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Air Berlin beginnt 2017 (noch) im Soloflug

FRANKFURT - Das Jahr 2016 hat Air Berlin eben so überstanden, tritt jetzt jedoch den geordneten Rückzug an. Alle Vorzeichen für 2017 stehen auf Zerschlagung, nachdem Lufthansa 38 Flugzeuge ablöst und den Frankfurtern sogar Ambitionen nachgesagt werden, Air Berlin ganz zu schlucken.

Immer im April müssen Air-Berlin-Aktionäre ganz tapfer sein - dann beichtet die schon seit geraumer Zeit angezählte Airline Zahlen.

Der Bilanztermin fällt dieses Mal in den neuen Aufgabenbereich von Thomas Winkelmann - Anfang Februar nimmt der Lufthansa-Mann im Air-Berlin-Cockpit den Platz von Stefan Pichler ein, der nach zwei glücklosen Jahren zurück nach Australien geht. Seine Mission ist krachend gescheitert.

Nachdem Air Berlin sogar im Sommerquartal 17 Millionen Euro Operativverlust verkraften musste, wird unter der Bilanz 2016 erneut eine grellrote Zahl stehen.

Air Berlin
Air Berlin B738 mit CFM56-7BE, © Air Berlin

Allein in den letzten drei Jahren verbrannte Air Berlin 1,27 Milliarden Euro und steht bei ihren Gläubigern inzwischen mit mehr als einer Milliarde Euro in der Kreide. Schon das Jahr 2015 hatte Air Berlin mit einem Rekordverlust von 447 Millionen Euro und negativem Eigenkapital abgeschlossen.

Hauptaktionär Etihad Airways lässt Air Berlin aktuell nochmal 300 Millionen Euro zukommen. Dieser intern festgelegte Kaufpreis für die Tochter Niki, die Etihad in Österreich mit TUIfly zu einem neuen Ferienflieger verschmilzt, ist üppig - immerhin entsprechen 300 Millionen Euro dem Vierfachen des Börsenwerts der gesamten Air Berlin Group.

Finanzielles Luftloch

Doch schon im März droht Air Berlin das nächste finanzielle Luftloch - dann wird eine weitere Wandelanleihe fällig, wie das "Handelsblatt" bemerkt.

Ob Etihad für die Verbindlichkeiten ein weiteres Mal einspringt ist fraglich. Die Airline hält ihr Geld 2017 zusammen und will in Abu Dhabi Personal entlassen - vielleicht sogar ihren umtriebigen Vorstandschef James Hogan, dem der Einstieg in die Milliardengräber Air Berlin und Alitalia angelastet wird.

Inzwischen sucht Etihad die Nähe zur Lufthansa (und umgekehrt). Falke und Kranich fliegen 2017 ausgewählte Strecken gemeinsam im Codeshare. Der "Spiegel" berichtete kurz vor Weihnachten von Überlegungen, nach denen eine Kapitalbeteiligung von Etihad an Lufthansa im Raum stehe.

Inspiriert von den Vorbildern IAG und Qatar Airways könnte Etihad bei Lufthansa einsteigen und neben Air Berlin auch Alitalia an die Frankfurter abgeben. Völlig abwegig ist das nicht, zumindest für den Moment hat es Lufthansa mit einem weiteren Aufpumpen ihrer Günstigsparte Eurowings aber nicht eilig.

Eurowings sei 2017 "mit dem Aufbau von Standorten in München und Palma ausgelastet", stellte der scheidende Eurowings-Chef Karl-Ulrich Garnadt erst Mitte Dezember klar.

Neben 33 Airbus A320 von Air Berlin - fünf Flugzeuge aus dem Leasingdeal bringt Lufthansa bei Austrian Airlines unter - muss Eurowings 2017 auch noch die komplett übernommene Brussels Airlines integrieren. Genug Arbeit für den frisch berufenen Spartenlenker Thorsten Dirks.

Lufthansa hat Zeit


Zumindest vorerst wird Air Berlin mit der verbliebenen Kernflotte von 75 Flugzeugen eigenständig arbeiten.

Air Berlins Mitgliedschaft in der Allianz Oneworld und nicht zuletzt kartellrechtliche Bedenken könnten eine Komplettübernahme durch Lufthansa verlangsamen oder am Ende ganz durchkreuzen, selbst wenn Lufthansa von ihren Aktionären grünes Licht für einen solchen Schritt erhielte.

Mit dem von Thomas Winkelmann überwachten Leasingdeal und dem Etihad-Codehare hat sich Lufthansa taktisch klug positioniert ohne sich in Sachen Air Berlin zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Über nächste Schritte schweigt sich Lufthansa aus - in Frankfurt hat man gerade mehr Zeit als in Berlin und Abu Dhabi.
© aero.de | Abb.: Ingo Lang | 04.01.2017 08:24


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