – nur die Reihen hinter den Trennwänden bieten wirklich genügend Fußraum, gerade für Menschen mit Schuhgröße 46 wie mich.

Interessant bei den Business Class-Sitzen hier sind die breiten Konsolen oberhalb der Armlehnen auf einer Seite, die etwa das Bedienelement für die Bordunterhaltung enthalten. Dass die Sitztaschen an einer eher symbolischen Mini-Trennwand in Schulterhöhe versteckt sind merkt man spätestens, wenn man seinen Kopfhörer sucht.

Ethiopian Airlines versteht es meisterhaft, äthiopische Gastfreundschaft an Bord zu inszenieren, etwa indem die durchweg sehr charmanten Flugbegleiterinnen (ich habe an Bord nie männliche Mitarbeiter in der Kabine gesehen) eine weiße äthiopische Tracht mit buntem, gesticktem Schal tragen.

Vor dem Start wird bereits kalter Champagner serviert (Lallier Brut), sogar unaufgefordert nachgeschenkt. Wir starten pünktlich gegen 22 Uhr Ortszeit, die Flugzeit nach Addis beträgt nicht einmal sechs Stunden, und dort ist es zwei Stunden später als in Frankfurt.

Da ich bereits vormittags Termine vor Ort habe muss ich jede Chance zum Schlafen nutzen. Also esse ich vorher in der Lounge und werfe nur einen kurzen Blick ins üppige Bordmenü: Vorspeise Flusskrebse/Räucherforelle oder eine Suppe, vier Hauptgerichte zur Wahl (Gulasch mit Spätzle, zwei Arten von Panzerotti-Pasta oder Barramundi-Fisch) plus Gugelhupf, Früchte und Käse.

Außerdem gibt es noch ein volles Frühstück (Käseomelette mit Putenbrust oder süßer Crèpe), für beides jeweils auch eine Express-Option. Sicherlich zwei Drittel dieser kurzen Nacht könnte man so mit Essen verbringen.

Ich hingegen öffne die knallgelbe Bord-Waschtasche (auf anderen Flügen ist sie knallgrün, auch jeweils mit Inhalt in gleicher Leuchtfarbe) und mache mich gleich nach dem Start bereit zum Schlafen.

Ethiopian Airlines Airbus A350-900 Business Class
Ethiopian Airlines Boeing 787 Business Class, © Andreas Spaeth

Das auf 198cm ausfahrbare Bett ist zumindest in der ersten Reihe dank des breiten Fußkastens sehr kommod, und da niemand in der Nähe sitzt, spielt auch die bei dieser Sitzanordnung begrenzte Privatsphäre heute keine Rolle.

Allerdings ist mein Schlaf trotzdem nicht ungestört, denn es ist in der Kabine bald viel zu warm. Als ich das moniere sagt die Flugbegleiterin allen Ernstes: "24°C ist die ideale Kabinentemperatur". Nein, ist sie nicht, niemand schläft gut bei 24°C.

Überhitzte Kabinen sind eine der häufigsten Beschwerdegründe auf Nachtflügen, da müssen die Airlines dringend sensibler reagieren. Immerhin wird es nach meiner Intervention ein wenig kühler. Trotzdem bin ich alles andere als ausgeschlafen, als wir noch vor der planmäßigen Zeit nach nur 5:47 Stunden in Addis noch bei Vollmond landen.

Unter anderen Umständen hätte man hier aber gut schlafen können, die A350 von Ethiopian bietet ein respektables Produkt. Und trotz Visapflicht in Äthiopien verläuft die Einreise zügig, auch dank des neuen E-Visums.

Gut 24 Stunden später bin ich wieder am Bole Airport zum Weiterflug nach Kapstadt. Die Chinesen bauen derzeit ein neues Terminal, dessen erste Phase noch dieses Jahr in Betrieb gehen soll.

Bis dahin ist es morgens zur Hauptverkehrszeit rappelvoll im bestehenden Gebäude. Selbst bei der Passkontrolle gibt es aber eine Fast Lane für Business-Passagiere und ich gelange ohne große Verzögerung in die Lounge von Ethiopian Airlines.

Die ist inzwischen riesig und bietet einige Besonderheiten. So reicht eine lächelnde Dame etwa gleich am Eingang vor den Augen der Besucher nach allen Regeln der äthiopischen Kaffeezeremonie zubereiteten frisch gebrühten Kaffee.

Sieht zumindest auch für Nicht-Kaffeetrinker wie mich sehr anmutig und authentisch aus. Nebenan lockt ein üppiges Frühstücksbüffet, sehr willkommen. Wie in guten Hotels gibt es hier sogar eine Station an der ein Koch frische Eier und Omelettes nach Wunsch bereitet.

Das habe ich noch nie in einer Lounge gesehen, warum eigentlich nicht? So simpel, aber macht einen riesigen Unterschied zum aufgewärmtem Instant-Rührei anderswo.

