Donald Trump
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Boeings China-Syndrom

NEW YORK - Impulskontrolle ist nicht die starke Seite von Donald Trump. Der designierte US-Präsident klinkt sich gerne über Twitter ins Nachrichtengeschehen ein. Am Dienstag zwitscherte Trump 140 Zeichen an die Adresse von Boeing-Chef Dennis Muilenburg. Eine Chiffre in Sachen China.

Was war passiert? Muilenburg hatte sich im "Chicago Tribune" zur Bedeutung des China-Geschäfts geäußert. Bei Boeing beobachtet man mit zunehmenden Unbehagen, wie sich das Trump-Lager in rethorischen und diplomatischen Spitzen an China abarbeitet und mit neuen Spielregeln für den Außenhandel bis hin zu Strafzöllen kokettiert.

Allein die Diskussion ist reines Gift für Boeing - vor fünf Jahren hielt China Airbus-Aufträge zurück, um beim Thema Emissionshandel industriepolitischen Druck auf die EU auszuüben. Verwickelt Trump die USA in einen Handelskrieg wäre Chinas Hebel ungleich größer und Boeing mutmaßlich das erste Opfer.

Denn in diesem Fall würde China seinen enormen Bedarf an zivilem Fluggerät kaum mehr in Seattle eindecken. Erst im September hob Boeing das vemutete Absatzpotenzial bei chinesischen Airlines auf 6.810 neue Flugzeuge in den nächsten 20 Jahren an. Der China-Kuchen ist 1.025 Milliarden US-Dollar groß.

China sei damit der "erste Billionen-Dollar-Markt" für Airliner, unterstrich Boeing-Marketingvorstand Randy Tinseth.

China Airlines Boeing 777-300ER
China Airlines Boeing 777-300ER, © Boeing

Im "Chicago Tribune" erlaubte sich Muilenburg dann auch den vorsichtigen Hinweis, "dass ein großer und weiter wachsender Anteil" der amerikanischen Wirtschaftsleistung auf freiem Handel mit anderen Ländern basiere, was im Fall seines Konzerns Flugzeugexporte nach China einschließe.

"Letztes Jahr haben wir aus unserer Fabrik in Renton 495 Boeing 737 in alle Welt ausgeliefert", sagte Muilenburg der Zeitung. "Jede dritte ging nach China." Boeing sei der größte US-Exporteur.

Twitter-Keile mit der Air Force One

Muilenburgs mahnende Worte reichten aus, um Trump zum Smartphone greifen zu lassen. Minuten nachdem der Artikel online war, brandmarkte Trump Boeing als Abzocker des amerikanischen Steuerzahlers, ohne dabei auf China einzugehen. Als Aufhänger / Aufreger wählte Trump stattdessen die nächste Air Force One.

"Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar", twitterte der designierte US-Präsident. "Streicht die Order!". Später legte Trump sogar noch nach: "Wir wollen, dass Boeing viel Geld verdient - aber nicht so viel Geld."

Das war eine verkappte gelbe Karte - Boeing und Muilenburg sollen sich nicht in die China-Politik des frischgewählten Präsidenten Trump einmischen.

Die Trump-Präsidentschaft wird für Boeing, das ist spätestens seit Dienstag klar, diplomatisch anspruchsvoll. Der Konzern darf weder seinen größten zivilen Exportmarkt China vergrätzen, noch bei seinem wichtigsten Auftraggeber für Rüstungsgüter, der US-Regierung, in Ungnade fallen.

Welche Bedeutung Boeing China beimisst, lässt sich allein an einer neueren Personalentscheidung ablesen. Boeing bestimmte im Oktober Ihssane Mounir zum neuen Chefverkäufer. Bisher war der Manager für den Absatzmarkt Nordost-Asien zuständig und gilt als bestens vernetzt - in China.
© aero.de | Abb.: Boeing | 07.12.2016 14:01


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#11158
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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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