Gebrauchte Teile
Älter als 7 Tage

Boeing wittert Gewinne auf dem Flugzeugfriedhof

Lufthansa Boeing 747-400
Lufthansa Boeing 747-400, © Lufthansa

Verwandte Themen

CHICAGO - Boeing will mehr Geld mit recycelten Flugzeugteilen verdienen und dafür eventuell einen Zukauf tätigen. "Das ist für uns ein profitables Geschäft", sagte Boeing Marketingchef John Wojick im Juli auf der Farnborough Airshow. "Die Frage ist, ob sich Boeing selbst in diesem Markt engagieren sollte."

Der 3,2 Milliarden US Dollar Markt für gebrauchte Flugzeugteile wächst, weil Airlines und Leasingunternehmen ältere Maschinen oft bereits zehn Jahre vor dem Ende ihres 30-jährigen Lebenszyklus oder sogar noch früher zur Verwertung abgeben.

Boeing ist bereits im Handel mit Flugzeugteilen aktiv und nimmt bei neuen Aufträgen gelegentlich auch Altgerät seiner Kunden in Zahlung. Das Auschlachten dieser Flugzeuge überlässt Seattle bislang aber externen Dienstleistern - der Zukauf eines solchen Unternehmens würde Boeing mehr Kontrolle über die eigene Komponentenversorgung geben.

"Boeing steht vor einer strategischen Entscheidung", sagte Kevin Michaels von der Branchenberatung ICF International. "Das ist eine ihrer Achillesfersen."

Verwerter sind Unternehmen wie Aircraft Demolition, die den bekannten Open-Air-Flugzeugfriedhof Pinal Airpark in Arizona betreibt, aber auch börsennotierte Konzerne wie AAR mit einem Marktwert knapp über der Milliardendollarmarke.

Michaels geht "mit hoher Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass Boeing über einen Zukauf seine Ersatzteilstrategie ändern wird. Potenzielle Übernahmeziele könnten laut Michaels aber teuer sein, denn auch andere Investoren interessieren sich derzeit für das Geschäft mit dem wertvollen Altmetall.

Eine aktivere Rolle Boeings im Handel mit aufbereiteten Komponenten könnte sich zudem negativ auf die Geschäfte der eigenen Konzerntochter Aviall auswirken. Aviall ist der weltweit größte Vertrieb neuer Ersatzteile.

Windschutzscheiben für 25.000 US Dollar

"Es gibt eine hohe Nachfrage nach gebrauchten Teilen, die Leute wollen eben Geld sparen", meint Aircraft Demolition-Mitgründer Tim Zemanovic. Sein Unternehmen zerlegt bis zu 25 Flugzeuge im Jahr. Das Geschäft scheint sich zu lohnen. "Allein eine Windschutzscheibe kann für bis zu 25.000 US Dollar weiterverkauft werden."

Laut einer Studie der ICF werden ab 2023 jedes Jahr etwa 1.000 Flugzeuge auf Abwrackhöfe geflogen werden - mehr als doppelt so viele wie der Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009 von 410 Flugzeugen. Hohe Stilllegungsraten sind die Kehrseite des Auftragsbooms, den die Flugzeugindustrie in den vergangenen Jahren erlebte.

Allein die Schwergewichte Airbus und Boeing verwalten nach Daten von Bloomberg einen Auftragsbestand von 11.000 Flugzeugen in einem Wert von 990 Milliarden US Dollar.

Einige von Boeings Wettbewerbern unterhalten bereits umtriebige Sparten, die sich mit der Komponentengewinnung aus ausgedienten Airlinern beschäftigen. Airbus hat sich dafür am französischen Unternehmen Tarmac Aerosave beteiligt. Delta, die drittgrößte Airline der Welt, kauft alte Flugzeuge zum Ausschlachten gleich selbst an und senkt so ihre Teilekosten.
© Bloomberg, aero.de | Abb.: Lufthansa | 25.08.2014 09:44


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden