Gewinn steigt trotzdem
Älter als 7 Tage

Desaster um A400M kostet Airbus eine Milliarde Euro

Airbus-Sorgenkinder A380 und A400M
Airbus-Sorgenkinder A380 und A400M, © Airbus

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TOULOUSE - Das Triebwerks-Desaster beim Militärtransporter A400M kommt Airbus teuer zu stehen. Nach monatelanger Prüfung verbuchte der Konzern zur Jahresmitte eine Sonderbelastung von einer Milliarde Euro und sattelte wegen Produktionsproblemen beim A350 noch fast 400 Millionen Euro obendrauf.

"Das Getriebe des A400M-Triebwerks bleibt herausfordernd", sagte Konzernchef Tom Enders am Mittwoch in Toulouse. Das laufende Geschäft hält der Manager aber für intakt - und hält an seinen Gewinnplänen für 2016 fest.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. In Paris gewannen die Airbus Papiere am Morgen zeitweise mehr als drei Prozent an Wert. Zuletzt lagen sie mit 1,64 Prozent im Plus bei 52,55 Euro und gehörten damit zu den stärksten Werten im französischen Index Cac-40 <PCAC.PSE>. Positive und negative Sondereffekte herausgerechnet, waren die Geschäfte des Konzerns besser gelaufen als von Experten erwartet.

Zudem sorgten Sondergewinne in der Bilanz dafür, dass Airbus' Gewinn trotz aller Probleme nicht einbrach, sondern in die Höhe sprang. Wegen des lukrativen Ausstiegs beim französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Dassault und der Gründung eines Raumfahrt-Gemeinschaftsunternehmens mit dem Partner Safran blieben unter dem Strich knapp 1,4 Milliarden Euro übrig, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Im laufenden Geschäft sah es durchwachsen aus. Weil Airbus weniger Flugzeuge auslieferte als geplant, ging der Umsatz um ein Prozent auf 16,6 Milliarden Euro zurück. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn sank um vier Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Auch das lag teilweise an Triebwerksproblemen.

Inzwischen soll das Problem gelöst sein, laut Enders sind die ersten verbesserten Triebwerke eingetroffen. Die bereits vorproduzierten Flugzeuge sollen nun im zweiten Halbjahr ausgeliefert werden und dann in Umsatz und Gewinn einfließen. Zudem steht seit wenigen Tagen auch ein Alternativ-Antrieb zur Verfügung. Wegen der hohen Nachfrage nach dem Flugzeug, das mit gesenktem Kerosinverbrauch glänzt, will Airbus die Produktion ausbauen. Bisher liegen Bestellungen für rund 4700 Exemplare der A320neo-Modellfamilie vor.

Langsamer als gedacht geht es beim Großraumjet A350 voran. Airbus bangt um das Ziel, in diesem Jahr 50 Exemplare des Modells auszuliefern. Der Hersteller beschuldigt Zulieferer, die für die Kabinenausstattung zuständig sind. So kam der Sitzhersteller bei der Lieferung lange nicht hinterher. Und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Fabrice Brégier, warf dem Lieferanten der Bordtoiletten vor, dass die Kabinentüren sich oft nicht schließen ließen.

Die Getriebeprobleme beim Militärflieger A400M dürften den Konzern noch einige Zeit beschäftigen. "Wir verstehen inzwischen viel besser, worin das Problem besteht", sagte Enders, nannte aber keinen Zeitpunkt für eine Lösung. Zuvor war ein erhöhter Materialverschleiß in den Getrieben der Turboprop-Triebwerke bekannt geworden. "Unsere Triebwerkspartner arbeiten intensiv daran", sagte Enders. Was die Kosten angeht, habe er keinen Zweifel daran, mit den Partnern zu einer Einigung kommen.

Die verbuchte Sonderbelastung von gut einer Milliarde Euro umfasst laut Enders eine ganze Reihe von Posten. So fordern Käuferstaaten wie Deutschland Schadenersatz für die Probleme und Verzögerungen, und neben dem Getriebe verlangen auch Risse am Rumpf der Maschinen eine Lösung. Die Bundeswehr hat nach jahrelangen Verzögerungen erst 3 von 53 bestellten Maschinen erhalten.

An seinem Gewinnziel für 2016 hielt Enders am Mittwoch trotz der Schwierigkeiten fest. So soll der operative Gewinn etwa so hoch ausfallen wie im Vorjahr. Doch die Prognosen sind mit einem dicken Sternchen versehen. Alle Einmalbelastungen und Sondergewinne rechnet Airbus bei der Zielerreichung heraus.

Dazu zählen die Belastungen bei der A400M genauso wie die Gewinne aus Aktienverkäufen sowie Veränderungen durch den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen. 2015 hatte Airbus einen um Einmaleffekte bereinigten Gewinn von 4,1 Milliarden Euro erzielt. 
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 27.07.2016 07:35

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Beitrag vom 28.07.2016 - 07:25 Uhr
Auch wenn es jetzt ärgerlich ist, die Entscheidung der europäischen Regierungen, ein europäisches Triebwerk zu verwenden war richtig, andernfalls wäre der Anschluß verloren gegangen und es verbleibt mehr Wertschöpfung im eigenen Land.

Wer weiterkommen will, muß auch mit Rückschlägen umgehen können - Airbus wird damit sicherlich eines Tages Geld verdienen, denn in dieser Leistungsklasse ist der A400M konkurrenzlos.
Beitrag vom 28.07.2016 - 06:52 Uhr
Naja,

beim A400m haben die Kunden schon ordentlich daran mitgewirkt, eine Eierlegende Wollmilchsau wollen, dann ein europaeisches Triebwerk vorschreiben anstatt das vorhandene und erprobte amerikansiche zu nehmen.

Fuer die Suenden zahlt man jetzt.

Trotzdem ist der A400m der, wenn er den endlich mal "fertig" wird und seine Krankheiten ablegt, der leistungsstaerkste und modernste mittelgrosse Militaertransporter, der in fast allen Armeen weltweit benoetigt wird.

Insofern hoffe ich schon darauf, das Airbus damit eines Tages Geld verdienen kann.
Beitrag vom 27.07.2016 - 19:13 Uhr
Na, das ist doch eine gute Nachricht, Sogar die Aktie steigt heute um 5 %.

 http://www.airliners.de/triebwerks-desaster-airbus-gewinnziel-frage/39173


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