Bilanz 2014
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Lufthansa wirbt nach schlechten Zahlen für Ausgabendisziplin

FRANKFURT - Die Lufthansa ringt um ihre Zukunft. Ihr erst vor knapp zehn Monaten ernannter Chef Carsten Spohr muss an allen Fronten kämpfen und neue Geschäftsfelder erschließen. Zum anhaltenden Dauerzwist mit den Piloten könnte nun neuer Ärger mit den Anteilseignern kommen.

Die Aktionäre sollen nach den Vorstellungen des Vorstands für 2014 auf eine Dividende verzichten. Die Anleger sind ohnehin unzufrieden - während der DAX in den letzten Monaten neue Rekorde erstürmte, trat der Kurs der Lufthansa-Aktie auf der Stelle.

Das operative Ergebnis fiel bei einem unveränderten Umsatz von 30 Milliarden Euro mit 954 Millionen Euro zwar 36 Prozent besser aus als 2013, lag aber unter den Erwartungen. Für das verfehlte Ziel von 1,0 Milliarden Euro operativem Gewinn macht Lufthansa Streikkosten in Höhe von 232 Millionen Euro verantwortlich.

Konzernergebnis im Keller


Der ungelöste Tarifkonflikt mit den Piloten dreht sich auch um deren Pensionen. Niedrige Kapitalmarktzinsen erschweren es dem Konzern derzeit, seine Ruhegeldzusagen zu erfüllen. Daneben lasteten Fehlspekulationen beim Treibstoff und vor allem der teuere Verkauf der Sparte Lufthansa Systems auf der Konzernbilanz - die am Freitag veröffentlichten, vorläufigen Zahlen fielen mies aus.

Lufthansa Boeing 747-400
Lufthansa Boeing 747-400, © Lufthansa

Nach internationaler Rechnungslegung IFRS erzielte Lufthansa 2014 unter dem Strich nur noch einen hauchdünnen Überschuss von 55 Millionen Euro nach 313 Millionen Euro im Vorjahr.

Das bei Lufthansa für die Dividende herangezogene Ergebnis nach deutscher HGB-Rechnung fiel hingegen negativ aus. Nach HGB beendet Lufthansa das Geschäftsjahr 2014 mit einem Verlust von 723 Millionen Euro nach einem Gewinn von 407 Millionen Euro 2013.

Vorstand vage, Mitarbeiter misstrauisch

Die Hiobsbotschaft eines 723 Millionen Euro schweren Verlustes nach deutscher Rechnungslegung kam nur einen Tag nach einer großen Personalversammlung in Frankfurt, die eigentlich ein Aufbruch werden sollte.

Spohr und sein Passage-Vorstand Karl Ulrich Garnadt haben bei der verunsicherten Mannschaft für ein "Bündnis für Wachstum und Beschäftigung" geworben, allerdings wenig Konkretes vorgestellt.

Die simple Botschaft lautet: Wenn es gemeinsam gelingt, die Kosten zu senken, ist auch bei der Kerngesellschaft Lufthansa Passage wieder Wachstum möglich. Bis 2020 könne die Flotte um 27 Flugzeuge wachsen und die Besatzung um 1800 Köpfe, verspricht die Lufthansa-Spitze.

Trotz fehlender konkreter Sparvorschläge hat ein Teil der Belegschaft Hoffnung geschöpft. Der Vorstand habe viele üble Gerüchte um drohende Stellenstreichungen abgeräumt, berichtet der Chef der Kabinengewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies.

Dass nun in einer Art Burgfrieden bis zum Sommer konkrete Maßnahmen ohne ständig neue Sparvorschläge gemeinsam überlegt werden sollten, sei positiv. Auf die Wachstumsversprechen könne man den Vorstand später festnageln.