Ethiopian Airlines Boeing 787
Ethiopian Airlines Boeing 787, © Andreas Spaeth

Heute steht mit der Boeing 787-8 Kennzeichen ET-AOO eine von Ethiopians älteren Dreamlinern bereit für den Flug nach Kapstadt, sie wurde im Juli 2013 ausgeliefert. Auch hier sind alle Abläufe überpünktlich, die Maschine weitgehend voll, ich sitze in der letzten Business-Reihe auf 4A, theoretisch am Fenster.

Nur leider gibt es direkt am Sitz hier kein Fenster, nur wenn man sich weit nach vorn beugt kann man aus dem nächsten Fenster schauen. Auch in der 787 sind die 24 Business-Sitze in 2-2-2-Konfiguration angeordnet, allerdings bieten sie keine Fullflat-Betten, sondern lassen sich nur um 170° neigen, wie übrigens in allen derzeitigen Ethiopian-Großraumflugzeugen mit Ausnahme der A350.

Wichtig zu wissen, denn je nach Buchungslage mischt Ethiopian auf fast allen Strecken oft auch kurzfristig 777, 787 und A350. Und ein wenig unverständlich, denn der Sitzabstand ist in der 787 mit 68 Zoll (172cm) größer als in der A350.

Anders als dort gibt es im Dreamliner keine Fußkästen, sondern das Fußende des Sitzes lässt sich bis in die Waagerechte ausfahren, während das Kopfteil leicht angewinkelt bleibt.

Ethiopian Airlines Boeing 787-8
Liegesitze in der "Nine Cloud"-Business-Class, © Lars Kitschke

Problem: Sehr wenig Fußraum im ausgefahrenen Zustand, ich kriege meine Füße nur unter wenn ich mich seitlich hinlege. Und die Sitze haben deutliche Gebrauchsspuren, der Bezug meiner Fußstütze ist halb abgerissen, einiges an Schmutz hat sich in Ritzen und Sitzschienen angesammelt. Hier muss Ethiopian proaktiver handeln.

Obwohl wir bereits vor der Abflugzeit das Gate verlassen sorgt eine lange und vom Kapitän nicht erklärte Wartezeit an der Startbahn für einen leicht verzögerten Abflug. Die geplante Flugzeit beträgt etwa sechs Stunden. Zu meiner Freude gehört Ethiopian nicht zu den Airlines, die - egal welche Tageszeit herrscht - stur nach dem Start das Essen servieren.

Wie etwa United Airlines auf ihrem Morgenflug von Hamburg nach Newark, wo man dann um 9.30 Uhr Ortszeit das Mittagessen mit Steak serviert bekommt. Drei Stunden vergehen, in denen ich arbeite, lese und im guten Bordprogramm einige schöne Audio-CDs höre.

Großes Highlight ist eine traumhafte Aussicht auf Afrikas höchsten Berg, den Kilimandscharo in Tansania, den ich vermutlich als einziger an Bord bestaune, während alle anderen Filme schauen oder schlafen.

Drei Stunden nach dem Start, als sich erstmals Appetit regt, tragen die Damen in ihren weißen Gewändern das Mittagessen auf. Von den zwei Vorspeisen zur Wahl wird mir einfach Thunfisch vorgesetzt.

Ich frage nach der anderen, Austernpilzen mit Reis, und erhalte sie zusätzlich. Beide eher mäßig. Doch dann der Höhepunkt: Ein Buffetwagen rollt an mit äthiopischen Köstlichkeiten. Wer je in Äthiopien war, wird es lieben - und wer das Land nicht kennt, bekommt einen köstlichen Vorgeschmack.

Verschiedene Curries, die mit dem Fladenbrot Injera gegessen werden und hervorragend schmecken, einige auch sehr gut gewürzt. Das Gegenteil von langweiligem, austauschbarem Airline-Essen. Bravo!

Eigentlich bin ich satt, als die echten Hauptgerichte (Huhn, Rind, Fisch oder vegetarisch) kommen und mein Nilbarsch in einer seltsam süßlichen Soße enttäuscht, nach dem äthiopischen Geschmacksfeuerwerk vorher.

Dazu gehört unbedingt einer der wunderbaren äthiopischen Weine, ich probiere den Chardonnay aus dem Rift Valley. Und dann noch ein wenig Käse und Früchte zum Dessert, Tee und Schokolade, und ich bin bereit für Kapstadt wo wir nach 6:05 Stunden pünktlich landen.

Bewertung

Ethiopian Airlines bietet ein hochwertiges Business Class-Produkt zu einem meist recht günstigen Preis. Leider kann sich Afrikas führende Airline bisher nicht entschließen, in ihre moderne Flotte durchgängig Fullflat-Bettsitze einzubauen, die heute bei Premium-Airlines Standard sind.

Diese bleiben zunächst weiter nur den Nutzern der A350 vorbehalten. Sobald das neue Terminal am Drehkreuz Addis Abeba eröffnet, wird sich die Umsteigeeffizienz noch erhöhen. Ethiopian ist ein Vorbild darin, wie geschickt man sein Heimatland in der nationalen Airline bewerben kann.
© Andreas Spaeth | Abb.: Airbus | 19.02.2018 08:09


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