Weniger optimistisch zeigte sich die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). "Ich habe nichts Neues gehört", sagte ein VC-Sprecher hinterher. Der tiefgehende Tarifkonflikt mit den Piloten ist keineswegs ausgeräumt und auch mit den verträglicheren Ufos kann es noch schwierig werden, wenn Pensionen und Übergangsansprüche Tausender Flugbegleiter zusammengestrichen werden sollen. Die Verhandlungen sind bereits einmal gescheitert.

Gewerkschaft und Lufthansa konnten sich danach noch nicht einmal auf einen gemeinsamen Schlichter einigen, sondern benannten mit Herta Däubler-Gmelin (SPD) und Friedrich Merz (CDU) eine Doppelspitze wie Feuer und Wasser.

Piloten passt die Flugrichtung nicht


Den Piloten passt die ganze von Spohr eingeschlagene Richtung nicht, innerhalb des Konzerns vor allem die Billigangebote zu päppeln, um gegen Konkurrenten wie Ryanair und Easyjet bestehen zu können.

Auf der Billig-Plattform "Eurowings" werden künftig Crews beispielsweise der deutsch-türkischen SunExpress um die Welt fliegen - zu Gehältern, die 30 bis 40 Prozent unter denen der alteingesessenen Lufthanseaten liegen.

Die Personalrekrutierung sei kein Problem, berichtet SunExpress-Chef Paul Schwaiger: "Piloten gibt es in Europa genug."

Ob mit den neuen Angeboten auch auf der Langstrecke tatsächlich Geld verdient werden kann, bezweifeln nicht nur die Piloten. Sie weisen auf das Vorbild der British Airways, die sich längst aus der umkämpften Kurz- und Mittelstrecke verabschiedet hat und nun kostengünstig und lukrativ London-Heathrow mit dem Rest der Welt verbindet.

Lufthansa muss weiter sparen


Die Lufthansa muss wie auch ihr noch stärker gebeutelter Konkurrent Air France/KLM weiter sparen.

Im vergangenen Jahr hat der Dax-Konzern als Ballast bereits die eigenen Rechenzentren an IBM ausgelagert und muss dafür kräftig draufzahlen, allein rund 200 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Erst langfristig soll sich das Geschäft lohnen.

Für die auch nach internationalen Regeln dürftigen Zahlen sorgten aber auch Fehlspekulationen bei der Kerosin-Preissicherung und die steigenden Pensionslasten.

Der Sparkurs geht weiter: Laut "Manager Magazin" bereitet die Lufthansa-Führung mit der Unternehmensberatung McKinsey eine umfassende Neuorganisation des Managements vor. Während die Lufthansa bisher stark auf die Eigenständigkeit ihrer Töchter Swiss und AUA baute, soll künftig deutlich mehr zentral erledigt werden.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 21.02.2015 12:04

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Beitrag vom 24.02.2015 - 20:04 Uhr
@FrequentC
Die DAG hat Mitte der 90er Jahre mehrfach bekundet, daß sie sich nicht für die Interessen der 3.500 LH-Piloten einsetzen wolle, da diese gegenüber der Gesamtzahl der LH-Mitarbeiter (damals knapp 100.000) eine privilegierte Minderheit darstellen würden.
Und schon wieder sind die anderen dran schuld.

Und warum wollen sie die Schuld immer bei der VC sehen und nie bei Anderen?

Oder wolltet ihr 1968 schon was besseres sein.

Warum soll jemand etwas besseres sein wollen, weil er zu einem berufsspezifischen Verband gehört? Viele Gewerkschaftsmitglieder sind auch im VDI oder VDE etc. Auch diese treten für die Interessen ihrer Mitglieder in einer Form ein, wie es die VC ab 1968 ursprünglich getan hat.

Ob und wie weit sich die DAG nicht um euch gekümmert hat, kann ich nicht sagen. Aber recht war es euch doch.

Offenbar nicht, denn sonst wären die Piloten nicht aus der DAG ausgetreten und hätten die VC ab da auch als Gewerkschaft genutzt. Zu unterstellen, dass dies von Anfang an der Sinn der VC war, macht keinen Sinn dann sonst hätte man sie gleich als Gewerkschaft gegründet.

Aber anscheint wollten damals schon 3,5% der Belegschaft was besseres sein. Oder warum gibt es dann nicht für jede Sparte eine Einzelgewerkschaft.

Also erst mal gibt es durchaus für zahlreiche Sparten der LH Einzelgewerkschaften (UFO, VC, Ver.di..), die sich oft analog aus ähnlichem Grund gegründet wurden. Und zu sagen, dass auch nur eine dieser Gruppen etwas Besseres sein wollte, ist mit Verlaub gesagt eine Unverschämtheit.
Die Gewerkschaft, die nach Ihrer Auffassung für ALLE verhandeln soll, hatte deutlich gemacht, dass sie sich um eine/mehrere der Mitgliedergruppen NICHT kümmern will, da diese privilegiert sei/en. Das ist genau das Gegenteil dessen, was Sie ja selbst von einer Einheitsgewerkschaft verlangen/wünschen.

Wenn der Arbeitgeber in keinem Verband ist, ist es klar das ein Haustarif verhandelt wird. Nur kann der auch von einer Gewerkschaft verhandelt werden, welche sich um mehrere Sparten oder alle Gefolgschaftsmitglieder in der Firma kümmert.

Siehe oben! Wenn sie sich um ALLE kümmert und entsprechend für die Interessen ALLER Gruppen verhandelt wäre das sicher wünschenswert und von Vorteil für alle Mitarbeiter. Dies war aber damals offenbar nicht mehr der Fall. Überspitzt formuliert hatte sich die DAG damit ja sozusagen selbst zur "Spartengewerkschaft der weniger Privilegierten" erklärt.
Im übrigen ist es in vielen Firmen die aus dem Verband ausgetreten sind durchaus üblich, dass kein geschlossener Haustarifvertrag existiert, sondern einzelvertragliche Regelungen gelten oder nach Gruppen und Standorten getrennte Lösungen ausgehandelt werden.

Wo steht im Tarifrecht, das jede Sparte eine eigene Gewerkschaft braucht.
Das Tarifrecht sieht aber auch keine Einheitsgewerkschaften vor, sondern nur die entsprechenden Freiheiten. (Wegen des geplanten Gesetztes zur Tarifeinheit freuen sich schon die Anwälte und haben die Verfassungsklagen auch schon aufgesetzt) Hier kann ich nur @kessler68 zustimmen.

Auch mal an das Arbeitsklima gedacht. Wenn jeder einen anderen Tarif hat, wird es ein fabelhaftes Betriebsklima geben. Wenn aber jeder nur an sich denkt, sagt das alles.

Siehe oben! Sicher ist es schlecht für das Arbeitsklima, wenn jede Gruppe nur an sich denkt bzw. denken muss, aber ist es besser, wenn die größte Gruppe eine oder mehrere kleinere Gruppen ignoriert?

PS: Mein Arbeitgeber ist auch nicht im Verband. Da halten alle Gewerkschaftsmitglieder in einer Gewerkschaft zusammen. Auch die die besser gestellt sind und dadurch den leichter ersetzbaren Kollegen den Rücken mit frei halten und als Einheit auftreten.

Aha. Und wieviele der Besserverdienenden sind außertarifliche Angestellte? Wie ist die Mitgliederverteilung bei den Berufs-/Gehaltsgruppen? Gibt es im Tarifvertag gruppenspezifische Regelungen?
Ich weiss nicht, was sie Arbeiten und ob sie beruflich häufig und weit reisen, wie es ihr Nickname vermuten lässt, aber was würden sie in diesem Falle z.B. empfinden, wenn ihre Gewerkschaft beschließt, z.B. ab sofort die Interessen der Vielflieger nicht mehr zu vertreten und es zulässt, dass die Firma, die Reisezeit nur zur Hälfte und max. 4 Stunden pro Tag als Arbeitszeit anrechnet, auch auf Langstrecke Eco und die billigste Airline vorschreibt, auch wenn dies längere und ungünstige Reisezeiten mit Umsteigen zur Folge hat, für die Dauer eines Auslandsaufenthaltes keine Spesen, Verpflegungsmehraufwandspauschalen mehr zahlt und auch die Übernachtungskosten nur noch max. bis zur steuerlichen Hotelpauschale erstattet, weil alles andere ja eh nur Privilegien sind und sie ohnehin schon auf Firmenkosten die ganze Welt sehen?
Sicher, sie loben die Gewerkschaft weil die ja nichts dafür kann und nur an das Wohl der Firma und der anderen Mitarbeiter denkt. Oder suchen sich dann einen neuen Arbeitgeber, weil ihnen das denn doch nicht passt. Oder würden Sie da eventuell doch eher für sich selbst nach einer besseren Lösung mit dem Chef suchen?

Und ich bin nicht neidisch auf die Piloten. Nur sollten sie auch an ihre Arbeitskollegen denken und die Realität nicht außer acht lassen.

Da sind wir wieder bei dem Problem der rechtlichen Situation, die Vertretung der Piloten darf das (offiziell) nicht und kann sich daher diesbezüglich auch nicht äussern.
Und ob der Kampf gegen die offenbar bei LH beabsichtigte Abschaffung der Altersvorsorge nicht vielleicht doch schon seit langem indirekt auch im Interesse der anderen Gruppen erfolgte wäre auch noch eine Frage. Ver.di hat da ja inzwischen auch schon die entsprechende Forderung der GL auf den Tisch bekommen und sich umgehend geweigert darüber auch nur zu verhandeln.

Es geht mir nicht darum, ob die Pilotengehälter oder andere Tarifbestandteile gerechtfertigt sind oder nicht. Ich kann nur nicht akzeptieren, dass nur diese eine Berufsgruppe hier dafür angegriffen wird, dass sie ihre Rechte nutzt und sich gegen die Kündigung und Nichteinhaltung von Tarifverträgen wehrt.
Wenn ein Arbeitgeber Betriebsversammlungen behindert, die Nachwirkung von gekündigten Betriebsvereinbarungen/Tarifverträgen leugnet und Vorschläge zu Schlichtungen einer Gewerkschaft ablehnt etc. weckt das in mir aber auch nicht unbedingt den Eindruck, dass auf dieser Seite ein besonders ausgeprägtes Rechtsempfinden besteht, weshalb man als Gewerkschaft zurückstecken sollte.

Ich persönlich fände eine einheitliche Vertretung ggü. der GL auch besser. Ich würde mir da für den Anfang insbesondere bei den Punkten die nicht gruppen- oder berufsspezifisch sind z.B. eine Tarifgemeinschaft der Einzelgewerkschaften wünschen. Aber das ist in der aktuellen Situation auf Grund der bestehenden Tarifverträge nicht so einfach möglich. Schon clever von LH die TVs nicht alle gleichzeitig zu kündigen...

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2015 20:46 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 24.02.2015 - 11:16 Uhr
Na FrequenC, dann basteln sie sich mal mit ihrem Halbwissen weiter ihre Welt zurecht, wo die Guten und die Bösen von Anfang an feststehen und der Rest der Geschichte wird dann so zurechtgebogen, dass es immer passt.
Dann wollen wir der IG Metall auch mal vorwerfen, dass sie sich nicht um Verdi kümmert, weil sie ja so arrogant ist.
Arbeitnehmer nehmen ein Grundrecht war.
Wer meint, er hätte da reinzuquatschen,der hat grundsätzlich etwas nicht begriffen.
Beitrag vom 24.02.2015 - 10:48 Uhr
Und schon wieder sind die anderen dran schuld.
Natürlich.
Wer bricht denn Tarifverträge, betreibt Lohndumping und lagert Firmenteile ins Ausland aus?

Und ich bin nicht neidisch auf die Piloten.
Nein, nein. Gar nicht.
Getretene Hund bellen, sagt der Volksmund.


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